Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hardware

Hardware

Titel: Hardware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
Vom Netzwerk:
jedoch ein weiterer Stern in ihre Gedanken ein, ein hellblaues Feuer am Himmel, das den Orbitalmächten zum Trotz eine Nadel aus Dunkelheit vorwärtstreibt. Cowboy, dessen Plastikaugen die diamantenen Sterne in Sarahs Vision spiegeln, der seine Delta hoch hinaufjagt in die kühle, dünne, wolkenlose Luft, dessen Bewußtsein sich von dem Kristall in seinem Kopf zu den langen, polymerisierten Knochen des großen Flugzeugkörpers, den hydraulischen Muskeln und den Laseroptik-Nerven erstreckt... Sarah blickt auf die Aktienzertifikate in Dauds Schoß hinab und denkt über ihre Schulden nach.
     Michael würde sie verstehen, denkt sie. Er kennt das Leben, das sie geführt hat, weiß, was sie in diesen langen Jahren gewollt hat, und weiß auch, daß es seine Möglichkeiten übersteigt, ihr das zu geben, was sie braucht. Ist sich im klaren, daß sie ihm nichts schuldet, daß jeder Dienst, den sie ihm geleistet hat, bezahlt worden ist, daß sie zu ihrem ureigensten Herzenswunsch nicht nein sagen kann.
     Mit Cowboy ist _es_ etwas anderes. Er zappelt im Netz seiner eigenen Loyalitäten und Ideale, die sie sich nicht leisten kann. Sein Plan, Couceiro zu erledigen, ist zu aussichtslos, denkt sie. Er hängt zu sehr von Roons instabilen Wünschen ab, und man kann nicht mehr auf ihn bauen als auf alle anderen. Am besten hält man sich an denjenigen, der im vorhinein zahlt, und zwar bar. Wenn Cowboy nicht klug genug ist, wegzulaufen, wenn alles auseinanderfällt, ist das sein Problem.
     Keine romantische Gefühlsduselei, denkt sie. Cowboy hat es selbst gesagt. Freunde, wenn wir es uns leisten können.
     Sie blickt auf Daud hinab und zerwühlt sein kurzes dunkles Haar zu spiraligen Mustern. Ein Luftkissentruck rauscht auf der Schnellstraße hinter dem Hospital vorbei. "Ich hab' uns die Tickets besorgt", sagt sie. "Ich war sie los, aber jetzt hab' ich sie wieder."
     *Wir haben das, wonach alle suchen...
     Wir haben das, wovon alle reden...
     Wir haben das Aussehen, das alle haben wollen...
     Wir nennen es
     COOL STONE*
     "Sarah." Es ist Renos ertrinkende Stimme. "Ich will euch helfen. Ich will bei dem Krieg mitmischen."
     Sie ist wieder im Wagen und fährt durch die verfallenen Straßen von Florida. Sie blickt durch schalldichtes Glas auf und sieht die Augen ihres Leibwächters im Rückspiegel aufflackern, als er nach Verfolgern Ausschau hält. "Und wie?" fragt sie. "Was kannst du denn tun? Du bist so verwundbar."
     "Ich hab' hier einiges gelernt, wo ich lebe. Über das Eindringen in Computersysteme. Ich kann versuchen, mich in ihre Kommunikationswege oder in ihre Dateien reinzudrängen. Und rausfinden, was sie vorhaben."
     "Ihre Computer sind zu gut gesichert, Reno. Die sind nicht wie die Regierungscomputer, in denen du lebst - die Orbitalen können sich die besten Sicherheitsvorkehrungen leisten. Wenn du Programmierer wärst, würde ich sagen, nur zu. Schlimmstenfalls könnten sie dich aufspüren, und bis dahin wärst du schon weg. Aber du _lebst_ da drin. Sie könnten dich vernichten."
     "Sarah, ich bringe so einiges in Erfahrung. Ich hab' sämtliche verfügbaren Daten über Tempel in meinem Speicher. Die Strukturen ergeben allmählich Sinn. Ich weiß, wo sie schwach sind. Alles, was ich brauche, ist Zutritt."
     "Zutritt." Sarah lacht. "Zutritt zu bekommen, war schon immer das Problem, Reno."
     "_Ich könnte hierfür alle Zeiten festhängen_. Wenn ihr verliert, komme ich hier nie mehr raus."
     Die Verzweiflung in Renos Stimme knickt etwas in Sarahs Innerem und läßt ihr Lachen abrupt ersterben. Sie fühlt, wie der Luftstrom der Klimaanlage ihre Haut abkühlt. "Was brauchst du, Reno?" fragt sie.
     "Bring mich in ihr System! Wenn du nicht eindringen kannst, kauf jemand in Orlando - da arbeiten genug Gossentypen. Einige von denen müssen Zutritt haben."
     "Das haben wir schon die ganze Zeit versucht, Reno. Ja, gut, wir können dich in ihren Außenkristall einschleusen. Aber es gibt nur ein paar Dutzend, die zum Tempel-Hauptcomputer Zutritt haben. Und die haben jeder zehn aufgerüstete Leibwächter und gehen so gut wie nie raus ins Freie."
     "Das brauche ich nicht. Wenn du jemand kaufst, heißt das nicht, daß er weiß, wonach er suchen soll. Es gibt zuviele Daten, als daß ein einzelner Mensch sie aufeinander beziehen könnte.
     Hör zu, Sarah!" Renos Stimme steigt kalt aus dem Hörer auf, wie Blasen in flüssigem Sauerstoff. "Florida ist einer der Orte, wo die Orbitalen völlig ineinander verheddert sind, wo ihre

Weitere Kostenlose Bücher