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Haveljagd (German Edition)

Haveljagd (German Edition)

Titel: Haveljagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Wiersch
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die Katze, schaltete den Hauptschalter aus und lief wie von Sinnen zu Lottes Käfer. Als er sich auf den Fahrersitz warf, zog er sein Handy hervor und wählte die Nummer von Manzetti.

17
    »Was willst du denn damit?« Manzetti hatte die Decke in Michaelis’ Arm an einer Ecke gelüftet.
    »Die habe ich gekauft.«
    »Das war nicht meine Frage. Was willst du damit? Ist das jetzt ein neuer Versuch, deine Langeweile zu bekämpfen?«
    Michaelis drehte sich halb um die eigene Achse, so dass Manzetti das Kätzchen nicht mehr berühren konnte.
    »Mach dich nur lustig. Die Katze ist für Tim. Sie soll ihm beistehen, ihn quasi therapieren.«
    Manzetti setzte sich in den Ohrensessel und wollte darauf eigentlich etwas entgegnen, ließ es aber. Er hoffte nur, dass Werner daran gedacht hatte, dass eine Katze ein Lebewesen war, das Hunger bekam und auch so etwas wie ein Klo brauchte, wenn es nicht in der freien Wildbahn lebte. Aber jetzt war er zu müde, um Werner eine Predigt darüber zu halten und wäre lieber in seinem Bett als hier in Werners Zimmer. »Was hast du denn nun herausbekommen?«
    Michaelis setzte das Kätzchen auf sein Bett und sich auf den Stuhl am Schreibtisch. »Du wirst es nicht glauben, aber ich weiß jetzt, warum Kurt mich angerufen hat.«
    Manzetti gähnte mit weit aufgerissenem Mund. Dann rieb er sich die brennenden Augen. »Und, warum?«
    »Eine geheime Botschaft. Andrea, Kurt hat mir eine geheime Botschaft im Bücherregal hinterlassen, und ich habe sie entschlüsselt.«
    Manzetti sah ungläubig zum Schreibtisch. Seine Augen schmerz ten und er hatte zu so später Stunde keine Lust auf solche Fantastereien. »Mein Name ist Michaelis«, spottete er. »Werner Michaelis, und ich trinke den Martini gerührt und nicht geschüttelt.«
    Michaelis stand auf und ging auf Manzetti zu, wobei er die Arme ausbreitete, als könnte das helfen, die Müdigkeit des Hauptkommissars zu bekämpfen.
    »He, ich denk mir das doch nicht aus.« Er blieb vor Manzetti stehen und erzählte ihm von der Schülerbibliothek im Internat und den darin versteckten Botschaften.
    Manzettis Augen veränderten sich im Laufe des Berichts und irgendwann entschloss er sich, Michaelis ins Wort zu fallen, denn er hatte den Hintergrund aus der Schulzeit bereits begriffen.
    »Was stand denn nun als Botschaft ganz links oben?«
    Michaelis stockte und glaubte in Manzettis Gesicht so etwas wie Dankbarkeit zu erkennen. Er konnte sich aber auch täuschen.
    »Also«, sagte er und imitierte einen Trommelwirbel aus der Zirkusmanege. »Tim zeigt dir das Versteck, stand da. Ist das nicht genial?«
    Manzetti sah mit hängenden Lidern zu Michaelis und hatte das Gefühl, dass der ohne Ohren jetzt im Kreis grinsen würde. »Gut. Und nun? Das kann alles Mögliche bedeuten.«
    Darauf erstarb bei Michaelis das Grinsen. »Wie? … Was soll das heißen?«
    Manzetti stand auf, ging zum offenen Fenster und setzte sich mit dem halben Hintern auf den Schreibtisch.
    »Das kann alle möglichen Gründe haben«, sagte er schließlich. »Du weißt doch überhaupt nicht, ob du der Adressat dieser Botschaft bist. Vielleicht hat ja dein Freund Kurt mit seiner Frau und dem Enkel dieses Internatsspielchen auch betrieben und das, was du heute gefunden hast, war bloß ein Überbleibsel ihrer letzten Spielrunde.«
    Michaelis war die Enttäuschung anzusehen. Er hatte plötzlich das Gefühl, als habe seine heiße Spur kalte Füße bekommen und begonnen, ihm davonzulaufen. Würde er auch solche Spiele spielen, wenn er Enkelkinder hätte? Er sah auf sein riesiges Bücherregal. Vielleicht. Jedenfalls würde es sich dazu anbieten, denn dank seiner Kleptomanie war es gut gefüllt.
    »Du schließt also aus, dass Kurt mir eine Botschaft hinterlassen hat.«
    Manzetti nahm sich einen von Werners Zigarillos vom Schreibtisch und zündete ihn an. »Nein«, sagte er dann. »Ich schließe gar nichts aus, aber ich favorisiere auch nichts, bevor ich es nicht belegen kann.«
    Von einer kräftigen Brise getrieben, umhüllten die leichten Gardinen Manzetti, und ließen ihn aussehen wie einen Geist. Hinter ihm zuckte ein Blitz durch den pechschwarzen Himmel. Als er sich befreit hatte, zog er noch mal an dem Zigarillo. »Habt ihr so etwas wie einen Schluss-Stein gehabt?«
    »Was meinst du damit?«, fragte Michaelis.
    »Ein bestimmtes Buch, das den Text beendet hat.«
    Michaelis schlug sich mit der flachen Hand vor den Kopf. »Ich Rindvieh«, sagte er, als ein furchteinflößender Donner durch das Fenster drang.

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