Harry Potter - Gesamtausgabe
lächelte; die anderen Jungen lachten und warfen ihm bewundernde Blicke zu.
»In Anbetracht Ihrer unheimlichen Fähigkeit, Dinge in Erfahrung zu bringen, die Sie nicht wissen sollten, und Ihrer wohl bedachten Schmeicheleien wichtigen Leuten gegenüber – übrigens, vielen Dank für die Ananas, Sie liegen vollkommen richtig, die habe ich am liebsten –«
Während mehrere der Jungen kicherten, geschah etwas sehr Seltsames. Der ganze Raum war plötzlich von einem dichten weißen Nebel erfüllt, so dass Harry nichts als das Gesicht von Dumbledore sehen konnte, der neben ihm stand. Dann drang Slughorns Stimme durch den Nebel, unnatürlich laut: »– Sie werden auf die schiefe Bahn geraten, Junge, denken Sie an meine Worte.«
Der Nebel lichtete sich so plötzlich, wie er gekommen war, und doch verlor keiner ein Wort darüber, noch machte irgendjemand den Eindruck, als ob soeben etwas Ungewöhnliches geschehen wäre. Harry sah sich verwirrt um, während eine kleine goldene Uhr auf Slughorns Schreibtisch elf schlug.
»Du meine Güte, ist es schon so spät?«, sagte Slughorn. »Dann geht mal besser, Jungs, oder wir kriegen alle Ärger. Lestrange, ich bekomme Ihren Aufsatz morgen, oder es gibt Nachsitzen. Dasselbe gilt für Sie, Avery.«
Slughorn stemmte sich aus dem Sessel und trug sein leeres Glas hinüber zu seinem Schreibtisch, während die Jungen der Reihe nach hinausgingen. Riddle jedoch blieb zurück. Harry war klar, dass er absichtlich getrödelt hatte und als Letzter mit Slughorn im Zimmer bleiben wollte.
»Nun sputen Sie sich aber, Tom«, sagte Slughorn, als er sich umwandte und bemerkte, dass er immer noch da war. »Sie wollen doch nicht während der Nachtruhe draußen erwischt werden, Sie als Vertrauensschüler …«
»Sir, ich wollte Sie etwas fragen.«
»Dann nur zu, mein Junge, nur zu …«
»Sir, könnten Sie mir sagen, was Sie über … über Horkruxe wissen?«
Und da passierte es wieder: Der dichte Nebel erfüllte den Raum, so dass Harry Slughorn und Riddle nicht mehr sehen konnte; nur noch Dumbledore neben ihm, der heiter lächelte. Dann dröhnte erneut Slughorns Stimme, genau wie zuvor.
»Ich weiß nichts über Horkruxe, und wenn, würde ich es Ihnen nicht sagen! Und nun sofort raus hier, und wehe, Sie erwähnen sie noch einmal!«
»Nun, das war’s«, sagte Dumbledore gelassen neben Harry. »Zeit zu gehen.«
Und Harry verlor den Boden unter den Füßen und fiel Sekunden später wieder auf den Teppich vor Dumbledores Schreibtisch.
»Das war alles?«, fragte Harry erstaunt.
Dumbledore hatte gesagt, dies sei die wichtigste Erinnerung von allen, doch Harry hatte keine Ahnung, was daran so bedeutsam sein sollte. Zugegeben, der Nebel und die Tatsache, dass ihn offenbar niemand bemerkt hatte, waren sonderbar, aber ansonsten schien nichts passiert zu sein, außer dass Riddle eine Frage gestellt und keine Antwort bekommen hatte.
»Wie du vielleicht bemerkt hast«, sagte Dumbledore und setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch, »hat sich an dieser Erinnerung jemand zu schaffen gemacht.«
»Zu schaffen gemacht?«, wiederholte Harry und nahm ebenfalls wieder Platz.
»Ganz bestimmt«, sagte Dumbledore, »Professor Slughorn hat an seinen eigenen Erinnerungen herumhantiert.«
»Aber warum sollte er das tun?«
»Ich denke, weil er sich für das schämt, woran er sich erinnert«, sagte Dumbledore. »Er hat versucht, die Erinnerung zu überarbeiten, um sich selbst in einem besseren Licht darzustellen, er hat die Teile unleserlich gemacht, die ich nicht sehen soll. Wie du sicher bemerkt hast, ist es sehr plump gemacht, und das ist nur von Vorteil, denn man sieht, dass unter den Änderungen immer noch die wahre Erinnerung liegt.
Und aus diesem Grund gebe ich dir auch zum ersten Mal etwas auf, Harry. Deine Aufgabe besteht darin, Professor Slughorn zu überreden, die echte Erinnerung preiszugeben, die zweifellos unsere entscheidende Information sein wird.«
Harry starrte ihn an.
»Aber, Sir«, sagte er und seine Stimme war so respektvoll wie möglich, »Sie brauchen mich doch nicht – Sie könnten Legilimentik einsetzen … oder Veritaserum …«
»Professor Slughorn ist ein äußerst fähiger Zauberer, er wird sich gegen beides gewappnet haben«, sagte Dumbledore. »Er ist in Okklumentik erheblich besser als der arme Morfin Gaunt, und es würde mich wundern, wenn er kein Gegenmittel für Veritaserum bei sich trüge, seit ich ihn zwang, mir diese verzerrte Erinnerung zu geben.
Nein, ich denke,
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