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Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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ich, ich war gerade richtig für den kleinen Hunger zwischendurch!
    Ich hatte keine Ahnung, wohin ich fahren sollte, doch wie von allein führte mich mein Weg zu dem Gebäude, in dem ich bis letzte Woche noch ein traumhaftes Büro gehabt hatte.
    In der Metzgerei Wagenbrecht im Erdgeschoss herrschte ziemlicher Betrieb, wie ich durch die große Schaufensterscheibe auf den ersten Blick erkennen konnte.
    Ohne recht zu wissen, was ich überhaupt hier verloren hatte, ging ich in den Laden und blieb mit gesenktem Kopf hinter der Schlange vor der Theke stehen. Irgendwann war ich an der Reihe, denn eine Frau in blauweiß-gestreifter Schürze fragte mich, was es sein dürfe.
    »Keine Ahnung«, sagte ich düster.
    »Britta!« Klaus kam soeben durch eine Seitentür aus den Kühlräumen, ein blinkendes scharfes Messer in der Hand. Es war ein Ausbeinmesser, wie mein fachmännisch vorgebildetes Auge sofort erkannte. Im Gegensatz zum Wurstmesser, welches eine lange, schmale Klinge besaß – rund oder spitz – und zum Fleischmesser, das breit und lang war, hatte das Ausbeinmesser eine kurze Klinge, die auf Spitze geschliffen war.
    Klaus hatte ein Tuch in der anderen Hand, mit dem er das Messer abrieb. Natürlich war es sauber und feuchtwarm, so wie es sich für die korrekte Reinigung gehörte. Das Messer gehörte nicht ins Wasser, das würde nur das Heft ruinieren.
    »Was ist passiert?«, wollte er wissen. Seine Miene spiegelte seine Bestürzung wider. Mein unverhofftes Auftauchen und mein depressiver Gesichtsausdruck ließen ihn offenbar das Schlimmste befürchten.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte ich. Und dann fing ich vor versammelter Kundschaft an zu heulen.
    *
    Er brachte mich nach oben in seine Wohnung. Streng genommen war es Klaus’ und Annabels gemeinsame Wohnung, in der sie jetzt von Rechts wegen ihr junges Eheglück hätten genießen sollen, doch das Schicksal hatte es anders entschieden.
    Schon beim Betreten der Wohnung sah ich, dass alles genauso geworden war, wie Annabel es sich vorgestellt hatte. Die ganze Einrichtung, angefangen von dem gemütlichen Mobiliar über die blank gewienerten Holzböden bis hin zu den zarten, hellen Gardinen war es genau ihr Geschmack. Sogar die Pflanzen, die in Kübeln auf der Fensterbank und dem Fußboden standen, waren ihre Lieblingssorten. Dort drüben in der Ecke hätte jetzt Annabels hübscher antiker Sekretär stehen sollen, den sie von ihrer Oma geerbt hatte, und da vorn wäre noch Platz für ihren Schreibtisch. Die ganze Umgebung schrie förmlich danach, von Annabel in Besitz genommen zu werden.
    Klaus nötigte mich auf einen neu riechenden Ledersessel und setzte sich mir gegenüber aufs Sofa. Er hatte immer noch das Messer in der Hand, die schlapp und reglos zwischen seinen Knien hing.
    Auf dem Weg nach oben hatte ich ihm bereits versichert, dass mit Annabel alles in Ordnung war, denn das war das Einzige gewesen, was ihn wirklich interessierte. Als er es mir endlich glaubte, wäre er vor Erleichterung fast in Ohnmacht gefallen.
    »Was kann ich nur tun, um es wieder gutzumachen?«, wollte er verzweifelt wissen.
    Unwillkürlich folgte er meinem Blick auf das Messer, das sich ziemlich dicht neben gewissen männlichen Körperteilen befand.
    »Das meinst du nicht wirklich!«, stammelte er mit entsetzten Blicken.
    Ich runzelte irritiert die Stirn, bis mir klar wurde, was er dachte.
    »Nein, du musst dir nicht die Eier abschneiden«, sagte ich. »Auch wenn’s in manchen Momenten sicher eine gute Idee gewesen wäre.
    »Erinnere mich nicht dran«, antwortete er niedergeschlagen.
    »Du musst versuchen, sie zurückzugewinnen. Sie hält es ohne dich nicht gut aus.«
    Er legte das Messer auf die Glasplatte des Couchtisches und rieb sich fahrig die noch vom Ausbeinen geröteten Finger. »Frag mich mal, wie ich es aushalte. Es vergeht kein Tag, an dem ich es nicht bereue, Serena überhaupt zu kennen!«
    Da ging es ihm genau wie mir. Anscheinend merkte er jetzt endlich, dass ich ebenfalls ziemlich mies drauf war.
    »Hängt dir das mit Thomas auch noch immer so nach?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich mag nicht drüber reden.«
    »Ich bin dein Freund«, sagte er ernst.
    Das war er wirklich. Ich schaute ihn an, diesen gutmütigen, grundehrlichen, fleißigen Metzger, mit dem man schon immer Pferde hatte stehlen können. Der seinen Freunden auch noch den allerletzten Wurstzipfel schenken und sie auch sonst nie im Regen stehen lassen würde.
    Klaus, der in seinem ganzen soliden, biederen Leben

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