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Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
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undauf die größte der Steinhalden führte der Weg. Dort verlor er sich, und man konnte nur hoffen, dass er später wieder auftauchen
     würde.
    »Halt!«, befahl Glück, »wir machen Lager.«
    »Bolna!«, rief Christian erfreut, doch dann fiel ihm ein, dass sie erst ein kurzes Stück marschiert waren. Geschwind rechnete
     er an den Fingern die Tage nach, die bis zum Vierten des dritten Monds blieben.
    »Neun Tage haben wir noch«, flüsterte er Großer-Tiger zu, und Großer-Tiger sagte leise: »Es gibt keine Hilfe.«
    »Dieser Platz«, bemerkte Glück, »sieht nach Wasser aus.«
    »Lasst den Unglückshund los«, riet Ungemach, »er ist nicht unbegabt.«
    Der Pudel war dankbar, als Christian ihm das Halsband abnahm, aber er begriff nicht, was er tun sollte. Er freute sich über
     die wiedergewonnene Freiheit, rannte herum und bellte. »Ossu!«, rief Christian, und »Ossu!«, rief Großer-Tiger, aber der Pudel
     bellte bloß.
    »O ihr Himmlischen!«, seufzte Ungemach, »jetzt versteht er kein Mongolisch mehr.«
    Glück war inzwischen die Steinhalde hinaufgestiegen, um zu erkunden, ob der Weg oben weiterführe. Ungemach blieb bei den Kamelen,
     und Christian und Großer-Tiger sagten: »Hund, komm mit!« Sie gingen am Rand des Gerölls entlang, wo Dornsträucher wucherten
     und wo es einen runden freien Platz gab, auf dem der Schatten eines Felsenhangs lag. Der Platz war glatt wie eine Tenne und
     gegen die Hochebene von Tamarisken umsäumt. In dem Schatten der Felsen war es kalt und dunkel, aber Großer-Tiger begriff sofort,
     dass der schwere Stein in der Mitte nicht von ungefähr dahin gerollt war. Auch Christian merkte was. Er sagte: »Wir wollen
     das Brunnenloch öffnen.«
    Sie rollten den Stein beiseite, und da sie nun schon alte Karawanenleute waren, entfernten sie den Sand, bevor sie die Bohlen
     hoben. Dann riefen sie Ungemach. Er kam mit den Kamelen, und nachher kam auch Glück, denn er hatte die Straße der Nachdenklichkeit
     oberhalb der weißen Geröllhalde wiedergefunden.
    »Ihr habt einen brauchbaren Platz entdeckt«, lobte Glück, »wir wollen das Zelt aufschlagen.«
    »Wasser ist auch da«, sagte Großer-Tiger, »unser Hund besitzt das, was man Verstand nennt.«
    »Er ist kein gewöhnlicher Hund«, versicherte Christian.
    Sie stellten sich neben den Pudel, und weil sie nicht gerade gelogen hatten, wurden sie auch nicht rot.
    Da entschuldigte sich Ungemach, aber Großer-Tiger sagte: »Keine Erwähnung deswegen, unser Hund ist gewohnt, dass sein Wert
     verkannt wird.«
    »Das arme Tier«, sagte Glück, und dann wurde zum ersten Mal das Zelt mit Fröhlichkeit aufgerichtet und ohne Eile. Die Sonne
     stand im Westen über unendlich gezahnten Gebirgsketten, aber vielleicht waren es gar keine Gebirge. Am Ende waren es Hügel
     oder Dünen, und sie sahen bloß aus wie Berge, weil sie weit weg waren und weil es nichts Hohes zum Vergleichen gab. Sie funkelten
     prächtig, und die Ränder des Himmels färbten sich purpurrot wie damals in Durben-Mot. Der feurige Sonnenball schwebte langsam
     zur Erde. Dann wurde es rasch dunkel.
    Christian und Großer-Tiger trieben die Kamele zusammen, die an den Tamarisken knabberten, und der Pudel war auch dabei. Überhaupt
     ging es zu wie bei einer sehr erfahrenen Mannschaft, bei der jeder seine Arbeit kennt und ohne Aufhebens verrichtet. Glück
     sammelte Tamariskenholz und holte Wasser, Ungemach kochte wieder einmal Nudeln, und Christian und Großer-Tiger tränkten die
     Kamele und banden sie an die Leine. Nach dem Essen, als das Feuer noch ein wenig flackerte, begann Glück mit einer Rede.
    »Da es so weit gekommen ist   …«, sagte er.
    »Entschuldige«, unterbrach ihn Ungemach, »erst kommt die Gesundheit.«
    »Was kommt?«, erkundigte sich Glück ärgerlich.
    »Knoblauch«, sagte Ungemach; »es ist das beste Gemüse, und es ist wegen der Gesundheit.« Er verteilte einige Knoblauchzehen,
     und als sich alle dem Genuss hingaben, begann Glück wieder: »Nachdem es so weit gekommen ist, dass der Mond abnimmt, müssen
     wir etwas dagegen tun. Sein Gleichgewicht hatgelitten, aber sein Licht reicht aus, um die Straße der Nachdenklichkeit zu finden. Deshalb müssen wir bald nach Mitternacht
     aufstehen und bis zum Vormittag marschieren. Denn die Kamele müssen untertags ihr Futter suchen. Es ist nicht die angenehmste
     Art zu reisen, aber was bedeutet das schon?«
    »Es bedeutet nichts«, riefen Großer-Tiger und Christian begeistert.
    »Herzlichen Glückwunsch zu

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