Hawaii
tanze es; und ohne daß sie ihn noch mehr aufziehen mußte, fand er die Worte, die er sagen sollte: Er verließ den Stamm und kniete im Staub neben dem flüsternden Bach nieder. »Fräulein Bromley, wollen Sie mich heiraten?« fragte er. »Ja«, antwortete sie und fügte nervös hinzu: »Ich fürchtete schon, Pastor Hale, daß Sie sagen würden: >Wollen Sie mich heiraten und mit mir nach Owhyhee gehen? < Das hätte alles verdorben.«
Sie beugte sich herab und half ihm wieder auf die Beine, in Erwartung, daß er sie umarmen würde. Aber er klopfte sich die Knie ab und rief in einem Ausbruch wirklicher Freude: »Wir müssen Ihren Eltern berichten.« Mit schiefem Lächeln stimmte sie ihm zu, und so gingen sie zum Picknickplatz zurück. Die Eltern Bromley schliefen fest. Mercy und ihre Schwester aber nicht, und sie ahnten, was sich in der Zwischenzeit ereignet hatte. So fragte Mercy: »Bist du verlobt?«
»Ja«, sagte Jerusha. »Hat er dich geküßt?«
»Noch nicht.«
»Abner! Küß sie!« riefen die Schwestern, und in der heißen Sonne des Julitages küßte er Jerusha Bromley zum erstenmal. Aufregend war dieser Kuß nicht, wie das so oft geschieht, und die Zuschauer lenkten ab. Als es aber vorüber war, überraschte Abner sich selbst dadurch, daß er erst Charity in die Arme nahm und küßte und dann auch Mercy und dabei rief: »Ihr seid die liebsten Schwestern von der Welt!« Dann setzte er sich wie benommen hm und gestand: »Ich habe nie zuvor ein Mädchen geküßt, und jetzt küsse ich gleich drei auf einmal!«
Mercy weckte ihre Eltern und schrie: »Sie haben es geschafft!« Und es folgten weitere herzliche Umarmungen, woraufhin Charity ein Blatt Papier hervorzog, auf dem verschiedene Daten aufgeschrieben waren. »Wir können am Sonntag aufbieten lassen. Das ist der fünfte, und am Montag, dem zwanzigsten, könnt ihr heiraten.«
Mercy rief: »Wir verwandeln Papas Büro in eine Nähstube und machen aus dem Stoff, den wir gekauft haben, Kleider und Leintücher... «
»Ihr habt Stoff gekauft?« fragte Abner.
»Ja«, gestand Charity. »Vor drei Wochen, nachdem sie Esthers Brief gelesen hatte, entschloß sich Jerusha, dich zu heiraten. Sie sagte uns: >Wir werden ihn kommen lassen, im Falle seine Schwester eine verrückte kleine Lügnerin ist.< Aber wir wußten alle, daß sie keine war, Papa hat ja ungefähr fünfzehn verschiedene Briefe über dich erhalten, und wir wußten es.«
»Habt ihr alle diese Briefe gelesen?« fragte Abner verlegen.
»Natürlich!« rief Mercy. »Und das, was mir am meisten Eindruck machte, war die Stelle, wo du kochen und nähen und putzen lernst - im Falle du ein Missionar würdest. Ich empfahl Jerusha, dich daraufhin sofort zu heiraten, weil sie dann nie mehr etwas tun brauchte.« Als die beiden jüngeren Schwestern ihren zukünftigen Schwager in den Gasthof brachten, damit er sich für das Abendessen zurechtmachen könnte, deutete Mercy auf ein großes weißes Haus und sagte: »Dort kam der Seemann zu Besuch. Er war ein sehr schöner Mann, wenn ich damals auch erst neun war und er mir vielleicht größer vorkam, als er wirklich war.«
»Und was geschah?« fragte Abner vorsichtig und sah, wie Charity ihre Schwester in den Arm kniff.
»Au! Charity versucht mich am Reden zu hindern. Aber ich finde, einer sollte es dir sagen. Er sah viel besser aus als du, aber er war nicht so anständig.«
»Jerusha hätte ihn doch nicht geheiratet«, fügte Charity hinzu.
»Warum nicht?« fragte Abner.
»Nur ein gewisser Typ Mädchen heiratet Seeleute«, sagte Charity.
»Was für ein Typ?«
»Der Salem-Typ. Der New-Bedford-Typ. Frauen, die bereit sind, jahrelang ohne ihre Männer auszukommen. Jerusha gehört nicht zu diesen Frauen, Abner. Sie lebt vom Gefühl. Sei zärtlich zu ihr.«
»Das werde ich«, sagte Abner. Und am Hochzeitsmorgen, als Pastor Thorn mit der Kutsche von Boston eintraf, um seine Nichte zu trauen, fand er seinen jungen geistlichen Freund aus Yale in einem Zustand sanfter Hypnose. »Ich kann kaum glauben, daß ich diesen Engel heiraten soll«, entfuhr es Abner, der froh war nach den drei Wochen, die mit Nähen, mit Gesellschaften und mit neuen Freunden angefüllt waren, endlich jemand zu finden, dem er sich mitteilen konnte. »Ihre
Schwestern sind unglaublich rührig. Sie hatten während der letzten Woche achtzehn Frauen bei sich zu Hause, um Kleider für mich zu nähen. Ich habe nie gewußt...« Er zeigte dem Missionar sechs Fässer voll Wäsche, die die Frauen von Walpole
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