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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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wollten oder nicht. »Sie nennen die Bekehrung einer unsterblichen Seele zur Gnade Gottes eine Verwirrung! Kapitän Janders, es sind einige an Bord dieser Brigg, denen eine solche Verwirrung guttäte, und ich meine nicht allein die Leute im Mannschaftsraum.«
    Danach ließ er sich jedoch in dem überfüllten Mannschaftsraum nicht mehr blicken, statt dessen folgte er aber den Leuten, wenn sie ihrer Arbeit nachgingen, bis Kapitän Janders abermals seinen Ersten Offizier zu sich rufen ließ: »Verdammt, Collins, jetzt mischt er sich unter die Leute, wenn sie die Segel wechseln. Ermahnen Sie ihn, das zu unterlassen.«
    Erneute Proteste des Missionars folgten, die der Kapitän geduldig anhörte. Schließlich rief Hale: »Ich glaube, Ihnen ist es gleichgültig, ob Sie ein christliches Schiff befehligen oder ein anderes. Die Leute erzählen mir, daß Sie nach einem Sturm Rum verteilen, daß Sie nie versuchen, sie zur Enthaltsamkeit zu erziehen. Offensichtlich wollen Sie mich in jeder Weise hindern.«
    »Pastor Hale«, verteidigte sich der Kapitän. »Ich möchte dieses Schiff nach Hawaii bringen. Sie scheinen es zum Gelobten Land bringen zu wollen.«
    »Ja«, antwortete Hale.
    »Die beiden Häfen sind unvereinbar.«
    »Nicht in Gottes Auge, Herr Kapitän. Sie haben mir den Mannschaftsraum verboten. Jetzt verbieten Sie mir auch, mit den Leuten bei der Arbeit zu sprechen. Wollen Sie mir auch das Recht absprechen, am Sonntag den christlichen Gottesdienst zu versehen.«
    »Nein, Pastor Hale, ich führe ein gottesfürchtiges Schiff, und wenn wir keinen Geistlichen an Bord haben, halte ich selbst die Andacht. Kurze allerdings. Ich würde mich freuen, wenn Sie statt meiner dieses Amt übernehmen wollten. Ich schätze die Kirche, auf See und an Land.« Später, als sich der Kapitän mit seinem Ersten Offizier unterhielt, fragte er: »Wie kommt es nur, Collins, daß von all diesen intelligenten jungen Leuten mit diesen verdammt reizvollen jungen Frauen es ausgerechnet Hale ist, der gesund bleibt und mit uns ißt? Warum wird er nicht krank und warum kommt nicht seine Frau zum Essen?«
    »Die göttliche Vorsehung ist gelegentlich boshaft, Kapitän Janders«, antwortete der Erste Offizier. Aber wie boshaft die Vorsehung sein konnte, erfuhr er erst, als Pastor Hale am Sonntag auf dem hinteren Deck seine Predigt hielt. Die THETIS schlingerte wild, so daß kein anderer Missionar auf Deck erschien. Aber Abner Hale stand da, hielt eine schwere Bibel in der linken Hand und predigte den Winden.
    »Ich habe als Text den Jakobus-Brief, Kapitel 4, Vers 8, gewählt: >Nahet euch zu Gott, so nahet Er sich zu euch. Reinigt die Hände, ihr Sünder, und heiliget eure Herzen, ihr Wankelmütigen.<« Und nun begann er einen der wildesten
    Angriffe gegen die moralischen Gefahren der Seeleute, die je auf diesem Schiff gehört worden waren. Er verkündete, daß alle im Mannschaftsraum besonderen Versuchungen ausgesetzt seien, daß ihre Vorgesetzten zu gefühlloser Bestialität neigten und daß ihre Arbeitgeber, die sicher in Salem und Boston saßen, entschlossen seien, ihre Schiffe der Verderbnis anheimzugeben. Jeder Hafen, den sie anliefen, berge Werkzeuge des Bösen, von denen sich die Bürger in ihren Städten keine Vorstellung machten. Abner malte die Männer vor ihm in den schwärzesten Farben als die schlechteste und verworfenste Gruppe in der Christenheit. Und die Männer waren begeistert. Während seiner feurigen Predigt nickten sie voll Anerkennung. Sogar Kapitän Janders und sein Erster Offizier mußten zugeben, daß er, abgesehen von dem, was er gegen sie persönlich vorbrachte, der Wahrheit sehr nahe kam. Aber er erreichte mit seiner Predigt genau das Gegenteil dessen, was er beabsichtigt hatte; denn während des ganzen Tages stolzierten nun die jungen Matrosen, an die er sich vor allem gewandt hatte - Janders und Collins waren ohnehin nicht mehr zu retten - in besonders prahlerischer Haltung einher, als wäre ihnen plötzlich die Tatsache bewußt geworden, daß sie zu den >verworfensten menschlichen Wesen< gehörten. Sie hatten das schon seit langem geahnt, und nun bereitete es ihnen die größte Freude, von einem Fachmann darin bestätigt worden zu sein. Nur Cridland, ein leidenschaftlicher unterernährter Junge mit einem überwältigenden Schuldbewußtsein, erfaßte Hales Botschaft. Er erschien verwirrt und mit geröteten Augen, als Abner unter Deck gehen wollte, und fragte: »Was muß ich tun, um gerettet zu werden?« Und bei dieser Frage

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