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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sehen, was für Probleme wir dort haben. Ich werde dir einen Einlaßschein besorgen. Oder du könntest nach Edelweiß reiten und ein paar Tage bei Javanne bleiben.«
    Regis zuckte die Achseln. Er langweilte sich auf Edelweiß. Es gab dort keinerlei Jagd, außer auf Kaninchen und Eichhörnchen. Der Regen zwang einen die meiste Zeit ins Haus, und er und Javanne waren altersmäßig zu weit auseinander und sich zu unähnlich, um gern beieinander zu sein.
    »Ich weiß, es ist nicht sonderlich aufregend dort«, sagte Hastur fast entschuldigend, »aber sie ist deine Schwester, und wir haben nicht so viele Verwandte, daß wir einander vernachlässigen könnten. Wenn du jagen willst, kannst du jederzeit nach Armida gehen. Lew ist fort und Kennard zu krank, um zu reisen, aber du kannst einen Freund mitnehmen.«
    Aber der einzige Freund, den er bei den Kadetten gewonnen hatte, dachte Regis, wurde unehrenhaft entlassen. »Kennard ist krank, Sir? Was fehlt ihm?«
    Danvan seufzte. »Das Klima bekommt ihm nicht. Er wird jedes Jahr mehr zum Krüppel. Es wird besser werden, wenn es regnet …« Er brach ab, als ein Diener mit einer Botschaft hereinkam. »Schon? Ja, ich muß nun mit der Delegation aus den Trockenstädten reden«, sagte er mit erschöpfter Resignation und legte die Serviette nieder. Er entschuldigte sich bei Regis und fügte hinzu: »Laß mich deine Pläne wissen, Junge, und ich werde für dein Geleit sorgen.«
    Regis blieb allein zurück und goß sich noch eine Tasse terranischen Kaffee ein, ein seltener Luxus, den sich der nüchterne alte Mann gönnte, und dachte nach. Den Pflichtbesuch bei Javanne konnte er natürlich nicht umgehen. Ein Besuch auf Armida hatte bis Lews Rückkehr Zeit: Er hatte wohl kaum im Sinn, den Winter in Aldaran zu verbringen.
    Wenn Kennard krank war, verlangte es die Höflichkeit, daß ihm Regis in seinen Räumen einen Besuch abstattete, doch aus ihm unbekannten Gründen wollte er den Alton-Lord nicht gern sehen. Er wußte nicht, warum. Kennard war immer freundlich zu ihm gewesen. Nach einer Weile identifizierte er sein Gefühl als Ablehnung: Er hatte dabeigestanden und Danilos Schande mit angesehen und kein Wort gesagt. Lew hatte sich einschalten wollen, doch er konnte es nicht. Kennard war es gleichgültig gewesen.
    Und Kennard war einer der stärksten Telepathen bei den Comyn. Regis spürte seine Ablehnung und zögerte daher, ihm unter die Augen zu treten. Kennard würde sogleich merken, was er fühlte.
    Rational wußte er, daß er sofort zu Kennard gehen mußte, wenn auch nur, um ihm über sein gerade hervorgebrochenes Laran zu berichten. Es gab Techniken, es auszubilden, um seine neue Fähigkeit besser zu kontrollieren und zu handhaben. Doch bei den Kadetten schien es keine Rolle zu spielen, und der angemessene Zeitpunkt, mit Lew zu reden, war erst zu spät gekommen. Dyan schien es für selbstverständlich zu halten, daß er bereits die notwendige Ausbildung hatte. Kennard war derjenige, zu dem er Kontakt aufnehmen mußte. Er ermahnte sich ernsthaft, daß er sofort gehen mußte, noch heute.
    Doch immer noch zögerte er, ihm entgegenzutreten. Er beschloß, zuerst ein paar Tage zu Javanne zu gehen. Dann würde Lew vielleicht wieder zurück sein.
     
    Ein paar Tage später ritt er nach Norden, und seine Gedanken standen immer noch unter der gleichen Belastung. Syrtis lag eine halbe Meile entfernt auf der Straße nach Norden, und spontan befahl er seiner Eskorte, in einem nahe gelegenen Dorf zu warten. Er ritt allein auf Syrtis zu.
    Es lag am jenseitigen Ende eines langgestreckten Tales, das hinab zur Seenlandschaft um Mariposa führte. Es war ein klarer Herbsttag. Reifes Obst hing dicht an den Bäumen, und kleine Tiere raschelten in dem trockenen Buschwerk neben der Straße. Die Laute und Düfte verschafften Regis bei seinem Ritt Wohlbehagen, doch je näher er dem Hof kam, desto tiefer sank sein Herz. Er hatte Danilo für privilegiert gehalten, in diese schöne Landschaft zurückkehren zu können, doch er hatte nicht gewußt, was für ein ärmliches Anwesen es war. Das Haupthaus war klein und unansehnlich. Ein Flügel verfiel langsam und war kaum noch bewohnbar. Die paar kleineren Gebäude verrieten, wie wenig Menschen hier nur lebten. Man hatte den alten Wassergraben abgetrocknet, Gräben gezogen und in einen Küchengarten mit sauberen Reihen von Gemüse und Pflanzen verwandelt. Ein alter, gebeugter Diener sagte ihm, wobei er sich mit bäuerlicher Höflichkeit gegen die Brust stieß, daß

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