Hanni und Nanni - Nannis neue Freundin (German Edition)
ist, selbstständig zu werden. Du aber lernst nur, dich an Nanni festzusaugen.“
„Nanni hilft mir aber gern …“, warf Olivia ein.
„Weil sie zu gutmütig ist, Nein zu sagen“, erklärte Jenny heftig.
Petra und Suse hörten erschrocken zu. Es war schwer zu ertragen, was Jenny Olivia da in aller Deutlichkeit um die Ohren haute.
Mit bebenden Händen sammelte Olivia ihre Sachen ein. „Misch dich nicht ein!“, giftete sie Jenny an. „Du und Hanni, ihr habt eben was gegen mich!“ Türenknallend verschwand sie aus dem Gemeinschaftsraum.
Eine Weile herrschte Stille.
„Hast du Olivia so angehen müssen, Jenny?“, fragte dann Suse in ihrer verdreht vornehmen Ausdrucksweise.
„Höchste Zeit, dass mal jemand was zurechtrückt“, erwiderte Jenny erbost.
Auch Petra und Doris fanden Jennys Ausbruch unnötig. Doch Claudine, Carlotta, Bobby, Elli und sogar Angela waren der Ansicht, dass Olivia Nanni tatsächlich einfach nur ausnutzte. Vielleicht war es ganz gut, dass sie mal die Wahrheit gehört hatte – wenn Nanni es schon nicht selbst schaffte, sie ihr zu sagen.
Überraschungen
Hanni und Katrin kamen fröhlich plaudernd vom Handballtraining. Sie hatten sich in der Umkleidekabine besonders beeilt, weil sie noch mit Jenny verabredet waren. Statt des Nachmittagskaffees wollten sie ins Gewächshaus, um Futter für die Fledermäuse zu sammeln.
Und danach würden sie für die Klausuren lernen. Ganz bestimmt!
„Eins wundert mich“, überlegte Hanni. „Dass Fledermäuse im Winterschlaf Hunger haben. Ich meine, die Tiere in der freien Wildbahn fressen ja auch nicht während des Winterschlafs. Oder?“
Katrin zuckte mit den Schultern. „Vielleicht legen sie sich auch einen Vorrat an, wie die Maulwürfe oder die Igel. So ganz verstehe ich das auch nicht. Unsere Fledermäuse haben jedenfalls einen Riesenhunger.“
Jede ging zu ihrem Zimmer, um die Sportsachen wegzubringen.
Als Hanni die Tür öffnete, ließ Olivia eilig etwas unter ihrem Kopfkissen verschwinden.
„Bist du schon fertig mit der Klausurvorbereitung?“, wunderte sich Hanni. „Ich dachte, du hast so riesige Lücken!“
Olivia versuchte ein Lächeln. „Wir haben ja später noch Lernaufsicht bei Frau Jenks. Da bin ich lieber hergekommen, um noch ein bisschen zu lesen und so …“
Hanni räumte ihre Sporttasche aus. „Was liest du denn gerade?“, fragte sie nebenbei.
„Ach …“, begann Olivia und suchte nach einer passenden Antwort.
Hanni nickte. Sie war in Gedanken schon bei den Fledermäusen. Dass auf Olivias Nachttisch überhaupt kein Buch lag, fiel ihr in der Eile gar nicht auf.
„Bis später“, verabschiedete sie sich und war schon wieder aus der Tür.
„Bis später“, nickte Olivia. Eilig sprang sie vom Bett auf. Das war gerade noch mal gut gegangen. Jetzt musste sie sich beeilen. Jeden Augenblick würde Nanni vom Sport zurück sein. Sie durfte auf keinen Fall etwas von ihrer heimlichen Lektüre merken.
Im Park blies der Wind Hanni, Katrin und Jenny die Haare ins Gesicht.
Mit einer Engelsgeduld rechte der alte Gärtner im Park das aufgewirbelte Laub zusammen. Sein Gehilfe arbeitete finster neben ihm her. Von Zeit zu Zeit richtete er sich auf und ließ seinen Blick missmutig über das Parkgelände streifen, ehe er weiterrechte.
„Hoffentlich finden wir genügend Insekten“, überlegte Katrin besorgt.
„Im Sommer wäre das kein Problem“, bemerkte Jenny. „Wisst ihr noch, als ich Mamsells Brillenetui mit Käfern gefüllt habe? Dafür brauchte ich nur mal eben ein paar Steine im Garten umzudrehen.“
Hanni und Katrin kicherten. Das war einer der vielen Streiche, die sie ihrer Französischlehrerin gespielt hatten. Zum Glück hatte sie ihnen schnell verziehen. Mamsell hatte bei der Sache mit den Käfern wirklich geglaubt, dass sie langsam verrückt würde.
„Ruby hat mir noch ein paar leere Marmeladengläser gegeben“, erzählte Katrin und zeigte auf den Beutel, den sie in der Hand trug. Schwatzend schlenderten die drei zum Gewächshaus hinüber.
Hanni, Jenny und Katrin wurden beobachtet. Vom Schlafraum aus sah Nanni ihnen hinterher. Enttäuscht runzelte sie die Stirn. Sie hätte sich zu gern wieder mit Hanni versöhnt. Doch ihrer Schwester schienen der Streit von gestern und das Schweigen, das zwischen ihnen herrschte, überhaupt nichts auszumachen, stellte sie bitter fest. Auch nach dem Training hatte sich Hanni wieder sofort aus dem Staub gemacht. Sie hätte doch auf sie warten können! Und wieso ging sie
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