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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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der König, wenn er hier residiert.«
    »Was haben all die Grashäuschen für einen Zweck - so groß wie Hundehütten?« wollte Abner wissen.
    Als seine Frage übersetzt wurde, brach Malama in schallendes
    Gelächter aus und sagte: »Das sind die Häuser des Volkes.«
    »Sind sie denn groß genug, um darin zu leben?«
    »Das gemeine Volk lebt nicht in seinen Hütten - nicht wie die Alii in ihren großen Häusern«, erklärte Malama. »Sie stapeln dort ihren Tapa-Stoff - und schlafen dort, wenn es regnet.«
    »Wo leben sie während der restlichen Zeit?« fragte Abner. Malama breitete ihre Arme weit aus und schien das ganze Land umspannen zu wollen, als sie hochtrabend sagte: »Sie leben unter den Bäumen an den Flüssen, in den Tälern.« Aber noch ehe Abner ihre Worte recht bedenken konnte, bog der Zug in einen weiten, prächtigen Park ein, der von einer Mauer aus meterhohen Korallenblöcken umfriedet war. Zwischen den Blumen und Fruchtbäumen des Parks standen ein Dutzend Grashütten und ein erhöhter Pavillon, der das Meer überblickte. Zu diesem Gebäude wurden nun die Malama und die Hales getragen; und als die mächtige Frau aus dem Kanu stieg, verkündete sie: »Dies ist mein Palast. Ihr werdet hier immer willkommen sein.«
    Sie ging voran in einen kühlen Raum, dessen Wände aus Grasmatten bestanden und dessen Dach von schönen Holzsäulen getragen wurde. Durch eine schmale Türöffnung sah man auf das Meer. Der Boden war mit kleinen weißen Kieseln bestreut, über die eine feine Pandanus-Matte gebreitet war. Mit einem Seufzer der Erleichterung ließ sich Malama darauf nieder, stützte ihr breites Kinn in die Hand und sagte gebieterisch: »Jetzt lehr mich schreiben!«
    Jerusha, die sich kaum noch daran erinnern konnte, wie sie selbst vor nunmehr sechzehn Jahren das Schreiben beigebracht bekommen hatte, stammelte: »Es tut mir leid, Malama, aber wir brauchen Federhalter und Papier...«
    Ihre Bedenken wurden durch den mit schrecklicher Würde wiederholten Befehl zum Schweigen gebracht: »Du wirst mich Schreiben lehren! «
    »Ja, Malama.« Jerusha zitterte. Als sie sich in dem Raum umsah, entdeckte sie einige Stäbe, mit denen Malamas Frauen verzwickte Muster auf Tapa-Stoffe gemalt hatten, und daneben Kürbisschalen voll dunkler Tusche. Sie nahm einen der Stäbe und ein Stück Tapa und schmierte darauf das Wort Malama. Als die mächtige Frau die Schrift betrachtete, erklärte Jerusha: »Das ist Euer Name.«
    Keoki übersetzte Jerushas Worte, und Malama erhob sich, um die Buchstaben von allen Seiten zu betrachten. Stolz sprach sie ihren Namen vor sich hin. Dann ergriff sie einen Stab, tunkte ihn in die Tusche und begann die kryptischen Zeichen nachzubilden, denn sie ahnte, welche Magie dahinter verborgen lag. Mit erstaunlichem Geschick schrieb sie das Wort nach. »Malama!« wiederholte sie. Dann schrieb sie das Wort ein um das andere Mal. Plötzlich blickte sie auf und fragte Keoki: »Wenn ich dieses Wort nach Boston schicke, werden die Leute wissen, daß es mein Won ist?«
    »Du kannst das Wort überall hinsenden, und alle werden wissen, daß es dein Name ist«, versicherte ihr der Sohn.
    »Ich lerne schreiben!« jauchzte die gewaltige Frau. »Bald werde ich Briefe in alle Welt schicken. Der einzige Unterschied zwischen den Weißen, die alles beherrschen, und uns ist, daß die Weißen schreiben können. Jetzt werde ich auch schreiben und alles verstehen.«
    Dieser Irrtum war zu ungeheuerlich, als daß Abner ihn hätte dulden können. Er warf ein: »Ich habe Euch vorhin gewarnt, Malama, ich warne Euch noch einmal! Wenn Ihr nicht die Gebote Gottes lernt, werdet Ihr nichts gelernt haben.«
    Die Wände des Raumes waren dicht, und dort, wo Malama mit ihrem Malstock stand, fiel nicht viel Licht hin. In dem Schatten, der sie umgab, wirkte sie wie die gigantische Summe alles dessen, was die Menschen von Hawaii waren: kraftvoll, entschlossen, mutig. In den Tagen ihres Gemahls Kamehamehas hatte sie einmal einen Mann erwürgt, der viel größer war als dieses winzige, bleichgesichtige Individuum, das jetzt vor ihr stand, und sie hatte Lust, ihn beiseite zu fegen, wie ein Diener die Fliegen beiseite fegt. Aber sie war auch beeindruckt von der trotzigen Beharrlichkeit und der Macht seiner Stimme. Und was noch wichtiger war, sie ahnte, daß er recht hatte. Der Kniff des Schreibens allein war zu einfach. Es mußte ein verborgener Zauber dahinterstecken. Sie war schon geneigt, dem hinkenden kleinen Mann auch weiterhin Gehör zu

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