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Hard News

Hard News

Titel: Hard News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Hinweis, den sie fand, war ein Büstenhalter unter dem Bett mit auf der Seite eingestickten Initialen – C. S. Rune erschien er jedoch ein bisschen zu klein für Claire und erinnerte sich, dass einer ihrer Freunde ein Transvestit gewesen war.
    Hoffnungslos setzte sich Rune mitten in dem Raum hin und griff nach einem Spielzeug, einem hölzernen Pinguin an einem Stab. Seine breiten Plastikfüße waren an Rädern befestigt. Sie fuhr mit ihm hin und her, wobei die Schwimmfüße auf die Decksplanken klatschten.
    Ich will keine Mutter sein.
    Claire …
    Schlapp, schlapp, schlapp.
    Der watschelnde Pinguin weckte Courtney.
    Rune setzte sich auf den Futon und küsste das Mädchen auf die Wange. »Schätzchen, hast du heute früh mit deiner Mami gesprochen?«
    »Hm-mh.«
    Das kleine Mädchen rieb sich die Augen. Ach, die sind ja so verdammt goldig, wenn sie das machen. Na los, Kleine, sei hässlich.
    »Hat sie gesagt, wo sie hingeht?«
    »Hm-mh. Krieg ich Saft?«
    »Schätzchen, hat deine Mutter gesagt, wo sie hingeht?«
    »Bohdon.«
    »Boston, ich weiß. Aber wo da?«
    »Hm-mh. Saft?«
    »Klar. Wir holen gleich welchen. Wo in Boston?«
    »Zu Oma.«
    »Wo wohnt deine Oma?«
    »Bohdon. Ich will Saft.«
    »Schätzchen, wie heißt deine Mutter?«
    »Mami.« Das kleine Mädchen fing an zu zappeln.
    »Nein, ihren Nachnamen meine ich.«
    »Mami. Ich will Saft!«
    »Hat sie irgendwas gesagt, bevor sie gegangen ist?«, wollte Rune wissen.
    Courtney stand im Bett auf und machte sich von Rune frei.
    »Zoo.«
    »Den Zoo?«
    »Sie hat gesagt, du nimmst mich mit in den Zoo.«
    »Das hat deine Mami gesagt?«
    »Hm-mh. Ich will Saft!«
    »Hat sie gesagt, wie lange sie wegbleibt?«
    Courtney runzelte kurz die Stirn und breitete dann die Arme aus, so weit sie konnte. »Ganz, ganz lange«, sagte sie.
    Rune griff nach dem Stoffhasen. Oh, Scheiße.
    Courtney streckte bedrohlich die Unterlippe vor und sagte:
    »Saft!«
     
    Sam Healy war Ende dreißig, über einsachtzig groß und schlank. Sein lichtes Haar war glatt nach hinten gekämmt, und sein Schnauzer hing über die Mundwinkel hinab. Er erinnerte an einen Cowboy, zumindest wenn er das trug, was er jetzt trug – ein kariertes Hemd, Jeans und schwarze Stiefel. Sein Beruf: Bombenexperte bei der New Yorker Polizei.
    Sie saßen in Runes Hausboot, wo er gelegentlich die Nacht verbrachte, und sie hörte ihm nach vorn gebeugt so eindringlich zu, als erklärte er einem Grünschnabel, wie man eine C-4-Sprengladung auseinander nimmt. »Wie oft soll ich ihr denn zu essen geben?«, fragte sie.
    »Du machst dir viel zu viele Gedanken, Rune«, sagte Healy.
    »Dreimal am Tag ist okay.«
    »Wie ist es mit Medizin?« Runes Handflächen glänzten vor Schweiß. »Soll sie Medizin nehmen?«
    »Na ja, ist sie krank?«
    »Nein.«
    »Wieso sollte sie dann Medizin nehmen?«
    »Sie ist ein Baby«, sagte Rune. »Ich hab gedacht, Babys kriegen immer Medizin.«
    »Nicht wenn sie nicht krank sind.«
    Rune blickte auf den Fluss hinaus. »Oh, Sam, mit ihr zu spielen und ihr vorzulesen hat ja Spaß gemacht, aber das hier – das hier ist, na ja, richtig echt ernst.«
    »Kinder sind sehr robust.«
    »Ach, Herrgott. Was ist, wenn sie stürzt?«, fragte sie voller Panik.
    Healy seufzte. »Dann heb sie wieder auf. Tröste sie. Staub sie ab.«
    »Ich bin nicht reif für so was, Sam. Ich kann keine Mutter sein. Ich versuche grade, meine Story zu machen. Ich bin … O Gott, trägt sie Windeln?«
    »Frag sie.«
    »Ich kann sie nicht fragen. Das wär mir peinlich.«
    »Wie alt ist sie? Ungefähr drei? Dann ist sie wahrscheinlich sauber. Wenn nicht, solltest du bald mit der Erziehung anfangen.«
    »Ich? Auf keinen Fall. Das kannst du vergessen.«
    »Rune, Kinder sind was Wunderbares. Wenn ich mit dir und Adam weggehe, dann haben wir doch eine Menge Spaß.«
    »Aber er ist dein Sohn. Das ist was anderes. Ich will kein eigenes Kind. Ich bin zu jung, um Mutter zu sein. Damit ist mein Leben schon vorbei.«
    »Es ist doch nur vorübergehend, nicht?«
    »Das ist der Teil, bei dem ich mir nicht so sicher bin.« Rune schaute in Richtung von Courtneys Zimmer. »Meinst du, sie trinkt zu viel Saft?«, fragte sie mit von Panik erfüllter Stimme.
    »Rune.«
    »Sie trinkt ’ne Menge Saft.«
    »Du solltest dir viel weniger Sorgen machen.«
    »Sam, ich kann kein Kind dabeihaben, wenn ich Leute interviewe. Was soll ich denn …?«
    »Ich werd dir den Namen der Tagesstätte geben, in die Cheryl und ich Adam immer gebracht haben. Die ist gut. Und

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