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Haertetest

Haertetest

Titel: Haertetest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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nicht an Zufälle. Wie Lilly glaubte ich an Schicksal und Vorsehung. Deshalb ging ich ja auch bereitwillig und neugierig mit zu der Kartenlegerin.
    Das Blöde an solchen selbst ernannten   »Zeichen« war aber auch, dass ich meist nicht wusste, ob es ein   gutes   oder ein   schlechtes   Omen sein sollte. Das Universum wartete aber auch nicht, bis ich die Zeichen erkannt hatte. Vielleicht stellte es einfach nur fest, dass ich jetzt wegen Jonas zur Kartenlegerin ging, und prompt wohnte sie eben in seiner ehemaligen Straße. Vielleicht hatte es auch überhaupt nichts zu bedeuten. Ich machte mir eindeutig zu viele dumme Gedanken.
    Ob sie wohl auch eine Kristallkugel hatte? Der Summer ertönte endlich, und wir stapften die vier Stockwerke zu ihrer Wohnung hinauf. Und zack, gleich der nächste Zufall: Als Jonas und ich unsere erste gemeinsame Wohnung bezogen, hatten wir auch im vierten Stock gewohnt. Wenn ich jetzt auch noch 98 Treppenstufen zählte, dann musste das eigentlich ein gutes Zeichen sein!
    »Mist!«, fluchte ich, als ich mich bei 56 verzählte … Dann gab ich es auf. Ach, was sollte das? Solche Zeichen halfen mir jetzt auch nicht.
    Und was würde Marie Mondschein uns erzählen? Würde sie in ihre Kristallkugel schauen und sagen:   »Oh, ich sehe in meiner Kristallkugel eine wunderschöne Hochzeit!« und ich würde weinen und schniefen:   »Ja, das stimmt, unsere Hochzeit war wunderschön!«
    Dabei stimmte das gar nicht. Unsere Hochzeit war eine einzige Katastrophe gewesen. Damals hatte ich noch beim Fernsehen gearbeitet, als Reporterin von meiner Trauung berichtet und mich vor laufenden Kameras mehrfach auf mein weißes Kleid übergeben. Man brauchte nicht mal eine Kristallkugel, um das zu sehen, weil es nämlich auch im Fernsehen übertragen worden war. Aber lassen wir das.
    Mein Herz klopfte jetzt laut. Das kam wahrscheinlich nur von der ungewohnten sportlichen Betätigung, versuchte ich mir einzureden. Nicht von der Aufregung.
    An der Tür war niemand, also blieben wir einen Moment wartend stehen. Der Moment dehnte sich aus, und als nach einigen Minuten immer noch keiner kam, klopfte Lilly forsch an die Tür.   »Hallo?«
    Eine Stimme rief:   »Ja, kommt bitte rein! Ich bin gleich bei euch! Die erste Tür links bitte, das ist das Behandlungszimmer!«
    Wir traten vorsichtig ein und hängten unsere Jacken im Flur an die Garderobe.
    Die Wohnung wirkte hell, aufgeräumt und gemütlich. Gar nicht wie die Behausung einer Hexe oder Wahrsagerin. Dann betraten wir das Besucherzimmer.
    Hier stand ein schöner antiker runder Tisch mit vier Stühlen. An den Seiten befanden sich ebenfalls antike Schränke und Kommoden, und vor dem Fenster stand eine hohe Liege, wie eine Massageliege. Vielleicht half sie ja auch durch Handauflegen oder so ähnlich. Wir sahen uns neugierig um.
    »Ach, guck mal!« Ich deutete auf den Aufkleber einer Zeitschrift:   Psychologie heute.   »O Gott!«, entfuhr es mir.
    »Marie Mondschein heißt in Wirklichkeit Dörte Meyer.«
    Das stand auf dem Abo-Aufkleber. Lilly lachte.
    »Na, da würde ich mich auch lieber Marie Mondschein nennen!«, kicherte sie.
    Ich war unheimlich enttäuscht. Dörte Meyer war so ziemlich der blödeste und langweiligste Name, den ich mir vorstellen konnte.
    Aus dem angrenzenden Raum hörte ich eine Stimme lachen. Dörte Meyer telefonierte.
    »Du, und dann sagt die zu mir, ich soll ihr mal voraussagen, wie das Wetter bei ihrer Hochzeit wird!«
    Sie lachte wieder.   »Und ich hatte abends noch den Wetterbericht gesehen und hab ihr den erzählt, heiter bis wolkig und so … Dass es dann stattdessen in Strömen geregnet hat, dafür konnte ich ja nichts!« Wieder lachte sie.   »Nee, genau, ich bin ja kein Wetterfrosch. Ja, okay. Ich muss Schluss machen – wie bitte? Ach, hier sitzen zwei, die wollen was über ihre Ehemänner wissen. Wie auch immer – du weißt, was ich von Männern halte.«
    Sie seufzte. Hielt die uns eigentlich für taub? An wen waren wir denn da geraten? Oje. Ich sah Lilly bedeutungsvoll an, aber sie reagierte nicht. Was war denn los mit ihr?
    Ich drückte ihre Hand.
    »Hey, alles klar?«
    »Ja, klar ist alles klar.« Sie lächelte und drückte auch meine Hand.
    »O guck mal!«, rief ich begeistert. Auf dem Fensterbrett hinter der Liege stand tatsächlich eine Kristallkugel. Ich ging hinüber zum Fenster und sah sie mir näher an.
    »Meinst du, sie kann darin wirklich etwas sehen?«, fragte ich Lilly aufgeregt.
    Ich starrte in die Kugel,

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