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Harry Potter - Gesamtausgabe

Harry Potter - Gesamtausgabe

Titel: Harry Potter - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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keine Chance, sich zu verstecken. Er hörte Schritte, dann wurde die Tür zum Zimmer weit aufgestoßen.
    Ein kleiner Mann mit schütterem grauem Haar, spitzer Nase und wässrigen Augen stellte sich vor Frank auf, mit einer Mischung aus Angst und Misstrauen in den Augen.
    »Bitte ihn doch herein, Wurmschwanz. Wo bleiben deine Manieren?«
    Die kalte Stimme kam von dem alten Lehnstuhl am Feuer her, doch Frank konnte nicht sehen, wer da sprach. Die Schlange hingegen hatte sich, wie die grausige Karikatur eines Schoßhündchens, auf dem verrotteten Kaminvorleger eingekringelt.
    Wurmschwanz winkte Frank mit einer kleinen Verbeugung ins Zimmer. Frank steckte die Angst zwar immer noch in den Knochen, doch er umklammerte erneut seinen Stock und humpelte über die Schwelle.
    Das Feuer war die einzige Lichtquelle im Zimmer; es warf lange, spinnengleiche Schatten an die Wände. Frank starrte auf den Rücken des Lehnstuhls; der Mann darauf schien noch kleiner zu sein als sein Diener, denn Frank konnte nicht einmal seinen Hinterkopf sehen.
    »Du hast also alles mitgehört, Muggel?«, sagte die kalte Stimme.
    »Warum nennen Sie mich so?«, sagte Frank widerspenstig, denn nun, da er in diesem Zimmer war, nun, da es an der Zeit war zu handeln, fühlte er sich mutiger; schon im Krieg war es so gewesen.
    »Ich nenne dich einen Muggel«, sagte die Stimme kühl. »Das bedeutet, dass du kein Zauberer bist.«
    »Ich weiß nicht, was Sie mit Zauberer meinen«, sagte Frank mit allmählich festerer Stimme. »Alles, was ich weiß, ist, dass ich heute Nacht was gehört hab, das sicher die Polizei interessieren wird. Sie haben einen Mord begangen und planen noch mehr Morde! Und ich sag Ihnen noch was«, fügte er in einer plötzlichen Eingebung hinzu, »meine Frau weiß, dass ich hier oben bin, und wenn ich nicht zurückkomme –«
    »Du hast keine Frau«, sagte die kalte Stimme völlig ungerührt. »Keiner weiß, dass du hier bist. Du hast niemandem etwas gesagt. Belüge Lord Voldemort nicht, Muggel, denn er weiß … er weiß immer …«
    »Stimmt das?«, sagte Frank barsch. »Lord, tatsächlich? Nun, ich halte nicht viel von Ihren Manieren, Sie Lord, Sie. Warum drehen Sie sich nicht um und schauen mir ins Gesicht wie ein Mann?«
    »Ich bin kein Mann, Muggel«, sagte die kalte Stimme, die sich kaum über das Knistern des Feuers erhob. »Ich bin viel, viel mehr als ein Mann. Allerdings … warum nicht? Ich werde dir ins Gesicht sehen … Wurmschwanz, komm her und drehe meinen Stuhl um.«
    Vom Diener her kam ein Wimmern.
    »Du hast mich gehört, Wurmschwanz.«
    Langsam, mit einer schrecklichen Grimasse, als wäre ihm nichts mehr zuwider, als sich seinem Herrn und der vor dem Kamin zusammengerollten Schlange zu nähern, ging der kleine Mann auf den Stuhl zu und begann ihn zu drehen. Die Stuhlbeine streiften leicht den Kaminvorleger und die Schlange hob ihren hässlichen dreieckigen Kopf und zischte leise.
    Und dann war der Stuhl auf Frank gerichtet, und er sah, was dort saß. Sein Stock fiel klappernd zu Boden. Er öffnete den Mund und stieß einen Schrei aus. Er schrie so laut, dass er die Worte, die das Etwas auf dem Stuhl sprach, als es seinen Zauberstab erhob, nicht hören konnte. Ein grüner Lichtblitz, ein Brausen, und Frank Bryce brach zusammen. Noch bevor er aufschlug, war er tot.
    Dreihundert Kilometer entfernt fuhr der Junge namens Harry Potter erschrocken aus dem Schlaf.

 
Die Narbe
    Harry lag flach auf dem Rücken und atmete schwer, als ob er gerannt wäre. Mit aufs Gesicht gepressten Händen war er aus einem fiebrigen Traum erwacht. Die alte Narbe auf seiner Stirn, die aussah wie ein Blitz, brannte unter seinen Fingern, als ob ihm jemand einen weiß glühenden Draht auf die Stirn drücken würde.
    Er richtete sich auf, die eine Hand immer noch auf der Narbe, mit der anderen im Dunkeln nach seiner Brille auf dem Nachttisch tastend. Jetzt sah er sein Zimmer klarer. Es lag in dem schwachen, dunstig-orangeroten Licht, das die Straßenlaterne von draußen durch die Vorhänge warf.
    Harry fuhr noch einmal mit den Fingern über die Narbe. Sie tat immer noch weh. Er knipste die Lampe auf dem Nachttisch an, stieg aus dem Bett, durchquerte das Zimmer, öffnete seinen Schrank und blinzelte in den Spiegel an der Innenseite der Tür. Ein hagerer Junge von vierzehn Jahren schaute zurück, dessen hellgrüne Augen unter dem zerzausten schwarzen Haar leicht verwirrt dreinblickten. Er besah sich die Blitznarbe im Spiegelbild etwas näher. Sie sah

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