Happy End in Seattle (German Edition)
auch leisten konnte.
Chad traf seine Wahl und legte die Speisekarte weg. „Wie wär’s mit einem Schluck, um Sie aufzulockern?“ schlug er vor. „Vielleicht einen doppelten Martini?“
Bei der Vorstellung, sich von diesem Kerl auflockern zu lassen, kam ihr das Grausen. Außerdem mochte sie keinen Martini. Genießbar daran fand sie allenfalls die Olive, die darin herumschwamm. „Danke, aber ich trinke lieber ein Mineralwasser.“
Er hob viel sagend die Brauen. „Mit Schnaps geht’s schneller.“
Hallie krampfte sich der Magen zusammen. Ein Blinder konnte sehen, worauf der Kerl es anlegte. Und dieser Widerling war Bonnies Onkel? Glaubte ihre Assistentin im Ernst, dass sie es so nötig hatte?
Als der Ober kam, verlangte Chad einen doppelten Martini, während Hallie um ein Wasser bat. Dann bestellten sie ihr Essen – Pasta mit Meeresfrüchten für sie, Steak für ihn.
„Sie sind doch nicht etwa nervös, Süße?“ fragte Chad, nachdem der Ober sich entfernt hatte.
„Ich heiße Hallie“, entgegnete sie ruhig, jedoch innerlich vor Wut kochend.
„Ich denke, Frauen mögen Kosenamen?“
„Nicht diese Frau.“ Hallie war entschlossen, sich auf keine Auseinandersetzung mit ihm einzulassen, ehe er nicht die Rechnung bezahlt hatte. Doch allmählich kamen ihr Zweifel, ob sie so lange durchhalten würde.
„Chad sagte, Sie …“
„Chad sagte?“ wiederholte sie verständnislos. Und dann dämmerte es ihr. „Wenn Sie nicht Chad Ellis sind, wer zum Teufel sind Sie dann?“ fragte sie mit erhobener Stimme.
„Okay, okay“, versuchte er sie zu beschwichtigen. „Verdammt, ich hätte wissen müssen, dass es nicht klappt. Chad musste unerwartet auf eine Geschäftsreise, und da bat er mich, für ihn einzuspringen. Mein Name ist Tom Chedders.“
„Ich war mit Chad Ellis verabredet!“ Hallie war außer sich vor Entrüstung. Dass Chad nicht den Anstand besessen hatte, sie anzurufen und die Verabredung abzusagen, sondern stattdessen diesen Kerl als Vertretung schickte, genügte ihr, um ihn von vornherein abzuschreiben.
„Keine Angst, Sie werden sich gut amüsieren mit mir.“ Tom warf einen Blick in die Runde, um zu sehen, ob sie auch keine Aufmerksamkeit erregt hatten. „Chad kann für mich bürgen. Wir sind seit Jahren gute Kumpels. Wir arbeiten für dieselbe Firma.“
„Warum haben Sie mir nicht gleich gesagt, wer Sie in Wirklichkeit sind?“
„Ich fürchtete, Sie würden nicht mit mir ausgehen, wenn ich es Ihnen sage. Sie brauchen keine Bedenken zu haben, ich bin ein ganz annehmbarer Typ.“ Er bedachte sie mit einem selbstzufriedenen Grinsen. „Kein Grund zur Aufregung, wie?“
Hallie war anderer Meinung. „Es wäre mir lieber gewesen, Sie hätten von Anfang an die Wahrheit gesagt.“
Immerhin zeigte er einen leichten Anflug von Reue. „Sie haben Recht, das hätte ich tun sollen. Aber … ich wollte vermeiden, dass Sie absagen. Geben Sie mir eine Chance. Das ist alles, worum ich Sie bitte.“
Hallie seufzte resigniert. „Dann wollen wir wenigstens von nun an ehrlich zueinander sein, okay?“
„Okay. Bei meiner Pfadfinderehre.“
„Sie waren bei den Pfadfindern?“
Er schüttelte den Kopf. „Ach was, das war doch ein verweichlichter Haufen.“
„Ich verstehe“, murmelte Hallie und warf einen sehnsüchtigen Blick zur Tür. Wenn doch bloß dieser Abend schon vorüber wäre.
„Sie sind also geschieden“, bemerkte Tom und dankte der Bedienung, die in diesem Moment seinen Martini vor ihn hinstellte, mit einem Augenzwinkern und fünfundzwanzig Cent Trinkgeld. Er blickte ihr nach, bis sie verschwunden war, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder Hallie zuwandte.
„Nein“, sagte sie, „Chad muss mich missverstanden haben. Ich war noch nie verheiratet.“
Eines musste man Tom lassen. Er besaß die eindrucksvollsten Augenbrauen, die sie je gesehen hatte. Im Moment hatte er sie fast bis zum Haaransatz erhoben. „Noch nie verheiratet? Was ist los mit Ihnen?“
„Wie meinen Sie das?“
„Es muss doch einen Grund dafür geben, dass ein hübsches Mädchen wie Sie nie verheiratet war. Aber lassen wir das. Ich werde mich schon um Sie kümmern, Süße. Wir zwei werden garantiert unseren Spaß miteinander haben.“
Hallie zweifelte mehr und mehr daran. „Mein Name ist Hallie“, erinnerte sie ihn, während sie spürte, wie sich die Anfänge von Kopfschmerzen in ihren Schläfen bemerkbar machten. „Nicht Süße.“
Er kippte seinen doppelten Martini hinunter und hob sein Glas in Richtung Bar,
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