Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)
eine meiner standardisierten Hochzeitslisten auszudrucken und die einzelnen Punkte abzuhaken.
Die Braut: Kleid, Ringe, Frisur, Kranz, Schuhe, Schmuck, Dessous, Bukett.
Ich würde Serena fragen müssen, was sie von diesen Dinge selbst regeln wollte oder ob sie Vorschlägen von meiner Seite offen gegenüberstand. Nun, bei der Höhe des Honorars durfte sie wohl selbstverständlich davon ausgehen, dass ich ihr von allem, was gut, edel und teuer war, eine befriedigend lange Auswahlliste und Muster erstklassiger Designerprodukte vorlegte und mit ihr zu mindestens zehn Anproben marschierte.
Der bloße Gedanke, sie und Sven könnten die Ringe tragen, die ich ausgesucht hatte, schnitt mir ins Herz. Und dass er ihr in der Hochzeitsnacht womöglich die Spitzenunterwäsche auszog, die ich eigenhändig besorgt hatte, stürzte mich in helle Panik.
Nein, schrie eine entsetzte Stimme in mir, ich kann es nicht! Nicht in hundert Jahren!
Dann zahl ihr doch das Geld zurück!, sagte eine andere, sehr boshaft klingende Stimme in meinem Hinterkopf. Und denk bei der Gelegenheit auch gleich daran, dass sie ihn so oder so heiratet, ob nun du die Hochzeit organisierst oder jemand anders!
Checkliste Heiratspapiere: Abstammungsurkunde, Personalausweis, Meldebescheinigung, Nachweis über den ausgeübten und erlernten Beruf, Nachweis über den akademischen Grad, falls geführt.
Ich seufzte und griff zum Telefon. Wozu sollte ich es aufschieben?
Es klingelte ein paar Mal, und ich machte mich bereits darauf gefasst, mein Sprüchlein einem Anrufbeantworter anzuvertrauen, aber dann hob sie doch ab.
»Hallo Serena«, sagte ich frustriert.
»Hallo«, sagte sie. Ihre Stimme klang hohl und bedrückt. Nicht gerade wie die einer fröhlichen Braut.
Ich wählte einen formellen Einstieg. »Danke zunächst für das Geld. Es ist heute auf meinem Konto eingegangen.«
»Ja ja, schon gut, was willst du?«
Der ungeduldige Tonfall brachte mich um ein Haar aus dem Konzept und ich hätte am liebsten den Hörer auf die Gabel geknallt.
Doch ich riss mich zusammen und klärte mit ihr die Ausstattungsfragen. Zu meinem Leidwesen wollte sie alles mir überlassen, bis hin zur Unterwäsche. Sie wollte unter dem Brautkleid einen Push-up- BH und einen String-Tanga tragen. Und natürlich ein blaues Strumpfband. Als geborgtes Teil wollte sie Brillanten von Tiffany, die verliehen Fünf-Millionen-Diademe zu schlappen Zehntausend pro Tag, inklusive Steuer, Versicherung und Schmuckleibwächter. Das war mir neu, aber sie musste es ja wissen. Ich erhob keine Einwände, weil damit gleichzeitig die Frage des Kopfputzes geklärt war, mit dem sie zweifelsohne wie eine echte Märchenprinzessin aussehen würde.
»Davon abgesehen sind auch noch ein paar wichtige Formalitäten zu erledigen«, fuhr ich niedergeschlagen fort. »Es gibt zwar kein klassisches Aufgebot mehr, aber die Eheschließung muss immer noch mit allen nötigen Unterlagen beim Standesamt angemeldet werden.« Ich zählte ihr auf, was sie brauchte. »Außerdem natürlich eine Sterbeurkunde deines ersten Mannes.«
»Ich glaube nicht, dass ich eine habe«, sagte sie abweisend. »Wir waren in Afrika auf der Jagd, als es passiert ist.«
Heftige Erleichterung durchströmte mich. Es gab keine Sterbeurkunde von Herrn Busena! Sie konnte Sven nicht heiraten!
Dann ließ ich den Hörer sinken. Wenn sie Sven nicht heiraten konnte, musste ich ihr das Geld zurückgeben. Das ich nicht hatte, weil es mein Vater in einen Zigarettendeal mit den Russen gesteckt hatte. Allerdings – ich besaß ein Haus, oder nicht? Als Alleineigentümerin könnte ich es mit einer kleinen Hypothek belasten und wäre schlagartig wieder flüssig!
»Ohne Sterbeurkunde muss die Hochzeit ausfallen«, hörte ich mich mit freudig erregter Stimme sagen.
»Warte, vielleicht habe ich doch noch irgendwo so ein Ding rumliegen. Doch, ich glaube sogar, ich hab mal in den ganzen Aktenbergen eine gesehen. Mama hat das damals alles abgeheftet, die kennt sich mit solchen Sachen sowieso viel besser aus.«
»Du bist dabei, aufzuholen«, sagte ich deprimiert.
»Was willst du denn damit zum Ausdruck bringen?«
»Nichts.« Ich überlegte, ob ich Sven noch vom Hinscheiden Herrn Busenas informieren musste, um mir bis zu fünf Jahren Knast zu ersparen. Nein, er kannte ja die Vorgeschichte der Witwen-Mutter, das musste reichen.
»Es muss übrigens auch ein Nachweis über den Doktortitel geführt werden«, sagte ich geistesabwesend.
»Welcher Doktortitel?«
»Der von
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