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Hab ich selbst gemacht

Hab ich selbst gemacht

Titel: Hab ich selbst gemacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Klingner
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eine Werbung des nahen Discounters mit Angeboten für die » KW 12«. KW 12 ist Gartenwoche. KW 12 ist diese Woche, Gartenschläuche sollte es ab Donnerstagmorgen geben. Seitdem ich ein berufstätiger Mensch bin, war ich nicht mehr oft bei eben jenem Discounter. Aber ich erinnere mich an meine Studentenzeit, in der ich häufig dort eingekauft habe und meine Wohnungs- und vor allem Kücheneinrichtung zu einem beachtlichen Prozentsatz durch die Non-Food-Angebote dieser Märkte bestückt waren. Da in meinem Viertel viele sparsame Studenten lebten, musste ich schnell sein, um noch etwas von den Wochenangeboten abzukriegen. Doch ab einem bestimmten Zeitpunkt bekam ich immer, was ich wollte. Ich hatte nämlich herausgefunden, dass die Angebote am Vorabend kurz vor Ladenschluss rausgelegt werden.
    Ich stand also am Mittwochabend um fünf vor acht im Supermarkt, schlenderte durch die Gänge, legte eine Tafel Schokolade in meinen Wagen und fuhr sie zwei Runden spazieren – und dann brachte eine Mitarbeiterin die Gartenangebote. Es klappte also immer noch. Ich hatte einen Gartenschlauch. 20 Meter lang, grün und billig.
    Jetzt wollen der Mann und ich die anderen Dinge besorgen. Wir fahren in einen Bau- und Gartenmarkt. Im Baumarkt bin ich gern. Alles dort ist praktisch, und man selbst fühlt sich so »patent«. Als würde einem dort jeder sofort abnehmen, dass man quasi mit einem Schlagbohrhammer in der Hand geboren wurde.
    Einen Vierkantschlüssel haben wir in der Abteilung mit Wasserrohren, – anschlüssen und – hähnen schnell gefunden; in der Gartenabteilung wuchten wir zwei 60-Liter-Beutel Erde in unseren Wagen und ziehen kleine Tütchen mit Gemüse- und Kräutersamen aus dem Angebotsständer. Neben uns diskutiert ein Pärchen über Terrakotta-Töpfe,und erst als wir sie aus Versehen anrempeln, bemerken wir, dass wir uns kennen. Die Männer spielen manchmal zusammen Fußball, und auf einer Party vor ein paar Monaten haben wir uns länger über Marokko unterhalten, wo wir gerade gewesen waren und die beiden zum Surfen hinwollten.
    Es gibt ein Reihum-Händeschütteln, der Mann und ich lachen ein kleines bisschen zu laut; ich habe noch nie zufällig jemanden im Bau- und Gartenmarkt getroffen, den ich kenne. Jetzt, da es passiert, bin ich überrascht, wie fremd und erwachsen ich mir dabei vorkomme. So stelle ich es mir vor, wenn man mit einem Kinderwagen auf der Straße andere Leute mit Kindern trifft. Man signalisiert sich gegenseitig: Schaut her, wir sind fähig, Verantwortung zu übernehmen, und pflegen einen ernsthaften Lebensstil! Schiefer Vergleich? Vielleicht. Irgendwie aber auch nicht. Ob man Kinder oder einen Garten im Griff behalten will, kommt so ungefähr aufs Gleiche raus, denke ich mir. Viel Arbeit, viel Freude, man muss sich kümmern, und vor allem muss man sich die ganze Chose überhaupt erst mal zutrauen.
    Hier stehen wir also und plaudern über unsere Gartenpläne in diesem Jahr. Das Pärchen hat einen sehr großen Garten, weil die beiden zusammen mit sechs anderen Menschen in einer Villa wohnen. Beim Gedanken an den Platz, die Bäume und die Möglichkeiten, die so ein richtiger Garten bietet, werde ich ein bisschen neidisch. Aber sofort bekomme ich Schuldgefühle meinem Garagendach gegenüber. »Garten ist, was du draus machst!«, sagt die Alys in mir.
    Die beiden laden uns auf einen baldigen Kaffee in ihren Garten ein, was der Mann sofort zusagt, weil er die Möglichkeit auf eine Partie Fußball auf dem Riesenrasen wittert, dann verabschieden wir uns. Die beiden diskutieren weiter über die Terrakottatöpfe, während der Mann und ich unseren Einkaufswagen Richtung Eisenwaren schieben, um einVorhängeschloss zu kaufen. Weil wir eben nicht in einer Villa, sondern in einer rauen Gegend wohnen. Wo man den Nachbarn misstraut.

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Tag 90
Warten auf die Kalte Sophie
    Die beste Freundin ist zum Abendessen da und staunt, dass auf dem Balkon schon die ersten Töpfe stehen. Am letzten Sonntag war das Wetter so freundlich, dass ich mich nicht mehr zurückhalten konnte und schon ein paar Töpfe mit Samen bestückte: Melone, Aubergine, Kopfsalat und Rucola habe ich ausgesät. Neben den Töpfen, in denen man nur Erde sieht, stehen zwei Kürbispflanzen, die prächtig gewachsen sind. »Boah, die sind ja schon riesig. Viel zu früh!«, ruft die beste Freundin.
    »Ist doch gut, dass die so groß sind«, verteidige ich mich und die Kürbispflanzen. »Am Wochenende werde ich eh anfangen, den Garten anzulegen. Das

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