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Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
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aber erst am Abend in Küh-Wasser, als Glück ihnen das alles auseinandersetzte.
    Jetzt blickten sie mit Staunen in die ungeheure Weite, und sie fuhren zusammen, als Glück tüt, tüt machte. Die Pferde, die
     in der Nähe weideten, stoben davon, und Christian und Großer-Tiger schauten, was es gebe. Sie sahen auch sofort, was Glück
     meinte.
    Ein schmaler Pfad zweigte nach Süden ab, und wenn man scharf hinsah, erblickte man die frische Hufspur eines Pferdes. Ganz
     weit weg sah man den Reiter, und das war der Lama Donnerkeil, der es eilig hatte, dem Sunit-Wang zu begegnen.
    Die Fahrt ging munter voran. Glück konnte so schnell fahren, wie er wollte, nirgends gab es ein Hindernis. Der Motor surrte,
     und Glück trällerte ein Lied, so fröhlich war er. Nach zwei Stunden kam aus dem Süden ein ausgetretener Kamelpfad. Da öffnete
     Glück das Fensterchen, und als Großer-Tiger und Christian aufstanden und hören wollten, was es gebe, sagte Glück: »Hier ist
     der große Karawanenweg von Kwei-Hua nach Hami. Steht er auf deinem Geländebild geschrieben, Kwi-Schan?«
    »Ich werde nachsehen, befehlender Herr.«
    »Halt einmal zwei Augenblicke«, sagte Grünmantel freundlich.
    »Wozu?«, fragte Glück.
    »Wenn es so ist, wie du sagst«, entgegnete Grünmantel, bleibt es dann dabei, dass wir bis Küh-Wasser auf diesem Wege fahren?«
    »Wir fahren auf diesem Weg«, erwiderte Glück, »und wir werden auf ihm nach Sinkiang fahren. Es gibt zwar ein paar Abweichungen   …«
    »Bei den Vier-Bäumen zum Beispiel«, sagte Grünmantel weise.
    »Ich merke, du kennst dich aus«, lobte Glück.
    »Ja«, sagte Grünmantel selbstgefällig, »von jetzt an kenne ich mich aus. Deshalb sollst du halten, denn wir wollen die Plätze
     wechseln.«
    »Wie!«, rief Glück, »verstehe ich dich richtig oder falsch?«
    »Wir haben doch darüber gesprochen«, erwiderte Grünmantel leise und schloss das Fensterchen.
    Bald darauf hielt der Wagen. Glück und Grünmantel wechselten die Plätze, und nachdem er ein bisschen holprig geschaltet hatte,
     fuhr Grünmantel los, als ob er ein alter Fahrer wäre. Im Anfang ging es etwas hin und her; aber das dauerte nur kurze Zeit,
     und hernach folgte der Wagen schnurgerade dem Kamelpfad. Christian und Großer-Tiger setzten sich still auf ihre Plätze. Trotzdem
     es gar nicht kalt war, zogen sie die Mäntel enger um die Schultern und schlugen die Pelzkragen hoch.
    »Es gibt keine Hilfe«, sagte Großer-Tiger düster.
    »Es gibt keine Hilfe«, bestätigte Christian.
    »Wie!«, rief Großer-Tiger, »du sagst auch, es gibt keine Hilfe? Das darfst du nicht tun. Du musst etwas anderes sagen.«
    »Es fällt mir nichts anderes ein.«
    »Kwi-Schan!«, rief Großer-Tiger flehend, »es muss dir etwas einfallen! Es geht nicht, dass wir beide mutlos sind.«
    »Dann«, sagte Christian, »müssen wir einen Vertrag machen: Nur einer von uns darf verzweifelt sein und ›Es gibt keine Hilfe‹
     sagen.«
    »Das bin ich«, sagte Großer-Tiger geschwind.
    »So wäre es kein Vertrag. Ein Vertrag ist anders. Sobald einer von uns ›Es gibt keine Hilfe‹ sagt, dann muss der andere von
     etwas Zuversichtlichem reden, und dann ist es ein Vertrag, der gilt.«
    »Ich habe es zuerst gesagt.«
    »Da bestand der Vertrag noch nicht!«
    »Besteht er denn jetzt?«
    »Ja«, sagte Christian, »wenn es dir recht ist, besteht er.«
    »Es ist mir recht«, erklärte Großer-Tiger, »und ich sage als Erster: ›Es gibt keine Hilfe‹.« Großer-Tiger schaute, was Christian
     für ein Gesicht mache, und dann mussten beide lachen.
    Christian öffnete die Ledermappe.
    »Ich werde«, schlug er vor, »auf dem ›Südlichen Blatt‹ nachsehen, wie unsere Sache steht.«
    »Kannst du das in dem ›Südlichen Blatt‹ lesen?«
    »Wir können es zusammen lesen. Sieh, hier steht Schara-Murin geschrieben; da sind wir jetzt, und hier ist die Karawanenstraße,
     von der Glück gesprochen hat. Rundherum ist alles grün. Nachher aber ist alles weiß oder braun, und es kommt nichts Grünes
     mehr bis zum Edsin-Gol, wo es einen schmalen Streifen davon gibt. Also beginnt gleich hinter Küh-Wasser die Wüste, und unsere
     Sache steht schlecht.«
    »Warum steht sie deshalb schlecht?«, wollte Großer-Tiger wissen.
    »Denke daran, was Grünmantel in Weißer-Stein gesagt hat«, erinnerte ihn Christian. »Außerdem ist er in der letzten Zeit so
     freundlich zu uns, das ist ein schlimmes Zeichen.«
    »Für Glück aber auch«, meinte Großer-Tiger. »Grünmantel sagt ihm

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