Hawaii
Fest und ging auf die Terrasse hinaus, wo sie tief aufatmete, und wo sie gerade rechtzeitig kam, um einen Telegrafenboten zu begrüßen, der von seinem Fahrrad stieg. Im nächsten Augenblick wurden die Gäste durch gräßliche Schreie von der Terrasse erschreckt, als wäre dort ein Tier tödlich verwundet worden. Sie eilten hinaus und fanden Reikochan, die verzweifelt schrie. Sie vermochten sie nicht zu beruhigen, denn sie hielt in ihrer Hand eine Mitteilung des Kriegsministeriums, in der die Familie Sakagawa über gewisse Ereignisse unterrichtet wurde, zu denen es kürzlich an einem Flußufer in Italien gekommen war.
Als am 22. September 1943 die Dreimalzwei über den Bug ihres Landungsbootes blickten und in der dunstigen Dämmerung die Hügel Italiens vor sich aufsteigen sahen, dachte Feldwebel Goro Sakagawa: »Ich wette, daß sich dort eine deutsche Division versteckt hält und nur darauf wartet, daß wir an Land gehen.«
Er hatte recht, und als die japanischen Jungen aus ihrem Landungsboot kletterten, um die Küste von Salerno zu stürmen, eröffnete die schwere deutsche Artillerie, unterstützt von
Flugzeugen, das Feuer auf sie. Aber die Japaner ließen sich nicht beirren, und die ganze Mannschaft erreichte das Ufer ohne Verluste, mit Ausnahme eines kurzgeschorenen Rekruten, der Taschimoto hieß und sich den Fuß verstauchte. Unter den Männern war die bittere Bemerkung zu hören: »Natürlich einer aus Molokai!« Salerno lag südöstlich von Neapel, und man war hier gelandet, weil es eine günstige Operationsbasis für die Einkreisung Roms bot, das hundertfünfzig Meilen entfernt lag. Noch am Tag der Landung begannen die Zwei-Zwei-Zwei ihren langen Marsch nach Norden. Die Deutschen, die sowohl von ihrem Kommen wie von der Zusammensetzung der Landungstruppen wußten, waren entschlossen, sie aufzuhalten. Ein besonderer Befehl Hitlers war eingetroffen, in dem es hieß: »Es ist unbedingt notwendig, diese kleinen Gelbhäute zu vernichten, die unseren japanischen Verbündeten verraten haben und von ihren jüdischen Herren in Amerika grausam zu Propagandazwecken ausgenutzt werden. Wenn diese kleinen verbrecherischen Männer einen Sieg davontragen würden, wäre das für uns sehr nachteilig. Sie müssen aufgehalten und vernichtet werden.«
Die japanischen Soldaten von Hawaii wußten nichts von diesem Befehl, und als sie auf eine massive deutsche Widerstandslinie nach der anderen stießen, schlossen sie: »Diese Sauerkrauts müssen wirklich die besten Soldaten von der Welt sein. Sie sind hartnäckiger, als man uns vorausgesagt hat.« Wenn die Zwei-Zwei-Zwei drei Meilen gewannen, so war das nur gegen den schärfsten Widerstand der Deutschen möglich: Minen töteten Jungen aus Maui, Panzer überrollten die Freiwilligen aus Molokai, mächtige Granaten explodierten unter den Truppen von Kauai, und zähe, kühne Bodentruppen kämpften um jeden Hügel. Die Verluste waren groß, und die HONOLULU POST begann Gefallenenlisten mit Namen wie Kubokawa, Higa und Moriguchi zu bringen.
Die wilde Anstrengung der Deutschen, die Japaner
aufzuhalten und zu demütigen, hatte genau den entgegengesetzten Erfolg, den Hitler beabsichtigt hatte. Die alliierten Kriegsberichterstatter entdeckten schnell, daß wenn auch die anderen Fronten gute Geschichten boten man bei den Zwei-Zwei-Zwei immer etwas besonders Aufregendes fand, weil sie diejenigen waren, die dem Feind in seiner stärksten Position gegenüberstanden. Ernie Pyle marschierte unter anderen einige Tage unter den hawaiischen Truppen und berichtete: »Ich habe mich schon daran gewöhnt zu sehen, wie unsere amerikanischen Jungen auch unter den widrigsten Umständen aushalten. Aber was diese kurzen, schwarzäugigen kleinen Kämpen leisten, schlägt alle Erwartungen. Sie halten sich auch dort noch hart am Feind, wo sogar der tapferste Mann sich zurückziehen würde. Sie bilden eine ungeheure Bereicherung für unsere Truppe, und Dutzende von Jungen aus Texas und Massachusetts haben mir gestanden: Ich bin froh, daß sie auf unserer Seite kämpfen.c« So schlug Hitlers Absicht, die Japaner so schwer zu treffen, daß sie sich schmählich ergeben mußten, fehl, und statt dessen wuchs ihr Ruhm, Einmal fragte Ernie Pyle Goro Sakagawa: »Feldwebel, warum griffen Sie dieses Gehöft an? Sie wußten doch, daß es von Deutschen besetzt war.« Goros Antwort sollte in Italien und Amerika berühmt werden: »Wir mußten das tun. Wir kämpfen mit doppelten Fronten. Gegen die Deutschen und für alle
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