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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Frau beeindruckt - alle, bis auf einen; denn Abner Hale erkannte wohl, daß der Entschluß Malamas - so bemerkenswert es für einen Heiden, der nicht lesen und schreiben konnte, war, freiwillig Unterweisung darin zu suchen - ein Schritt in der falschen Richtung war. So trat er vor und sagte gelassen: »Malama, wir bringen Euch nicht nur das Alphabet. Wir sind nicht hergekommen, um Euch zu lehren, wie Ihr Euren Namen schreiben sollt. Wir bringen Euch das Wort Gottes, und wenn Ihr das nicht annehmt, so wird nichts von dem, was Ihr schreibt, je eine Bedeutung haben.«
    Als ihr die Worte übersetzt wurden, verriet Malamas großes Mondgesicht keine Gemütsbewegung. Sie sagte jedoch mit Entschiedenheit: »Wir haben unsere eigenen Götter. Aber die Worte, die Schrift, die brauchen wir.«
    »Schreiben ohne Gott ist zwecklos«, wiederholte Abner unnachgiebig, und sein kleiner blonder Kopf reichte Malama bis zur Schulter. »Man hat uns gesagt«, fuhr Malama ebenso entschieden fort, »daß das Schreiben der ganzen Welt hilft, während der Gott der Weißen nur den Weißen hilft.«
    »Dann hat man Euch etwas Falsches gesagt«, beharrte Abner und warf seinen Kopf trotzig in den Nacken.
    Zum Erstaunen aller antwortete Malama nicht darauf, sondern ging auf die Frauen zu und fragte: »Wer ist die Frau dieses kleinen Mannes?«
    »Ich«, sagte Jerusha stolz.
    Malama war befriedigt, denn sie hatte wohl bemerkt, wie geschickt Jerusha die Arbeit an dem großen Kleid verrichtet hatte, und sie verkündete: »Während des ersten Mondes soll mir diese da Lesen und Schreiben beibringen, und im nächsten soll mich dieser«, sie deutete auf Abner, »in der neuen Religion unterrichten. Nach zwei Monden will ich euch mitteilen, ob mir die beiden Fächer gleich wichtig erscheinen.«
    Sie nickte der Versammlung noch einmal zu, ging zu der Segeltuchschlinge und befahl ihren Dienern, das Kleid aufzuknöpfen und ihr über den Kopf zu ziehen. Dann bat sie Jerusha, ihr zu zeigen, wie das Kleid zusammengelegt werden mußte, und kroch wieder in die Schlinge. Die Winde knarrte.
    Die Matrosen zogen die Taue über den Block, und Kapitän Janders rief: »Alles geht gut. Laßt sie um Himmels willen nicht abstürzen.« Langsam wurde die kostbare Last in das Kanu niedergelassen, bis die Alii Nui sich schließlich wieder aus der Schlinge befreien und auf den eigenen Beinen stehen konnte. Während sie das neue Kleid an sich preßte, rief sie mit lauter Stimme: »Ihr könnt jetzt an Land gehen! « Die Ruderboote der THETIS wurden zu Wasser gelassen, um die Missionare in ihre neue Heimat zu bringen, und folgten in einer Linie Malamas Kanu mit den beiden Standartenträgern, den eifrigen Dienern, die die Fliegen vertrieben, und mit der großen nackten Malama, die ihr Kleid hielt.
    Ehe Malama zufällig die Hales zu ihren Lehrern bestimmt hatte, war man sich nicht einig gewesen, welche Missionare Maui zugeteilt werden sollten und welche den anderen Inseln. Nun war jedenfalls die erste Wahl getroffen worden, und Abner betrachtete die freundliche Niederlassung, an die er sich gebunden hatte. Er sah eine der schönsten Siedlungen im Pazifik, das alte Lahaina, die Hauptstadt von Hawaii. Seine Küste bestand aus einem feinen Korallenstrand, an dem sich die Wogen mit ununterbrochenem Donner brachen und in strahlendweißem Gischt zerstäubten. Dort, wo die Brandung auslief, spielten nackte Kinder, deren weiße Zähne in der Sonne glänzten.
    Abner sah zum erstenmal eine Kokospalme, das Wunder der Tropen, die sich mit ihrem schlanken, elastischen Stamm im Winde bog und dennoch niemand wußte wie - ihren festen Stand an der Küste wahrte. Hinter den Palmen reichten sauber angelegte Felder bis zu den Hügeln, und Lahaina sah aus wie ein großer, üppig blühender Garten.
    »Diese dunklen Bäume dort sind Brotfruchtbäume«, erklärte Keoki. »Sie ernähren uns, aber es waren jene kurzen Bäume mit den großen Kronen, die ich in Boston am meisten vermißte - die Kou-Bäume mit ihrem segensreichen Schatten in einem heißen
    Land.«
    Jerusha gesellte sich zu ihnen und sagte: »Jetzt, da ich die Gärten und Blumen sehe, weiß ich, daß ich endlich in Hawaii bin.« Und Keoki antwortete stolz: »Der Garten, auf den Sie gerade blickten, gehört zu meinem Elternhaus. Dort, wo der kleine Fluß ins Meer mündet.« Abner und Jerusha versuchten, unter die Zweige der Kou-Bäume zu blicken, die jenes Küstenstück säumten, von dem er sprach, aber sie entdeckten wenig. »Sind das Grashäuser?«

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