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Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
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verlorene Hühner«, tadelte Glück; »eilt euch.« »Was mich betrifft   …«, sagte Ungemach und schwang das rechte Bein verwegen über den Höcker seines Kamels; aber da stand das Kamel auch schon
     auf, und Ungemach konnte den Satz nicht mehr zu Ende bringen, denn er musste sich am Sattelbogen festhalten.
    Siebenstern kam aus der Jurte zurück. »Vater«, sagte sie, »derHund gehört nicht mehr mir, er soll mit Kompass-Berg und Großer-Tiger gehen.«
    »Recht so«, rief Naidang erfreut, »das nenne ich einen glücklichen Gedanken. Hund, du darfst mit!«
    Ungemach erschrak, als er das hörte. »Der Unglückshund«, murmelte er, und die Mundwinkel fielen ihm herunter. Aber der Pudel
     sprang fröhlich bellend an Naidang empor. Er hatte gefürchtet, wieder einen Strick um den Hals zu kriegen und dableiben zu
     müssen. Jetzt lief er überall herum und versuchte durch Gebell den Aufbruch zu beschleunigen. Als die Kamele nacheinander
     aufstanden, hüpfte er so ausgelassen, dass sie nach ihm traten. »Die schlechte Sache beginnt«, sagte Ungemach, »es gehört
     sich nicht, dass ich meine Meinung über den Hund loslasse, aber man sollte daran denken, dass ich bloß aus Höflichkeit nichts
     sage.«
    Naidang war als einziger zu Pferd. Er hatte die lederne Satteltasche bei sich, und in der Satteltasche war weiter nichts als
     die Flasche, die Naidang für alle Fälle frisch gefüllt hatte.
    »Ich komme heute Nacht zurück«, rief er Siebenstern über die Schulter zu, und dann setzte er sich an die Spitze des Zuges.
    Nach ihm ritt Glück auf einem stolzen Kamel. Er hatte keine Satteltasche und auch sonst keine Gegenstände an den Sattel zu
     hängen, aber er trug die Pistolentasche am Schulterriemen mit der Pistole darin. Das sah prachtvoll aus und sehr kriegerisch,
     denn die rote Seidentroddel fiel in Wellen über den grauen wattierten Rock, und das machte viel aus. Dann kam Ungemach. Er
     war bei weitem besser ausgerüstet. Vor sich hatte er den Mantel mit den Goldknöpfen liegen, der ihm die Knie wärmte; um die
     Schulter hing das große Gewehr, mit dem er unfehlbar schießen konnte, und die zehn Patronen trug er in der Rocktasche. Man
     sah sie nicht, aber jeder, der Ungemach erblickte, musste angesichts der ernsten Haltung auf Ungewöhnliches schließen. Ein
     wenig lehnte er rückwärts gegen den Sattel, doch das kam, weil er das Lastkamel an einem Strick hinter sich drein führte.
     Es trug vorläufig nur das Zelt mit den Stangen, die auf und nieder wippten, und obendrauf lag der Spaten Ungemachs und der
     Fellmantel von Christian. AmSchluss ritten Großer-Tiger und Christian, die als echte Kamelreiter frei im Sattel saßen und den Daschior am Handgelenk trugen.
    »Euer Weg sei leicht und gut«, rief Siebenstern.
    »Wir wünschen Frieden«, rief Großer-Tiger.
    Christian wollte auch was rufen. aber es gelang nicht gut weil er sich auf die Zunge beißen musste, um nicht zu weinen. Er
     winkte Siebenstern mit beiden Händen, und Siebenstern rief: »Sä Jabonah!«
    Sie rief noch einige Male, bis es nicht mehr ging. Aber da waren die Reiter schon weit weg, und keiner sah, wie sie weinte,
     und niemand hörte, wie sie am Boden kauernd »Unglück! Unglück!« wimmerte. Nicht einmal der Pudel war da, um sie zu trösten.
    Er lief voraus, und er war der Erste über dem Närin-Gol. Er schüttelte das Wasser aus dem Fell, man sah seine Augen wie glänzende
     schwarze Knöpfe blinken, und dann rannte er die Böschung hinauf und wieder herunter, bis alle beisammen waren. Dabei bellte
     er laut.
    »Er freut sich so«, sagte Großer-Tiger.
    »Auf das Ende kommt es an«, gab Ungemach bekannt.
    Christian bedeutete Großer-Tiger, ein wenig zurückzubleiben, und als Ungemach nicht mehr hören konnte, was gesprochen wurde,
     ritten sie eine Weile nebeneinander, bis Christian sagte: »Jetzt müssen wir dem Pudel einen Namen geben.«
    »Er hat doch einen«, sagte Großer-Tiger.
    »Er heißt Hund«, widersprach Christian, »aber Hund ist kein Name. Ich habe noch nie gehört, dass jemand Hund heißt.«
    »Da hast du schlecht aufgepasst; es gibt haufenweise Leute die Hund heißen. Wenn wir nach Peking kommen, wird niemand wissen,
     dass ›Nochoi‹ ein Hund ist. Viele Menschen werden fragen: ›Wie nennt ihr diesen schwarzen Teufel?‹ und wir werden antworten:
     ›Er heißt Nochoi.‹ Klingt das nicht herrlich?«
    »Es klingt nicht schlecht«, gab Christian zu.
    »In Peking«, fuhr Großer-Tiger fort, »gibt es kaum ein Stück

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