Hanni und Nanni - Nannis neue Freundin (German Edition)
der neue Gehilfe, den ich für die Herbstarbeiten als Aushilfe angestellt habe?“, wollte die Direktorin wissen.
Der Gärtner brummelte eine Antwort in sich hinein. Viel zu arbeiten machte ihm nichts aus. Was er dagegen gar nicht mochte, war, wenn unbekannte Aushilfen in seiner Gärtnerei herumwurstelten. Aber das konnte er der Direktorin unmöglich sagen.
„Herr Oliver Hinz ist ein Wandergeselle“, erklärte Frau Theobald. „Er hat unsere Köchin um etwas zu essen gebeten. Und ich bin natürlich froh, dass Lindenhof solchen armen Menschen hin und wieder zu einer Aushilfsarbeit verhelfen kann.“
Der Gärtner antwortete mit einem schrägen Lächeln. Er mochte Herrn Hinz nicht. Irgendetwas stimmte mit diesem Menschen nicht. Als würde er etwas verbergen, schien es ihm. Aber das waren alles bloß Ahnungen. Nichts, womit er Frau Theobald belästigen wollte.
Am Nachmittag packten Hanni und Nanni ihre Sporttaschen, stumm und jede für sich. Handballtraining stand auf dem Programm. Beide hofften, dass Lexa sie zum Auswärtsspiel mitnehmen würde.
Da meldete sich Olivia zu Wort. „Ach, Nanni, ich dachte, wir lernen zusammen. Bitte, bitte! Du hast es mir doch versprochen!“
Nanni zögerte. Konnte sie Olivia so kurz vor den schwierigen Klausuren im Stich lassen?
Hanni sah zu den beiden hinüber. „Petra und Doris lernen gerade im Gemeinschaftsraum. Frag doch die mal.“
Olivia warf Hanni einen giftigen Blick zu. „Bitte, Nanni!“, beharrte sie dann.
Doch diesmal ließ sich Nanni nicht erweichen. „Olivia, das musst du bitte verstehen. Ich habe mich so auf Handball gefreut. Und natürlich hat Hanni recht. Die anderen werden dir auch helfen“, redete sie dem Mädchen zu.
Damit warfen die Zwillinge die Taschen über die Schulter und zogen davon. Schweigend liefen sie nebeneinander her. Denn die Verletzungen der vergangenen Zeit waren nicht vergessen. Und beide fühlten sich von der anderen gekränkt und abgelehnt. So kam keine auf die Idee, den ersten Schritt zu machen.
Olivia blieb mit säuerlichem Gesicht allein im Zimmer zurück. Sie mied Sport, denn sie hasste es, sich zu bewegen. Sie hatte zwei linke Hände und zwei linke Beine. Nannis Handballtraining war ihr ein Dorn im Auge. Dann war sie mit Hanni zusammen, und sie, Olivia, konnte nicht dabei sein.
Nachdenklich nagte sie an ihrer Unterlippe. Vielleicht war Handball ja gar nicht so grässlich, wie sie es sich vorstellte. Vielleicht ging es da ganz geruhsam zu. Wenn sie in Nannis Nähe sein wollte, musste sie wohl in den sauren Apfel beißen und mit zum Training gehen. Und schließlich: Wenn man sich anstrengte, konnte man alles schaffen, pflegte ihre Mutter sie immer anzuspornen.
Als Olivia mit ihren Unterlagen in den Gemeinschaftsraum kam, saßen dort Jenny, Bobby, Petra, Doris und alle anderen, die nicht beim Handballtraining waren, und lernten.
„Was denkt ihr?“, überlegte Bobby mit leuchtenden Augen. „Wer hat wohl all die leckeren Sachen im Zeichensaal versteckt?“
„Die Zweitklässler vielleicht“, überlegte Doris. „Ich finde, dass sie gerade mal wieder ziemlich ausgelassen sind. Dann haben sie meistens etwas vor.“
„Ausgelassen oder unerzogen?“, fragte Suse mit hochgezogenen Augenbrauen.
Jenny verdrehte die Augen. „Du bist die Richtige“, gab sie zurück.
Beleidigt wandte sich Suse ab.
Mit einem tiefen Seufzer zog Olivia einen Stuhl heran und schlug ihre Bücher auf.
„Können wir dir helfen?“, fragte Doris freundlich. Sie wusste, wie es war, wenn man den Unterrichtsstoff nicht verstand.
„Ach nein“, winkte Olivia ab. „Sonst hilft mir immer Nanni. Mit ihr arbeite ich sehr gut zusammen. Aber heute ist ihr das Handballtraining wichtiger. Dabei habe ich so riesige Lücken …“ Sie senkte den Kopf.
Jenny sah von ihrem Heft auf. „Ist das ein Problem?“, fragte sie scharf.
Olivia wurde rot. „Ich finde halt, ausgerechnet diese Woche, wo die wichtigen Klausuren anstehen, lässt Nanni mich so im Stich …“
„Im Stich?“, wiederholte Jenny. „Meine liebe Olivia, ich habe selten eine neue Schülerin in Lindenhof erlebt, die sich so auf die Hilfe einer anderen verlässt, wie du es von Anfang an getan hast.“
Olivia riss ungläubig den Mund auf. Tränen traten in ihre wasserblauen Augen. „Aber wieso …“, stotterte sie. „Das geht dich doch gar nichts an.“
„Es ist nicht Nannis Aufgabe, für dich den Babysitter zu spielen“, fuhr Jenny unerbittlich fort. „Das, was wir in Lindenhof lernen,
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