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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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nicht gewachsen, aber wir flehen Dich an, uns Deine stete Hilfe nicht zu versagen.«
    Dann erhoben die Missionare ihre Stimmen zu dem Choral: >Von Grönlands eisigen Höhenc, in dem die Anstrengung der Missionare in aller Welt zusammengefaßt war, und als sie die hinreißende zweite Strophe erreichten, sang jeder, als wären die Verse für Hawaii allein geschrieben:
    »Wenn auch die würzigen Düfte Sanft über Ceylon wehn, Wenn jeder Blick erfreulich, Aber der Mensch verdorben ist, So sind umsonst in reicher Güte Die Gaben Gottes ausgestreut. Der Heide beugt in blindem Wahn Sein Knie vor Holz und Stein.«
    Es war ein unglücklicher Zufall, daß dieser Choral bei der Landung in Lahaina angestimmt wurde, denn er erzeugte einen grundlegenden Irrtum in Abners Denken. Solange er lebte, sah er in Lahaina einen Ort, >wo jeder Blick erfreulich und nur der Mensch verdorben ist<. Immer sah er in den Bewohnern Hawaiis Heiden, die in blindem Wahn befangen waren. Als nun das Lied verklang und Abner sich mit seiner Missionsgesellschaft von einer Menge nackter Wilder umgeben fand, da wurden sie von Furcht ergriffen und scharten sich dichter zusammen, um einander zu schützen. In Wirklichkeit aber waren keine Missionare auf der Welt einer freundlicheren und anständigeren Gruppe Menschen begegnet als diesen Bewohnern Hawaiis. Sie waren reinlich, frei von abstoßenden tropischen Krankheiten, hatten gute Zähne, anständige Manieren, eine wilde Freude am Leben, und sie hatten eine wohlorganisierte Gesellschaft entwickelt. Aber für Abner waren sie verdorben.
    »Allmächtiger Gott!« betete er. »Hilf uns, Licht in diese grausamen Herzen zu bringen. Gib uns Kraft, die Götzenbilder in diesem Land auszurotten, wo nur der Mensch verdorben ist.«
    Jerusha dachte dagegen: »Bald werden diese Leute lesen. Wir werden ihnen zeigen, wie man näht, damit sie sich gegen den Sturm bedecken können. Herr, erhalte uns bei Kräften, denn es wird viel zu tun geben.«
    Die Gebete wurden durch den Lärm einiger Männer unterbrochen, die ein Kanu heranschleppten. Dieses Kanu wurde nie zu Wasser gelassen, sondern immer nur auf den Schultern von zehn Männern getragen, gleichsam als Sänfte, da die Eingeborenen Hawaiis noch nicht das Rad und also auch noch keine Wagen entdeckt hatten. Feierlich wurde das Kanu niedergelassen, und Malama stieg ein. Sie stand aufrecht da, entfaltete ihr neues Gewand und befahl den Dienern, ihr beim Ankleiden zu helfen. Das Kleid wurde ihr über den Kopf gezogen, und während es an den mächtigen Brüsten und den tätowierten Schenkeln hinabglitt, schüttelte sich die Alii Nui ein paarmal, bis die Falten des rotblauen Meisterwerkes richtig saßen. »Makai! Makai!« quietschten die Frauen in der Menge voll Bewunderung für die neue Garderobe ihrer Alii Nui.
    »Von nun an werde ich mich so anziehen!« verkündete sie feierlich. »In einem Monat werde ich einen Brief nach Honolulu schreiben, weil ich gute Lehrer habe.« Sie beugte sich herab, berührte Abner und Jerusha und bedeutete ihnen, zu ihr in das Kanu zu steigen. »Dieser Mann ist mein Lehrer für Religion, Makua Hale«, und sie sprach seinen Namen nach hawaiischer Weise Halley aus, wie er von nun an heißen sollte. »Und das ist mein Lehrer für die Worte, - Hale Wahine. Jetzt wollen wir meinen Lehrern ein Haus bauen.«
    Die Träger hoben das Kanu mit Stangen auf ihre Schultern, und an der Spitze einer großen Prozession mit Standarten, Trommeln, Höflingen und mehr als fünftausend nackten Eingeborenen begaben sich die Hales auf ihre erste wundersame Reise durch Lahaina, während Keoki neben ihnen herlief und ihnen die Worte seiner Mutter übersetzte, die sie auf die Schönheit der Insel aufmerksam machen wollte.
    »Wir kommen jetzt an dem königlichen Taro-Garten vorbei«, erklärte Keoki. »Dieser kleine Fluß bringt uns das Wasser. Dies Feld hat eine besonders gute Lage. Hier stehen viele schöne Bäume, und hier, sagte Malama, wollen wir Ihr Haus bauen.«
    Die Träger brachten Malama zu den vier Ecken des vorgesehenen Wohnhauses. An jeder ließ sie einen Stein fallen, woraufhin sofort die Diener mit der Errichtung des Grashauses begannen. Aber noch ehe die Arbeit weit gediehen war, deutete Malama mit großer Geste an, daß die Prozession zu ihrem Palast weiterziehen solle.
    »Das ist die Hauptstraße«, sagte Malama. »Gegen das Meer hin liegt das gute Land, wo die Alii wohnen. An den Abhängen der Berge ist das Land für das Volk. In diesem großen Park wohnt

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