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Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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dazwischengefunkt hätte.
    Der alte Mann bestand darauf, dass ich ihn Ottmar nannte und du zu ihm sagte. Er lag im Bett und hörte interessiert zu, als Annabel mir ihre Motive in Bezug auf Sven offen legte. Vom Aussehen her hätte der alte Mann ein Bruder von Herrn Weberknecht sein können, mit dem Unterschied, dass er völlig kahl war und daher nicht gekämmt werden musste. Außerdem hatte er keine Erektion, weil er einen Blasenkatheter trug.
    »Ich gebe zu, ich hatte mich vielleicht ein bisschen auf die sexuelle Komponente fixiert«, sagte Annabel, während sie dem alten Herrn energisch den Rücken mit Franzbranntwein einrieb. »Ich dachte, das wäre erst mal das Wichtigste. Dass du mit ihm ins Bett gehst.«
    »Fester«, sagte Ottmar.
    Annabel half ihm beim Umdrehen und rieb ihm die Beine ein. »Außerdem hat es mich wunderbar von meiner eigenen Misere abgelenkt. Kann sein, dass ich es deshalb übertrieben habe. Aber das ist jetzt anders. Wozu brauchen wir noch Die Korbflechterei ?«
    »Was ist das überhaupt?«
    »Fester«, sagte Ottmar, als Annabel mit der Franzbranntweinflasche in die Nähe des Katheters kam.
    »Eine spezielle Technik zur manuellen Stimulation am männlichen Penis«, sagte Annabel. Ottmar griff schützend nach seinem Urinbeutel, und ich beeilte mich, ins Bad zu verschwinden, um frische Handtücher zu holen.
    »Es gibt da auch noch eine Technik, die nennt sich Die Bildhauerin «, fuhr Annabel fort, als ich zurückkam. »Ebenfalls beidhändig. Eignet sich sehr gut für den weichen oder den halb erigierten Penis.«
    »Das wäre eher was für Thomas gewesen«, sagte ich.
    »Ach ja. Wo du davon sprichst … Er wäre ja jetzt wieder zu haben. Wie denkst du darüber?«
    »Nicht für Geld«, sagte ich entschieden. »Was stand noch in dem Buch? Was gibt es sonst noch für Methoden?«
    Annabel zuckte die Achseln. »Lies es am besten selber. Oder auch nicht. Diese ganzen Techniken kannst du jetzt sowieso vergessen.«
    »Warum? Weil ich nie wieder einen abkriege, an dem ich es ausprobieren könnte?«
    »Nein. Du musst nur darauf vertrauen, dass unser neuer Zauber wirkt. Der Rest kommt dann von alleine. Denk dran, sie werden dir zu Füßen liegen.«
    Ich warf einen trübsinnigen Blick auf Ottmar, der aus der Bauchlage glücklich zu mir hoch schaute. Ob ich das als Zeichen nehmen sollte, es vielleicht einmal mit einem etwas älteren Mann zu versuchen? So wie Pauline?
    Nachdenklich schaute ich zu, wie Annabel mit routinierten Bewegungen ihr restliches Pflegeprogramm abspulte. Ein Lächeln lag auf ihrem Gesicht, und sie erklärte dem alten Mann freundlich und liebevoll jeden einzelnen Handgriff, während seine Blicke mit dankbarer Aufmerksamkeit an ihr hingen.
    Sie hatte es gut, ihr Beruf machte ihr Spaß. Davon konnte bei mir überhaupt keine Rede mehr sein. Hochzeitsplanungen waren mittlerweile der reinste Albtraum für mich. Es ging ja doch immer nur in die Binsen. Ob vorher, mittendrin, hinterher – ich konnte mir was aussuchen.
    Nach dem Besuch bei Ottmar ließ ich mich von Annabel in der Stadt absetzen. Sie hatte noch mehr Patienten, aber bei denen würde sie auf jeden Fall rechtzeitig eintreffen, sodass meine Hilfe nicht mehr nötig war. Außerdem war mein Bedarf an Helfersyndrom für heute gedeckt. Davon abgesehen hatte ich noch nicht gefrühstückt und mein Magen bäumte sich allmählich in mir auf wie ein wütendes Tier. Annabel hatte ebenfalls Hunger, sagte aber, sie wolle sich was beim Bäcker holen. Anschließend brauste sie in ihrem Smart davon.
    Ich ging ins nächste Bistro und vertilgte drei schöne fettige Buttercroissants. Dazu gönnte ich mir den Wahnsinn von drei Tassen Kakao mit doppelt Sahne obendrauf. Zusammen mit den Schnittchen von gestern und den ganzen Kalorien aus der Feuerzangenbowle war es brötchentechnisch das Äquivalent von dem, was ich sonst im Laufe einer ganzen Woche zu mir nahm. Ernährungsmäßig betrachtet die reine Katastrophe, doch wen scherte das schon. Mich nicht. Es gab niemanden mehr, auf den ich Rücksicht nehmen musste. Ich konnte bis ans Ende meiner Tage Brötchen essen, so viel ich wollte, und mir dabei einen Hintern zulegen, der von hier bis nach Busenberg reichte. Wenn ich dann noch Lust zum Heiraten hatte, musste ich mir einen Typ suchen, der doppelt so alt war wie ich und der nicht so viel Wert auf Äußerlichkeiten legte.
    Trotzig holte ich mir beim Bezahlen an der Kasse noch ein Croissant für unterwegs. Wer wusste schon, wann ich das nächste Mal eine

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