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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Mann in einem Frauenkleid und mit einem Blätterkranz im Haar. Diesmal blieb Abner unerbittlich. »Keine Blumen mit heidnisch duftenden Blättern dürfen in diese Kirche«, verkündete er, riß den Kranz herunter und schleuderte ihn zu Boden, von wo aus er die Kirche mit seinem Duft erfüllte. Einige Männer hatten nur ein Hemd an mit flatternden Schößen über großen braunen Hinterteilen, andere trugen einen Lendenschurz aus Gras und eine seidene Krawatte, aber alle hatten aus Achtung vor dem neuen Gott, der sein Mysterium nicht mit den Nackten teilen wollte, irgend etwas angezogen.
    Der Innenraum der Kirche war eindrucksvoll:    ein
    vollkommenes Rechteck, umgeben von Graswänden, die mit Matten sauber verkleidet waren. Die Kirche enthielt eine mächtige Steinkanzel und kein weiteres Möbelstück außer einer hölzernen Bank für Jerusha und Kapitän Janders. Die Menge der Andächtigen - mehr als dreitausend - breitete ihre eigenen Matten auf dem Kieselsteinboden aus und ließ sich im Schneidersitz darauf nieder. Dichtgedrängt saßen sie da. Hätte
    Abner einen Augenblick an das Klima Hawaiis gedacht, dann hätte er die Graswände nur einige Fuß hoch gezogen und zwischen ihnen und dem Dach einen Spalt offen gelassen, damit die Luft zirkulieren konnte. Aber in Neu-England wurden die Kirchen geschlossen gebaut, und so mußte es auch in Hawaii geschehen. Da keine Luft eindrang, begann die Gemeinde bald unter der großen Hitze zu leiden, die durch die Ausdünstungen der eng zusammengedrängten Menschenleiber noch erhöht wurde.
    Der Gesang war erhebend, freudig und unmittelbar in seiner Verehrung. Keoki las eindrucksvoll die Episteln, und als sich Abner erhob, um seine zweistündige Predigt zu halten, waren seine Zuhörer begeistert von seinem guten Hawaiisch. Er wählte als Text Zephanja, Kapitel 2, Vers 11: »Schrecklich wird der Herr über sie sein, denn Er wird alle Götter auf Erden vertilgen; und sollen Ihn anbeten alle Inseln der Heiden, ein jeglicher an seinem Ort.« Es war ein Text, der wie geschaffen war für diese Gelegenheit. Wort für Wort interpretierte Abner Zephanjas Ausspruch. Er erklärte Gott und seine Macht. Er verbrachte fünfzehn überschwengliche Minuten damit, den neuen Gott der Inseln zu beschreiben, und es war ein Gott der Gnade und der Leidenschaft, den er auslegte.
    Dann beschrieb er die Furchtbarkeit Jehovas in seinem Zorn. Er verweilte bei den Überschwemmungen, den Seuchen, bei Donner und Blitz, bei Hungersnöten und den Martern der Hölle. Zu seiner Überraschung nickten die Eingeborenen verständnisvoll, und er hörte, wie Kelolo zu Malama flüsterte: »Der neue Gott ist genau wie Kane. Er wird sehr schwierig, wenn er zornig ist.«
    Dann wandte sich Abner den besonderen Göttern Lahainas zu, die der neue Gott vernichten würde. Er erwähnte Kane und Ku, Lono und Kanaloa, Pele und ihren Anhang. »Sie werden ausgerottet werden«, rief Abner auf Hawaiisch, »sowohl in Lahaina wie in euren Herzen. Wenn ihr diese bösen Götter in eurem Herzen zu verbergen sucht, so werdet ihr selber ausgerottet und für immer in der Hölle schmachten.«
    Hierauf legte er auseinander, was das Wort Gottesverehrung bedeutete, und zum erstenmal eröffnete er einem weiteren Publikum seine Idee von einer guten Gesellschaft. »Ein Mann verehrt Gott«, begann Abner, »wenn er seine Frauen beschützt, wenn er nicht kleine Mädchen tötet, wenn er das Gesetz befolgt.« Einmal rief er aus: »Ein Mann, der besseren Taro baut, um ihn mit seinem Nachbarn zu teilen, lobt Gott.« Ein andermal gab er einer echten Neu-England-Doktrin Ausdruck, als er sagte: »Seht euch um. Hat dieser Mann gutes Land? Gott liebt ihn. Bringt das Kanu dieses Mannes mehr Fische ein? Gott liebt diesen Mann. Arbeitet, arbeitet, arbeitet, und ihr werdet finden, daß Gott euch liebt.« Schließlich sah er den Alii mit beträchtlichem Mut ins Gesicht und erklärte seinen Begriff vom guten Herrscher, und die ganze Gemeinde staunte über die kühne Idee einer richtigen Regierung. Die Predigt endete mit einer dramatischen Szene, wie sie auch der Apostel Paulus vor ihm geliebt hatte. Er rief: »Im Königreich Gottes gibt es keine Niederen und Hohen, weder Alii noch Sklaven. Der niedrigste Mann steht strahlend vor dem gütigen Blick Gottes.« Und er holte von der Tür einen Sklaven, der sonst nie gewagt hätte, diesen Raum zu betreten, brachte ihn vor die Kanzel, umarmte ihn und rief: »Ihr habt diesen Mann bisher einen faulen Kadaver genannt,

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