Großadmiral Thrawn 01 - Erben des Imperiums
sah über den Tisch hinweg Leia an. »Es ist keine Frage mangelnden Engagements, Admiral«, widersprach er. »Die meisten Schmuggler sehen lediglich keinen Vorteil darin, ihre illegalen Aktivitäten aufzugeben und ins legale Frachtgeschäft einzusteigen.«
»Vielleicht ist es eine Frage mangelnden Vertrauens«, erklang eine melodische nichtmenschliche Stimme. »Was meinen Sie?«
Han schnitt eine Grimasse. »Gut möglich«, sagte er und zwang sich, Borsk Fey’lya anzusehen.
»Möglich?« Fey’lyas violette Augen wurden groß, und das feine, cremefarbene Fell, das seinen Körper bedeckte, sträubte sich leicht. Bei den Bothan war dies eine Geste höflichen Erstaunens, und Fey’lya schien sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit einzusetzen. »Sie sagten möglich, Captain Solo?«
Han seufzte leise und resignierend. Fey’lya würde ihn ohnehin dazu bringen, es mit anderen Worten auszudrücken, wenn er nicht nachgab. »Einige der Banden, mit denen ich gesprochen habe, trauen uns nicht«, gestand er. »Sie halten das Angebot für eine Falle.«
»Wegen mir – natürlich«, grollte Ackbar. Seine lachsfarbene Haut verdunkelte sich. »Müssen Sie denn immer wieder auf diesen Punkt zurückkommen, Rat Fey’lya?«
Fey’lyas Augen weiteten sich erneut, und eine Weile starrte er schweigend Ackbar an, bis die Spannung am Tisch unerträglich zu werden drohte. Seit Fey’lya seinen großen bothanischen Volkstamm nach der Schlacht um Yavin in die Allianz eingebracht hatte, gab es Reibungen zwischen den beiden. Fey’lya hatte von Anfang an versucht, Macht und Einfluß zu gewinnen, und dabei auch vor Winkelzügen nicht zurückgeschreckt, um seinen offen verkündeten Anspruch auf eine hohe Position in dem neuen politischen System durchzusetzen, das derzeit unter Mon Mothmas Führung entstand. Ackbar hielt derartige Ambitionen für eine schreckliche Verschwendung von Zeit und Energie, insbesondere angesichts der prekären Lage, in der sich die Allianz befand, und mit der für ihn typischen Unverblümtheit hatte er mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg gehalten.
In Anbetracht von Ackbars Ruf und großen Erfolgen bestand für Han kein Zweifel, daß Fey’lya früher oder später auf einen relativ unbedeutenden Posten in der Neuen Republik abgeschoben worden wäre… hätten nicht Fey’lyas Bothan-Spione den neuen imperialen Todesstern aufgespürt.
Han war damals mit wichtigeren Dingen beschäftigt gewesen und hatte so nie erfahren, wie es Fey’lya gelungen war, diesen Erfolg in seine derzeitige Stellung im Rat umzumünzen. Und wenn er ehrlich zu sich selbst war, so wollte er es auch nicht wissen.
»Ich versuche nur, mir über die Situation im klaren zu werden, Admiral«, sagte Fey’lya schließlich in die lastende Stille. »Es nützt uns wenig, einen so wertvollen Mitarbeiter wie Captain Solo ständig auf diese Kontaktmissionen zu schicken, wenn sie von vornherein zum Scheitern verurteilt sind.«
»Sie sind nicht zum Scheitern verurteilt«, warf Han ein. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Leia ihm einen warnenden Blick zuwarf. Er ignorierte es. »Die Sorte Schmuggler, die wir brauchen, sind konservative Geschäftsleute – sie überlegen zuerst, bevor sie in ein neues Projekt einsteigen. Sie werden kommen.«
Fey’lyas Fell sträubte sich erneut. »Und bis dahin verschwenden wir Zeit und Energie mit sinnlosen Aktionen.«
»Hören Sie, man kann nicht…«
Vom anderen Ende des Tisches drang das gedämpfte, fast zurückhaltende Klopfen eines Hammers. »Die Schmuggler warten auf ein Ereignis«, sagte Mon Mothma ruhig und bedachte die am Tisch Versammelten mit einem strengen Blick, »auf das auch der Rest der Galaxis wartet – auf die formelle Wiederherstellung der Prinzipien und Gesetze der Alten Republik. Das ist unsere erste und vordringlichste Aufgabe, meine Herren Räte. Die Neue Republik darf nicht nur ein Name bleiben.«
Han sah Leia an, und diesmal war er es, der ihr einen warnenden Blick zuwarf. Sie verzog das Gesicht, nickte aber andeutungsweise und schwieg.
Nach Mon Mothmas Worten dehnte sich das Schweigen, und erneut ließ sie ihre Blicke um den Tisch wandern. Han musterte sie und bemerkte die tiefen Linien in ihrem Gesicht, die grauen Strähnen in ihrem Haar, die Zerbrechlichkeit ihres dünnen Halses. Seit ihrer ersten Begegnung während der Bedrohung durch den zweiten Todesstern des Imperators war sie sichtlich gealtert. Seit damals hatte sich Mon Mothma der schier übermenschlichen Aufgabe gewidmet, eine
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