Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

fragte er. Linda wurde warm ums Herz, als sie das kleine Anch-Kreuz aus Metall an der Wand anblickte. Sie hatte das Symbol des Tempels an die Stelle des alten Holzkreuzes gehängt, das David dort angenagelt hatte. »Es ist eine Zeit der Freude, nicht wahr?«
    »Linda, was geht in der Kirche vor sich?«
    Sie schluckte Luft und erstickte fast daran. »Sie haben Archer letzte Nacht gehört. Es ist eine Zeit der Reinigung, Zeit, für Freveltaten zu zahlen.«
    »Menschen werden umgebracht.«
    »Archer sagt, dass Sünden in Blut beglichen werden müssen.«
    »Das hat Jesus für uns getan, indem er am Kreuz gestorben ist.«
    Linda hielt den Atem an. Blasphemie . Und Archer hatte diesem Ungläubigen Zugang zur Kirche gewährt?
    Archer musste seine Gründe haben. Wer war sie, dass sie an seinen heiligen Wegen zweifelte?
    Draußen fuhr ein Auto heran. Sie sprang von der Couch auf und eilte zur Tür. Der Sheriff folgte ihr hinaus auf die Veranda. David, ein mürrisch dreinblickender Ronnie und Tim stiegen aus dem Ford Ranger.
    David warf einen feindseligen Blick auf den Sheriff. »Was wollen Sie?«
    Der Sheriff blickte die Jungs an, dann wieder David. »Es geht um Donna Gregg.«
    Linda legte die Hand auf den Mund. David wandte sich an die Jungs: »Warum geht ihr nicht ein bisschen in der Scheune spielen?«
    »Was ist los?«, fragte Tim. Diee Brille saß schief auf seiner Nase. Er schob sie mit seinem dünnen Zeigefinger nach oben.
    »Komm«, sagte Ronnie zu Tim. »Lass uns gehen.«
    Als Ronnie sich umdrehte, sah Linda den großen Bluterguss an seiner Schläfe. »Was ist passiert?«, wollte sie von David wissen.
    »Er hat sich geprügelt.«
    Ronnie? Sich prügeln? Er könnte nicht einmal einem Regenwurm etwas zuleide tun.
    »Es ist was Schlimmes passiert, oder?«, sagte Tim zu Linda. »Ihr schickt uns immer weg, wenn ihr über schlimme Dinge redet.«
    Ronnie nahm seinen Bruder am Arm und führte ihn über das unebene Stück grünen Rasens. Der Sheriff wartete, bis die Jungs in der Scheune verschwunden waren, dann sagte er: »Donna ist tot.«
    David blickte den Buckhorn Mountain an, als ob er sich wünschte, auf seiner Kammlinie zu wandern. Wenn es Schwierigkeiten gab, wollte er immer woanders und alleine sein. Linda versuchte, ein Schluchzen vorzuspielen, scheiterte aber.
    »Ich habe Ihre Jacke bei der Leiche gefunden«, sagte der Sheriff zu David. »Und eine Quittung, die auf die Firma Day ausgestellt ist. Beweismittel dieser Art reichen aus, damit ich Sie zum Verhör einbestellen kann, aber ich würde es lieber hier machen.«
    »Sie war noch warm, als wir sie fanden«, sagte David mit einer Stimme, die so leer war wie ein Kartoffelfass im Frühling. »Muss gegen zwei Uhr morgens gewesen sein.«
    »Warum haben Sie es nicht gemeldet?«
    »Sie waren in der Nähe. Ich habe vermutet, Sie wussten vor mir davon.«
    »Haben Sie jemanden gesehen?«
    »Kommt auf Ihre Definition von ›jemand‹ an.«
    Linda versuchte, David mit ihren Augen zu signalisieren. Dann wurde ihr klar, dass sie nicht wusste, auf wessen Seite sie sein sollte. Der Sheriff gehörte zur Gemeinde, aber er war irgendwie falsch , von Jesus verdorben und nicht offenen Herzens. Und David war ... nun, sie wusste nicht, was David war.
    »Sagen Sie mir, was Sie gesehen haben«, sagte der Sheriff.
    »Wahrscheinlich das selbe Ding, das Sie auch gesehen haben.« David verschränkte die Arme. »Schließlich sind Sie einer von denen, oder nicht?«
    »Einer von was?«
    Er nickte in Richtung Linda. »Von denen. Archers kleine Engel. Ich hab Sie letzte Nacht in der Kirche gesehen.«
    Linda blickte vom Sheriff zu David, so als ob sie eine Partie Badminton beobachtete, die mit einer scharfen Handgranate gespielt wurde. Sie kaute an ihren Fingernägeln. Blut floss aus dem Fleisch unter den Fingernägeln und füllte ihren Mund mit einer seltsamen Süße.
    »Drei Menschen sind ums Leben gekommen«, sagte der Sheriff. »Und alle drei standen irgendwie mit der Kirche in Verbindung.«
    »Archer hat damit nichts zu tun«, warf Linda zu schnell und zu bestimmt ein.
    »Die alten Familien«, sagte Littlefield. »Houck, Potter, Gregg.«
    »Sie bedurften der Reinigung«, sagte Linda. »Archer sagt, wir bedürfen alle der Reinigung.«
    »Halt die Klappe!«, sagte David. »Ich hab genug von ›Archer dies‹ und ›Archer das‹. Das hat mir schon beim ersten Mal gereicht.«
    »Beim ersten Mal?«, fragte der Sheriff.
    »Ja,« antwortete David. »In Kalifornien.«
    »Was hat Kalifornien mit dem zu