Hanni und Nanni - Nannis neue Freundin (German Edition)
dem Training war verflogen. Traurig setzte sie sich an den Kaffeetisch. Es war nicht schön, wenn Nanni und sie Streit hatten. Im Grunde ihres Herzens war sie froh, dass sie gerade mit der Fledermauspflege und dem Handballtraining so viel zu tun hatte! Das half ihr über Nannis Ablehnung hinweg.
Die Freundinnen warfen sich über den Tisch hinweg betretene Blicke zu. Streit zwischen den Zwillingen! Das kam äußerst selten vor. Und es war ziemlich ungemütlich.
Hilda beugte sich zu Elli hinüber. „Was ist da los?“, fragte sie leise.
Elli zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Nanni hat nichts erzählt. Bis eben war sie noch bester Laune. Wir haben nach dem Lernen zusammen Karten gespielt …“
„Olivia rückt Nanni ganz schön auf die Pelle“, murmelte Bobby. „Vielleicht liegt es daran.“
Hilda, die von der Auseinandersetzung im Gemeinschaftsraum nichts mitbekommen hatte, weil sie beim Training gewesen war, fand: „Nanni findet sie vielleicht einfach nett und kümmert sich um sie. Was ist daran verkehrt?“
„Nichts“, erwiderte Jenny. „Aber ich habe Nanni in der letzten Zeit nur noch im Doppelpack mit Olivia gesehen.“
„Ja, und?“ Hilda runzelte die Stirn. „Wenn das jemanden stören könnte, dann doch wohl höchstens Hanni. Aber es ist ja anscheinend Nanni, die gekränkt ist.“
„Eben“, wisperte Jenny. „So richtig verstehe ich das Ganze auch nicht.“
Hanni saß starr an der anderen Seite des Tisches und wärmte sich die Finger an ihrem Kakao. Nein, Streit mit Nanni war wirklich schrecklich!
Nanni ging an diesem Abend früh in ihr Zimmer. Sie war traurig und enttäuscht. Am meisten vielleicht darüber, dass Hanni nicht zu ihr kam, um mit ihr zu reden. Auch im Gemeinschaftsraum war sie nicht gewesen.
Sie trat an ihren Schrank und wollte eben das Tagebuch zwischen den T-Shirts herausziehen. Plötzlich stutzte sie. Sie versteckte das Tagebuch immer zwischen den kurzärmeligen T-Shirts. Und jetzt fand sie es zwischen den langärmeligen. Grübelnd zog sie es hervor. Oder täuschte sie sich?
Nanni legte sich auf ihr Bett, klappte das Tagebuch auf und begann ihren traurigen Gedanken freien Lauf zu lassen. Wie gut es jetzt gewesen wäre, wenn Hanni bei ihr gewesen wäre. Wenn die Zwillingsschwestern endlich über all die Missverständnisse der letzten Zeit gesprochen hätten!
Doch Hanni war mal wieder mit Katrin und Jenny auf dem Speicher. Sie mussten die Fledermäuse füttern. Damit waren ihre Abende jetzt ausgefüllt. Mittlerweile trauten sich auch Jenny und Hanni, die kleinen, weichen Tiere in die Hand zu nehmen und ihnen Wasser ins Maul zu tröpfeln oder sie mit Insekten zu füttern. Auch wenn die eine oder andere Fledermaus sie bisweilen in den Finger zwickte.
Die Kleinen entwickelten einen Bärenhunger. In jeder freien Minute trieben sich Katrin, Hanni und Jenny deswegen im Gewächshaus, im Fahrradschuppen und im Geräteschuppen herum, um alles, was kroch und flog, in ihren Schraubgläsern gefangen zu setzen. Leider wurde die Ausbeute von Tag zu Tag geringer.
„Dass Fledermäuse so viel Arbeit machen, hätte ich nicht gedacht!“, seufzte Hanni.
„Aber es macht doch auch Spaß, oder?“, meinte Katrin.
Hanni und Jenny nickten. Ihre Schützlinge jedenfalls fühlten sich bei ihrer Pflege offensichtlich pudelwohl. Sie flatterten ihnen bereits quietschfidel entgegen, wenn sie in den Speicher kamen, und schnappten mit gutem Appetit alles weg, was sie ihnen vor die Nase hielten.
„Sind sie nicht niedlich?“, seufzte Katrin mal wieder und streichelte eine Fledermaus, die gerade gierig ein Insekt von der Pinzette verspeiste. „Vielleicht eröffne ich später eine Fledermauspflegestation.“
Hanni und Jenny begannen zu lachen.
„Und eine Insektenzucht, um die gefräßigen Kleinen über den langen Winter zu bringen?“, meinte Jenny.
„Warum nicht?“, grinste Katrin sie an.
Sehr still erschienen die Zweitklässlerinnen am nächsten Morgen zum Frühstück. Sonst war von ihrem Tisch immer lautes Lachen zu hören, und die Zwillinge und ihre Freundinnen mussten sich von Kira, Sarah und ihren Freundinnen eine Menge dummer Sprüche gefallen lassen. Doch heute blieb der Kakao stehen, und der Toast wurde kalt.
„Klarer Fall von Mitternachtsparty“, meinte Doris mit Blick zum Tisch der Zweiten.
Sie kannten alle die Folgen: bleiche, müde Gesichter, ein verkorkster Magen und früher oder später ein ordentlicher Löffel Medizin aus der braunen Flasche der
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