Hawaii
verbarg, von anderen Jungen aus Hawaii verlangt wurde, daß sie weiterkämpften und diesen mächtigen Felsen bezwangen, der sich über ihm erhob. In der einsamen Dunkelheit zitterte er vor Entsetzen, Aber wie es Männern in solchen Augenblicken zuweilen gelingt, schaltete er das Bewußtsein von dem, was Monte Cassino wirklich war, aus seinen Gedanken aus. Es war keine unerklimmbare Höhe. Sie war nicht mit Minen bedeckt und wurde nicht von Maschinengewehrnestern beherrscht. Sie wurde nicht von den Rapido-Stellungen geschützt. Und ein Trupp japanischer Soldaten würde es nicht mit einer Verlustziffer von fünfzig oder gar achtzig Prozent bezwingen müssen. Goro Sakagawa, dieser zähe Soldat, befreite sich von seinem Wissen, kroch zu seinen Männern und mit ihnen zu dem befehlshabenden Offizier zurück. »Es wird hart sein«, berichtete er. »Aber es wird gehen.« Während er Bericht erstattete, überblickte Oberst Sepp Seigl dasselbe Terrain. Er wußte viel mehr darüber als Goro Sakagawa, denn er besaß die Landkarten, die die berühmte Organisation Todt für ihn vorbereitet hatte, als sie die Anlagen zur Verteidigung Roms baute. Er konnte sehen, daß der Streifen mit den drei Wassergräben, den die Japaner zunächst zu überwinden hatten, mit Minen und Maschinengewehrstellungen übersät war. Er sagte einen Leuten: »Ich nehme an, daß in diesem Augenblick Erkundungstrupps unterwegs sind. Wenn sie die Minen umgehen, können sie froh sein.«
Er sah die Pläne zur Verteidigung des Flußbetts, das eines der schwierigsten Hindernisse darstellte, dem eine Armee nur begegnen konnte, und während Goro einige Minuten früher nur vermuten konnte, wo die Minen lagen und die
Maschinengewehre stationiert waren, wußte es Seigl genau, und er wußte auch, daß sogar seine eigenen Truppen, die besten Soldaten der Welt, eine solche Verteidigungsstellung nicht
durchbrechen konnten. Und westlich des Flusses zog sich natürlich die offene Straße hin, die von dem Geschützfeuer zugedeckt werden konnte, und darüber erhoben sich die Felsen von Monte Cassino, die keine Armee zu stürmen vermochte. Und um Mitternacht kam Oberst Seigl zu dem Schluß: »Sie werden es versuchen, aber sie werden es nicht schaffen. Hier werden wir den japanischen Verrätern die Schädel einschlagen. Morgen werden sie im Feuer dahinsinken.«
Der 24. Januar 1944 begann mit einer klaren, kalten Mitternachtsstunde und wurde von dem donnernden
Trommelfeuer der Amerikaner begrüßt, das das trockene Flußbett erleuchtete, aber die Deutschen nicht aus ihren Stellungen vertrieb. Vierzig Minuten dauerte das Trommelfeuer, und ein Anfänger in der Kriegführung hätte denken müssen: Das hat keiner überstanden. - Aber die dunkelhäutigen Männer der Zwei-Zwei-Zwei wußten es besser. Sie wußten, daß die
Deutschen gut verschanzt waren und auf sie warteten.
Um null Uhr vierzig wurde das Trommelfeuer eingestellt und zum Angriff gepfiffen. Goro packte seinen Bruder am Arm und flüsterte: »Es wird schlimm. Paß auf dich auf.« Der Vorstoß zu dem ersten Graben war schwer, denn die Deutschen legten ein Sperrfeuer, und es kam zu den ersten Opfern von Monte Cassino. Aber Goro und Tadao schritten unaufhaltsam vorwärts, und als sie ihre Einheit durch den gefährlichen Graben am Rand des Marschfeldes geführt hatten, erklärten sie ihrem Hauptmann: »Wir werden uns der Minen annehmen.« Die beiden Brüder, die eine Fußballmannschaft zum Sieg hätten führen können, krochen über das Feld und durchschnitten die Kabel, die sonst die Minen zum Explodieren gebracht hätten. Und als sie den zweiten Graben erreichten, richtete sich Goro auf und schrie: »Kommt jetzt besser. Alle Minen pau!« Aber als sein Ruf erscholl, trat sein Bruder Tadao, einer der besten Jungen von Punahou, auf eine Magnesiummine, die mit einem schrecklichen Lichtschein explodierte und ihn in tausend Stücke riß.
»O Jesus!« rief Goro und verbarg sein Gesicht in den Händen. Kein letzter Dienst war möglich. Tadao existierte nicht mehr in einer wahrnehmbaren Form. Nicht einmal seine Schuhe waren zu finden. Aber dort, wo er gestanden hatte, stürmten jetzt andere Japaner mit Kriegsgeschrei über das Marschland und sprangen in den Graben und dann in den nächsten. Es dauerte fünf Stunden, bis die Japaner unter unvorstellbar schwerem Kampf das diesseitige Ufer des Rapido erreichten. Und als die Dämmerung heraufzog, war
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