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Haben oder Nichthaben

Haben oder Nichthaben

Titel: Haben oder Nichthaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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riskieren. Aber um Gottes willen sei vorsichtig mit dem Boot, nicht wahr, Harry?»
    «Als ob’s mein eigenes ist.»
    «Deines bist du los», sagte Freddy, immer noch schwitzend. In der Erinnerung daran litt er jetzt doppelt.
    «Ich werde gut darauf aufpassen.»
    «Ich werde das Geld in meinen Safe in der Bank legen», sagte Freddy.
    Harry sah Honigmaul an.
    «Da ist es gut aufgehoben», sagte er und grinste.
    «Barkellner!» rief jemand von vorn.
    «Das bist du», sagte Harry.
    «Barkellner», klang es von neuem.
    Freddy ging hinaus, nach vorn.
    «Der Mann hat mich beleidigt», konnte Harry eine hohe Stimme sagen hören, aber er sprach weiter mit Honigmaul.
    «Ich werde am Kai da vorne an der Straße festmachen; es ist noch keinen halben Häuserblock von hier entfernt.»
    «Schön.»
    «Das ist alles.»
    «Schön, Großkotz.»
    «Hör mit dem Großkotz auf.»
    «Wie Sie wünschen.»
    «Von vier Uhr an bin ich da.»
    «Noch etwas?»
    «Die müssen mich mit Gewalt dazu bringen, verstehst du? Ich weiß von nichts. Ich arbeite gerade am Motor. Ich hab nichts an Bord, um eine Tour zu machen. Ich hab das Boot von Freddy gemietet, um mit Touristen angeln zu gehen. Die müssen mich mit geladenem Revolver bedrohen, damit ich starte, und sie müssen die Taue durchschneiden.»
    «Und was ist mit Freddy? Du hast es ja nicht von ihm gemietet, um angeln zu fahren.»
    «Ich werd’s Freddy erzählen.»
    «Laß das lieber.»
    «Werd ich aber.»
    «Laß das lieber.»
    «Hör mal, seit mitten im Krieg hab ich mit Freddy Geschäfte gemacht. Zweimal war ich sein Partner, und wir haben niemals Krach gehabt. Du weißt ja, wieviel von seinem Schnaps durch meine Hände gegangen ist. Der ist der einzige Scheißkerl in der ganzen Stadt hier, dem ich trauen würde.»
    «Ich würde keinem trauen.»
    «Solltest du auch nicht. Nicht nach den Erfahrungen, die du mit dir selbst gemacht hast.»
    «Laß mich doch in Ruhe.»
    «Schön. Zieh ab zu deinen Freunden. Wie kommst du denn da raus?»
    «Es sind Kubaner. Ich hab sie draußen im Gasthaus getroffen. Einer von ihnen will einen beglaubigten Scheck einlösen. Was ist denn daran schief?»
    «Und du merkst auch gar nichts?»
    «Nein, ich werde ihnen sagen, daß sie mich in der Bank treffen.»
    «Wer fährt sie?»
    «Irgendein Taxi.»
    «Was soll der denn denken? Sie für Geigenspieler halten?»
    «Wir finden schon einen, der nicht denkt. Es gibt ‘ne Menge hier in der Stadt, die nicht denken können. Sieh dir Hayzooz an.»
    «Hayzooz ist ein fixer Junge. Der redet nur komisch.»
    «Ich werde sehen, daß sie einen Dummen finden.»
    «Nimm einen, der keine Gören hat.»
    «Die haben alle Gören. Jemals einen Taxichauffeur ohne Gören gesehen?»
    «Verfluchte Ratte, du.»
    «Na, ich hab noch nie jemanden umgebracht», sagte Honigmaul zu ihm.
    «Wirst du auch nie nicht. Komm los. Raus hier. Genügt, daß du da bist, daß ich mir dreckig vorkomme.»
    «Vielleicht bist du dreckig.»
    «Kannst du sie am Reden hindern?»
    «Wenn du nicht quasselst.»
    «Quassel du man nicht.»
    «Ich geh was trinken», sagte Harry.

    Vorn in der Bar saßen die drei Touristen auf ihren hohen Hockern. Als Harry an die Theke kam, sah die Frau von ihm weg, um Ekel zu markieren.
    «Was willst du trinken?» fragte Freddy.
    «Was trinkt die Dame?» fragte Harry.
    «Einen Cuba Libre.»
    «Dann gib mir Whiskey ohne.»
    Der lange Tourist mit dem kleinen, rötlichen Schnurrbart und den dick geschliffenen Brillengläsern beugte sein großes, geradnasiges Gesicht zu Harry hinüber und sagte: «Hören Sie mal, was denken Sie sich dabei, so mit meiner Frau zu sprechen?»
    Harry musterte ihn von oben bis unten und sagte zu Freddy: «Was für ‘ne Art Lokal hast du eigentlich?»
    «Was soll das heißen?» fragte der Lange.
    «Nur keine Aufregung», sagte Harry zu ihm.
    «Das geht Ihnen bei mir nicht durch.»
    «Hören Sie mal», sagte Harry. «Sie sind doch hierhergekommen, um gesund zu werden und sich zu erholen, nicht wahr? Also nur keine Aufregung», und er ging hinaus.
    «Wahrscheinlich hätte ich ihm eine reinhauen sollen», sagte der lange Tourist. «Was meinst du, meine Liebe?»
    «Ich wünschte, ich wäre ein Mann», sagte seine Frau.
    «Mit der Figur würden Sie weit kommen», sagte der Mann mit dem grünen Schutzschirm in sein Bierglas hinein.
    «Was haben Sie gesagt?» fragte ihn der Lange.
    «Ich sagte, Sie könnten seinen Namen und seine Adresse feststellen und ihm einen Brief schreiben und ihm sagen, was Sie von ihm

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