Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)
Behörden oder dem Bedrohten sagen. Tut sie es nicht, kann sie bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt werden.«
»Oh«, sagte ich einigermaßen erschüttert. Dass es eine derartig schwere Straftat war, hätte die arme, dumme dritte Person nicht gedacht.
Svens Hand schob sich vollends unter meinen Rock, und seine Fingerspitzen fanden zielsicher eine Stelle, die in direkter Verbindung zu meinem Gehirn stand und eine Art Knopf zum Abschalten sein musste, weil im nächsten Augenblick mein Denkvermögen aussetzte.
»Was war die andere Frage?«
»Gaaah?«
»Du hattest noch eine zweite Frage.« Er nahm die Hand weg, weil er in einen anderen Gang schalten musste, und ich rang keuchend nach Luft. Was war noch gleich die zweite Frage gewesen? Richtig …
»Nehmen wir mal an, die dritte Person muss jemandem Geld leihen, weil sie … na ja, sie wird mehr oder weniger erpresst.«
»Was meinst du mit mehr oder weniger ?«
»Eher mehr«, sagte ich. »Eigentlich sogar ziemlich. Jetzt kommt der Knackpunkt: Die dritte Person erfährt, dass mit dem Geld möglicherweise eine Straftat verübt werden soll.«
»Der Mord an dem zweiten Mann?«
»Nein«, sagte ich schnell. »Ich … Die dritte Person weiß noch gar nicht genau, ob es überhaupt eine Straftat ist. Jedenfalls nicht hundertprozentig. Und wenn, dann ist es höchstens so was wie …« Ich dachte nach. »Rauschgiftschmuggel oder so.«
»Und jetzt willst du wissen, ob die dritte Person sich strafbar macht, wenn sie ihre Kenntnisse verschweigt beziehungsweise trotz dieser Kenntnisse dem Erpresser das Geld aushändigt?«
Ich nickte erwartungsvoll.
»Nein«, sagte Sven. »In dem Fall kann die dritte Person unbesorgt sein.«
Die dritte Person atmete geräuschvoll aus und gab gleich darauf ein erregtes Stöhnen von sich, als der Wagen erneut vor einer Ampel zum Stillstand kam.
»Du machst mich wahnsinnig«, sagte Sven leise. »Britta … Ich muss dir was sagen.«
»Okay«, sagte ich mit zittriger Stimme. »Sag’s.«
Die Hand unter meinem Rock brachte mich um das letzte bisschen Verstand, sofern bis dato überhaupt noch welcher vorhanden gewesen war.
Er beugte sich zu mir und knabberte an meinem Ohrläppchen. »Ich will gar nicht spazieren gehen.«
Ich wurde beinahe bewusstlos vor Erregung. »Warum denn nicht?«
»Ich bin nur aus einem Grund mit dir weggefahren. Ich möchte mit dir ins Hotel. Findest du das schlimm?«
Ich packte seine Hand und schob sie dahin, wo ich sie haben wollte. »Wahnsinnig schlimm.«
*
»Es wird wirklich Zeit, dass die Renovierungsarbeiten abgeschlossen werden und alle Handwerker verschwinden«, sagte Sven. »Ich halte nicht viel davon, in Hotels zu gehen.«
»Mmh«, machte ich verträumt.
Ich lag neben ihm, den Kopf in seine Halsbeuge gebettet und ein Bein um seine Knie geschlungen. Unter meinem Ohr hörte ich das kräftige, regelmäßige Schlagen seines Herzens. Es war ein unglaublich schönes Geräusch.
Wenn ich ausatmete, bewegten sich die Haare auf seiner Brust. Viele hatte er nicht davon, ich kam jedes Mal auf exakt zwölf, wenn ich nachzählte. Vielleicht waren es ja mehr, doch um genauer zu zählen, brauchte ich besseres Licht. Momentan war es ziemlich dämmerig, weil wir die Vorhänge zugezogen hatten. Von den rund sechs Stunden, die wir jetzt hier waren, hatten wir ungefähr drei geschlafen. Immer zwischendurch.
Ich hätte ewig hier neben ihm liegen bleiben können, doch allmählich trieb mich der Hunger auf die Barrikaden. Seit den Croissants heute Vormittag hatte ich nichts zwischen die Kiemen gekriegt. Na ja, jedenfalls nichts zum Essen.
»Du bist eine besondere Frau«, sagte Sven. »Habe ich dir das schon gesagt?«
Ungefähr ein dutzend Mal in den letzten paar Stunden, doch ich konnte es gar nicht oft genug hören.
»Weißt du, was ich so toll an dir finde?«, fragte er.
Ich erwartete eine nette Bemerkung über meinen Hintern oder meine berückenden Fähigkeiten im Bett – wer hatte da neulich erst behauptet, ich hätte keine Ahnung, wie frau einen Mann befriedigt? –, doch sein nächster Satz ging in eine völlig andere Richtung.
»Du willst immer nur das Beste für alle«, sagte er.
»Wie kommst du darauf?«, wollte ich verdutzt wissen. Dann versteifte ich mich. »Hör zu, wenn es wegen der Kocherei ist, solltest du wissen, dass …«
»Nein, das Kochen finde ich ehrlich gesagt völlig uninteressant. Es ist ja gut und schön, wenn du lecker kochen kannst, aber das hat mit deinem Charakter eigentlich
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