Hawaii
bettlägerig war, um mit ihr eine Banane zu teilen. Als sie sich dagegen sträubte und sagte, daß es die Bananen seien, die sie noch immer an das Bett fesselten, antwortete Abner tröstend: »Wir legen heute unser Geschick in Gottes Hand. Bitte, dulde mit mir, geliebte Gefährtin, und wenn wir die Wellen morgen überwinden, werdet Ihr keine Bananen mehr essen müssen.«
»Ist das ein feierliches Versprechen?« fragte sie.
»Ja«, versicherte er ihr. So bezwang sie ihren Widerwillen und aß, während sie die feste Hand Abners auf ihrem Magen spürte.
Um vier Uhr am nächsten Morgen versammelte sich das ganze Schiff zum Gebet, und nachdem die Missionare eine lange Andacht gehalten hatten, fügte der Kapitän das kurze Gebet hinzu: »Herr, bring uns durch.« Es war fünf Uhr, als Abner und John mit ihren sechs Treidelgenossen ans Ufer ruderten und der kleinen Brigg zur Ausfahrt in das offene Fahrwasser verhalfen. Als dann die Männer wieder an Bord zurückkehrten, verkündete Abner: »Heute möchte ich an Deck beten.«
»Binden Sie sich an den Mast«, brummte Janders. Zu Collins sagte er: »Die Wellen sind so hoch wie immer, aber die See ist steter, und wir haben einen Wind, gegen den wir aufkreuzen können.« Es wird sich keine bessere Gelegenheit bieten, überlegte Collins. »Die Fahrt hat begonnen!« rief Janders, und die THETIS wagte sich weit in die See hinaus. Sie hielten sich südlich der Vier Evangelisten und steuerten direkt auf die aufgewühlteste Stelle des Ozeans zu.
Jetzt waren die Stunden der Entscheidung da. Vor zwei Tagen war das Problem noch gewesen, ob man mit dem Rückenwind genügend Geschwindigkeit aufbrachte, um die riesigen Wellen zu überwinden. Jetzt stand der Wind genau von vorne, und die THETIS mußte zuerst nördlichen, dann südlichen, dann wieder nördlichen Kurs nehmen, um dem Meer ein paar hundert Meter abzuringen und schließlich mit dem letzten Schlag nach Norden von den Evangelisten frei zu kommen. Die große Gefahr bestand darin, daß bei dieser entscheidenden Jagd nach Norden die THETIS ihren Abstand von den Felsen nicht würde halten können, sondern von den Wellen seitlich auf die Klippen zugetrieben würde und dort zerschellte. Die frühen Morgenstunden vergingen, und die THETIS kreuzte erfolglos hin und her. Oft lag sie hart auf der Seite, kämpfte umsonst gegen die Übermacht des Meeres, und dann spürte Abner, wie das Schiff unter ihm nach der Isola de la Desolaciön zurücktrieb und den sicheren Kurs verlor, der es an den Vier Evangelisten vorbeiführen sollte.
Die Mittagsstunde kam und ging, und die kleine Brigg kämpfte weiter. Jetzt brachte sie eine Meile hinter sich und erreichte eine noch wildere Stelle des Ozeans. Hier stürmte der mächtige Ozean mit seiner ganzen Gewalt auf sie ein. Die Planken knarrten und die Masten schwankten, und Abner beobachtete das bärtige Gesicht Kapitän Janders', der hinausblickte und den Wind prüfte.
Um drei Uhr nachmittags wurde der Seegang auf Deck fast unerträglich. Jeder, der sich nicht gesichert hätte, wäre von den riesigen Brechern über Bord gefegt worden. Abner betete: »Lieber Gott, behüte diejenigen, die unten sind. Gib, daß sie süße Luft atmen können.« Er konnte die muffige Luft in der Kabine riechen und bedauerte die Missionare. Obwohl man den Einbruch der Nacht nicht zu fürchten brauchte, da die Sommersonne nicht vor zehn Uhr unterging, war die Lage der THETIS um vier Uhr nachmittags sehr bedenklich. Kapitän Janders mußte entscheiden, das Schiff entweder noch weiter in die See hinauszuhalten und damit alle Hoffnung aufzugeben, im Notfall sicher zur Isola de la Desolaciön zurückzufinden, oder gleich die ganze Anstrengung dieses Tages preiszugeben. Er war nicht willens, sich für das letztere zu entscheiden, da er seinem Ziel bisher nie näher gekommen war. So überlegte er während einiger Minuten auf der Höhe des Sturms. »Nur noch eine halbe Meile bis zu diesem Aufruhr vor uns!« rief er Collins laut zu.
»Nicht einmal, Herr Kapitän.«
»Behalten Sie die Evangelisten im Auge?« rief Janders. »Ja.«
»Wie viele Striche müssen wir noch in den Wind drehen, um von den Felsen freizukommen, Collins?«
»Drei, Herr Kapitän.«
»Können wir einen solchen Kurs halten?«
Die Frage war nicht fair, und beide wußten das, denn der Kapitän wollte damit seinem Ersten Offizier die letzte Entscheidung in dieser Frage über Leben und Tod zuschieben. Collins blickte trotzig vor sich hin und sagte
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