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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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dich bei jedem Japaner, den du kennst, entschuldigen. Demütige dich, wie es nur recht ist. Dann suche mindestens zwanzig Männer, die Geld brauchen, und leih es ihnen. Hilf ihnen, ein neues Geschäft zu gründen.« Sie hielt inne und fügte dann umsichtig hinzu: »Es wäre besser, wenn du das Geld an diejenigen leihst, die einige Söhne im Krieg haben, denn die werden einmal über Hawaii herrschen.«
    Auf seinem Entschuldigungsgang durch die japanische Gemeinde kam Hong Kong auch zu Sakai, dem Ladenbesitzer, und Sakai sagte auf englisch:
    »Nein, ich brauche kein Geld, aber mein guter Freund Sakagawa, der Dynamitarbeiter, hat seinen Friseurladen verloren, und er braucht Geld, um einen neuen Laden zu eröffnen.«
    »Wo kann ich ihn finden?« fragte Hong Kong.
    »Er wohnt in Kakaako.«
    »Hat er zufällig einen Sohn bei den Zwei-Zwei-Zwei?«
    »Vier«, antwortete Sakai.
    »Ich werde ihn aufsuchen«, sagte Hong Kong, und noch am selben Nachmittag sagte er zu Kamejiro: »Ich muß mich für das entschuldigen, was ich auf der Versammlung gesagt habe.«
    »Besser, Ihr schämt Euch«, sagte Kamejiro offen.
    »Ja, wo Ihre vier Söhne im Krieg sind.«
    »Und all die andern Japaner auch.«
    »Kamejiro, es tut mir leid.«
    »Mir auch leid für Euch«, sagte der mürrische kleine Japaner, denn er mochte die Chinesen nicht.
    »Und ich bin hergekommen, um Euch Geld zu leihen, damit Ihr hier in Kakaako ein neues Geschäft eröffnen könnt.«
    Kamejiro wich zurück, denn er hatte gelernt, daß alles, was ein Chinese oder Okinawa-Mann tat, mindestens eine Finte war. Er blickte Hong Kong mißtrauisch an und fragte: »Wozu mir Geld leihen?« Demütig antwortete Hong Kong: »Weil ich beweisen möchte, daß es mir wirklich leid tut.«
    Auf diese Weise kam Kamejiro Sakagawa zu seinem Kolonialwarenladen. Da er ein haushälterischer Mann war und unglaublich schwer arbeitete und da es seine Frau verstand, die japanische Kundschaft zu bedienen, und da obendrein seine Tochter die Bücher führte, blühte das Geschäft. Dann, um das Glück vollzumachen, kam am Neujahrstag 1944 Sakaisan atemlos hereingestürzt.
    »Pssst!« rief er Sakagawa zu, der gerade sein Gemüse bündelte. »Komm her.«
    »Was?« fragte der Krämer. »Hier heraus!«
    Sakagawa trat aus seinem Laden und ließ sich von Sakaisan in eine Nebengasse führen, wo der letztere ihm mit ehrfürchtiger Stimme erklärte: »Ich habe einen Mann für deine Tochter!«
    »Wirklich?« rief Sakagawa. »Ja! Eine wunderbare Partie!«
    »Ein Japaner natürlich?«
    Sakai sah seinen alten Freund verächtlich an. »Was für ein Baischakunin wäre ich denn, wenn ich auch nur daran dächte, irgendeinen anderen vorzuschlagen?«
    »Verzeih!« sagte Sakagawa. »Du mußt verstehen, nachdem wir damals nur mit knapper Not davongekommen sind.«
    »Dieser Mann ist genau das richtige. Ein kleines Haus. Mehr als nur ein bißchen Geld. Anständiger Japaner. Und was glaubst du noch?«
    »Ist er...« Sakagawa wollte das Wort nicht aussprechen, denn er wagte es kaum zu hoffen.
    »Ja! Er ist ein Hiroschima-Mann!«
    Die beiden Männer versanken in einer Wolke überschwenglicher Freude, denn der Heiratsvermittler Sakai war ebenso zufrieden wie Sakagawa, daß ein anständiges japanisches Mädchen schließlich einen guten Mann fand, und noch dazu einen aus Hiroschima. Dann kam Sakagawa zu der weniger wichtigen Frage: »Wer ist es?«
    »Ischii!« rief Sakai begeistert.
    »Hat er sich bereit gefunden, meine Tochter zu heiraten?« fragte Kamejiro ungläubig.
    »Ja!« rief Sakai, der Baischakunin. »Weiß er die Geschichte mit ihrem... - dem Haole?«
    »Natürlich. Es war Ehrensache, ihm das zu sagen.«
    »Und er ist dennoch bereit, die anzunehmen?« fragte Kamejiro erstaunt.
    »Ja. Er sagt, es sei seine Pflicht, sie zu retten.«
    »Dieser gute Mann«, rief Sakagawa. Er holte seine Frau und erzählte ihr: »Sakai hat es geschafft! Er hat einen Mann für Reikochan gefunden.«
    »Wen?« fragte die praktische Frau. »Ischii!«
    »Einen Hiroschima-Mann!« Und noch ehe Reikochan etwas von ihrer bevorstehenden Heirat wußte, lief die Kunde davon von Mund zu Mund, und fast jeder freute sich über das Glück des Mädchens, das einen Mann aus Hiroschima gefunden hatte -vor allem, da sie vorher diese Geschichte mit einem Haole gehabt hatte. Aber ein Mädchen, das auf die Mittelschule gegangen war, meinte: »Ischii muß fünfunddreißig Jahre älter sein als Reiko.«
    »Was macht das aus?« erwiderte ihre Mutter barsch. »Sie bekommt

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