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Hab ich selbst gemacht

Hab ich selbst gemacht

Titel: Hab ich selbst gemacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Klingner
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verteile die Tonnen und Schalen um michherum und schneide den ersten der beiden 60-Liter-Säcke Erde auf. Jetzt muss ich nur noch entscheiden, welche Samen in welche Gefäße kommen.
    Doch erst mal lenkt mich ein Plätschern ab, und ich sehe eine Amsel, die sich im frisch freigelegten Teich vergnügt. Sie breitet die Flügel aus, schüttelt sich, taucht mit dem Kopf unter und spritzt mit Wasser herum. Sie sieht aus, als ob sie Spaß hätte. Ich habe ihn jedenfalls allein beim Zuschauen. Wie schön: Kaum ein bisschen was in der Natur gemacht, schon ist einem die Natur dankbar dafür.
    Zurück zu meiner Aufgabe. Ich stehe lange, sehr lange vor den Töpfen und gehe sie in Gedanken durch: Die großen Tonnen für die Zucchini. Die beiden kleineren für die Tomaten. Dann haben die Kartoffeln keine Tonne mehr. Reicht den Zucchini vielleicht auch eine flache Schale?
    Ich schaue noch mal in meine Gartenbücher, obwohl ich das schon am Abend zuvor gemacht habe und dachte, ich hätte mir alles gemerkt.
    Aber sobald ich mich für eine Pflanze und ein Gefäß entschieden, Erde eingefüllt und Samen hineingesteckt habe, stehe ich wieder ratlos vor der Topfversammlung. Die schaut erwartungsvoll zurück. Ich hätte wie bei einer Konferenz kleine Namensschilder an die leeren Töpfe verteilen sollen, damit ich auf einen Blick weiß, welchem Gefäß ich in Gedanken welche Aufgabe zugeteilt habe. Also schaue ich ins Gartenbuch, topfe ein, Gartenbuch, eintopfen, Gartenbuch, und so weiter, und so fort.
    Am Ende sind alle Töpfe und Tonnen gefüllt, nur meine vier Kartoffeln liegen noch vor mir. Ich blättere durch »Alys im Gartenland«, weil ich mich erinnere, dass sie das mit den Kartoffeln irgendwie anders gemacht hatte. Richtig, hier steht es ja: Plastiksäcke. Kartoffeln baut sie in Plastiksäcken an. Die billigste – wenn auch nicht attraktivste – Art, Gemüse zu ziehen. Das klappt angeblich auch mit Tomaten, Zucchini, Mangold und Erbsen. Eine gute Lösung für alle, die keine Schwiegermutter mit einem Schuppen voller Pflanzgefäße haben und auch kein Vermögen im Gartenmarkt lassen wollen.
    Wie praktisch, dass einer der beiden 60-Liter-Säcke schon leer ist und der andere nur noch ein Drittel voll. Ich verteile die Erde in beide Säcke, dreißig Zentimeter hoch soll die Erdschicht sein, und rolle die Tütenränder nach unten, dann stecke ich jeweils zwei Kartoffeln wie im Buch angegeben nebeneinander und mit den Trieben nach oben in die Erde – so, dass sie noch ein bisschen mit Erde bedeckt sind. In den nächsten Wochen soll ich, immer wenn die Triebe herausgucken, etwas Erde auffüllen, bis die Säcke fast wieder voll sind. Heißt auch: Ich brauche demnächst noch mehr Erde.
    Jetzt aber sind alle Samen und Pflanzen erst mal untergebracht und müssen nur noch an den richtigen Ort. In den letzten Wochen habe ich Sonnenbeobachtungen durchgeführt: Ich habe mir auf ein Blatt Papier ein Rechteck gezeichnet, also den Garten, und dann alle paar Stunden aus dem Fenster geschaut, wo gerade die Sonne schien. Die Sonnenflecken habe ich mit großen Kreisen auf das Rechteck gemalt und die Uhrzeiten dazugeschrieben. Damit ich weiß, wann überhaupt mal die Sonne scheint auf dem Garagendach. Denn der Garten ist von drei Seiten, nämlich Osten, Süden und Westen, von Häusern umzingelt, es hätte also auch sein können, dass es dort nie sonnig ist. Doch im Süden steigt die Sonne bis über die Dächer, im Südwesten ist eine Baulücke, und die Häuserwand im Westen ist nur zwei Etagen hoch.
    Durch meine Kreisemalerei habe ich drei Zonen ausgemacht: In einer scheint mittags von halb zwölf bis drei die Sonne, in die nächste Zone wandert sie zwischen halb eins und halb fünf, und im Rest des Gartens gibt es nur abends etwas direk tes Sonnenlicht, ansonsten liegt dieser Teil im

    Schatten. Kürbisse und Zucchini kommen genau an die Stelle, wo Mittags- und Nachmittagssonne scheinen. Die Bohnen, Tomaten und Kartoffeln bekommen einen Halbtagssonnenplatz.
    Als ich die Pflanzen angießen will, merke ich, dass mein Vierkantschlüssel leider nicht passt. Er ist genau eine Nummer zu klein. Dummerweise hatten sie im Baumarkt aber nur diese eine Größe, deswegen war ich auch davon ausgegangen, dass jeder Wasseranschluss gleich groß ist.
    Ich hole also mit meiner Gießkanne Wasser aus dem 5.Stock, zwei Mal muss ich laufen, damit alle Samen einen Schluck Wasser abbekommen.
    Dann endlich: fertig. Der Garten. Und ich.
    Bleibt trotzdem noch der Balkon.

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