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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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auf dem Schreibtisch ein Saphirmanschettenknöpfchen stibitzt und sich damit aus dem Staub gemacht hatte.
    Jury war nur Zaungast, in der Hand die Akte, die er auf Geheiß von Racer hatte bringen sollen: Es ging einmal wieder um Danny Wu, von dem Chief Superintendent Racer, wie Jury meinte, besessen war. Diese Besessenheit hatte sich für Jury und Wiggins inzwischen schon prächtig ausgezahlt. Denn sie bot ihnen immer eine gute Ausrede, in seinem Restaurant in Soho zu speisen. »Sie hätten das Samtkästchen eben nicht da stehen lassen und zum Mittagessen gehen dürfen«, sagte Fiona wie so manche, die hinterher immer schlauer sind.
    Racer musste an einer offiziellen Veranstaltung teilnehmen und brauchte seine Manschettenknöpfe (»und zwar alle«, hatte er gesagt).
    »Saphire? Finden Sie das nicht ein bisschen, äh, dick aufgetragen?« Diese unerwünschte Meinung wurde (eben weil sie unerwünscht war) vom (laut Racer) menschlichen Pendant des Katers Cyril geäußert, nämlich von Police Detective Jury. »Sie wollen doch nicht etwa dem Chief Constable die Schau stehlen, oder?«
    Chief Superintendent Racers Gesicht rötete sich in einem erschreckenden Ausmaß. Vor lauter wütender Verzweiflung schien sein Kopf wie ein Ballon anzuschwellen - als befürchtete er, dass die Portion Wut zur Verteilung zwischen den dreien (Cyril, Fiona, Jury) sonst nicht reichte.
    Die Leiter, die Racer nun erklomm, war von einem der Haushandwerker herbeigeschafft worden, der gefragt hatte, ob der Chief Superintendent vielleicht ein Bild aufgehängt haben wolle.
    »Nein!«, sagte Racer in einem Ton, als wolle er die gesamte sichtbare Welt für null und nichtig erklären. Ziemlich betreten war der Haushandwerker von dannen gezogen, wie Fiona Jury haarklein berichtet hatte.
    Jetzt hatte Racer die Leiter an die Wand gelehnt, sie erklommen und in die kleine Vertiefung gespäht, in die die Lichtquelle eingelassen war, eine Vertiefung, in der auch Gegenstände in Katzengröße untergebracht werden konnten. An sämtlichen Wänden entlang waren in einer Reihe direkt unter der Decke lauter winzige Lämpchen angebracht und von einer Stuckblende kaschiert (in Katzenkörperhöhe, falls die Katze sich im liegenden Zustand befand).
    Während Racer oben links und rechts guckte, sparte sich Jury den Hinweis, Cyril könnte doch mühelos um die Ecke schlüpfen und in der Vertiefung an der anderen Wand verborgen sein, für die Racer bereits Entwarnung gegeben hatte. Genüsslich in diesem Montagmorgengefühl schwelgend und seiner sonntäglichen Depression ein Weilchen enthoben, sah Jury hinauf - nicht zu der Deckenbeleuchtung, sondern zu einer anderen Lampe, einer Eisenstange, die in zwei Glühlampen endete. Diese waren ihrerseits von einem schicken, wie eine große Schüssel aussehenden Kupferschirm bedeckt. Ein wahrhaft perfektes Plätzchen für eine Katzensiesta, wie Jury just mit eigenen Augen bezeugen konnte, falls das Stückchen Pfote, das dort über den Rand hing, ihn nicht täuschte.
    Entnervt kam Racer die Leiter herunter, den Rücken zur Pfote. »Dann stelle ich jetzt wieder die Falle.« Er rieb sich schon die Hände. »Das nächste Mal, wenn dieser räudige Pelzball sich blicken lässt, ist aber wirklich das letzte Mal, verstanden, Miss Clingmore?«
    Die karamellfarbene Pfote wurde eingezogen. Siesta gestört. Jury seufzte voller Neid auf so viel Kaltblütigkeit.
    Die Leiter hinter sich herziehend, ging Racer ins Vorzimmer, nahm den Hörer ab, als das Telefon auf Fionas Schreibtisch klingelte, und brüllte etwas hinein. Cyril setzte sich im Kupferschirm auf und schätzte die Entfernung ab. Er war so schnell und so gelenkig, dass die Polizei ihn, wäre er ein Gauner gewesen, niemals geschnappt hätte. Wie beim Vortanzen fürs Royal Ballet machte Cyril einen Satz, vollführte eine anmutige Kurve in der Luft, um dann auf allen vieren auf Racers Schreibtisch zu landen. Während Racer draußen blaffte, machte Cyril Katzenwäsche. Als er hörte, wie der Hörer aufgeknallt wurde und sich durch andere mikroskopische Bewegungen und Geräusche die Rückkehr des Chief Superintendent ankündigte, flitzte Cyril vom Schreibtisch und verdünnisierte sich darunter.
    »Zum Teufel damit«, sagte Racer. »Da. Machen Sie das auf und stellen Sie die Falle.« Im hohen Bogen ließ Racer eine Büchse Sardinen auf seinen Schreibtisch niedersausen. Mit der Geste eines Matadors, die Cyrils Bewunderung gefunden hätte, wirbelte er sodann seinen Mantel vom Garderobenständer und

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