Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)
er.
Ich blickte mich nach einem Gegenstand um, den ich als Waffe benutzen konnte, doch es gab nur PC ’s, Stühle und Aktenregale. Alles viel zu schwer.
Doch dann sah ich einen Brieföffner auf einem der Schreibtische liegen. Ich griff danach, riss ihn hoch und starrte auf den Rücken des Lederkillers.
»Halt«, sagte ich. »Ich habe einen Brieföffner! Hören Sie auf oder ich werde ihn verwenden!«
Der Typ reagierte nicht mal. Er würgte Pauline jetzt einhändig und holte mit der Faust aus, um ihr den Rest zu geben. Pauline bewegte sich so schnell, dass ich überhaupt nicht mitbekam, was sie getan hatte. Erst, als sie ihren rechten Fuß wieder auf den Boden stellte und sich das Knie rieb, war mir klar, wie sie es angestellt hatte, ihn sich buchstäblich vom Hals zu schaffen.
Der Kerl drehte sich von ihr weg, taumelte ein paar Schritte auf mich zu und sackte dann in die Knie. Direkt vor mir umklammerte er mit einer Hand die Schreibtischkante, die andere presste er in seinen Schritt. Er gab eine Abfolge asthmatischer Fieptöne von sich, es klang, als ob jemand mit einer kaputten Luftpumpe versuchte, eine ebenfalls kaputte Luftmatratze aufzupumpen.
»Fünfzig an mich«, sagte der eine Erbsengrüne.
Der andere machte ein langes Gesicht, holte aber widerspruchslos einen Fünfziger aus seinem Portemonnaie. »Ey«, meinte er dann erfreut. »Das ist die mit dem Allianz-Hintern! Hallo, wie geht’s?«
Ich reagierte nicht auf diese plumpe Anmache, sondern starrte den Typ an, der sich mit leidvoller Miene die Kronjuwelen massierte.
»Ich kann das nicht glauben«, sagte ich fassungslos zu Pauline. »Spinnt ihr hier alle, oder was?«
Der Typ schaute zu mir noch. »Echt geiler Arsch«, sagte er. »Hast du heute schon was vor?«
»Halt die Klappe.« Pauline glättete sich das Haar und rieb probeweise über ihren Kehlkopf. Er schien nicht allzu sehr gelitten zu haben, denn ihre Stimme klang genau wie immer. Gelassen, ein bisschen überheblich und durch und durch cool. »Hallo, Britta. Was führt dich her?«
»Ich brauche deine Hilfe.«
»Wo ist der Kerl?« Sie berührte ihre Pistole, die sie zur Abwechslung heute nicht unterm Rock trug, sondern in ihrem altgewohnten Schulterhalfter.
»Äh … Ich dachte, du hättest eventuell Zeit, mich heimzufahren. Ich war mit Annabel in der Stadt, aber die muss noch arbeiten. Und … ähm, vorher muss ich noch kurz zur Bank.«
»Kein Problem, ich wollte mir sowieso einen Döner holen.«
Sie überließ es ihren Kollegen, dem immer noch auf dem Boden hockenden Typ Handschellen anzulegen und ihn abzuführen.
»Du hast wirklich einen aufregenden Beruf«, sagte ich neidisch.
»Nicht so aufregend wie deiner«, behauptete sie.
Während wir zusammen zu ihrem Wagen gingen, überlegte ich, dass sie nicht ganz Unrecht hatte. Was mir im Zuge meiner letzten Hochzeitsplanungen widerfahren war, hatte mir einiges an filmreifer Dramatik beschert. Fehlte zwar noch, dass ich mich prügeln musste, aber vielleicht kam das ja auch noch. Spätestens in ein paar Tagen würde ich mich mit Serena zusammensetzen müssen, um nähere Einzelheiten der Hochzeit zu besprechen. Vorausgesetzt, ich schaffte es, Nerven zu bewahren.
Pauline musterte mich von der Seite, während wir zur Bank fuhren.
»Für dich ist das nicht so einfach, oder?« Sie runzelte nachdenklich die Stirn. »Weißt du, ich habe mich ernsthaft gefragt, wieso du diesen ganzen Mist nicht sofort hinschmeißt. Geschäft ist Geschäft – also wirklich!« Sie schüttelte den Kopf, als sie meine Worte von gestern Abend wiederholte. »Dann kam ich darauf, warum du diese beknackte Hochzeitsplanung trotzdem noch durchziehen willst. Es ist wegen deiner Schulden.«
»Meine … Meine Schulden ?«
Sie zuckte nicht mal mit der Wimper, obwohl ich den Satz so laut gebrüllt hatte, dass mir meine eigenen Ohren wehtaten.
»Du musst dich nicht dafür schämen! Mein Gott, jeder kann mal einen finanziellen Engpass haben!«
Ich hörte ein komisches Geräusch, es klang wie das Mahlen von Kies. Erst, als ich merkte, dass es von meinen knirschenden Zähnen stammte, hörte es auf.
»Was hat mein Vater dir erzählt?«
»Dass du dich übernommen hast mit deinen Ausgaben für deine Firma und das Büro und dass ein paar Rechnungen von dir geplatzt sind. Warum hast du eigentlich nie was davon erzählt?«
Weil es nicht stimmt!, hätte ich um ein Haar geschrien. Weil dein kostbarer Rolfi das Geld für seine krummen Geschäfte braucht!
Doch ich verkniff es mir
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