Hawaii
bestimmt war, wußte ich erst seit dem 14. August 1818.«
»Was ereignete sich damals?« fragte Pastor Thorn ungeduldig.
»Sie sprachen in der Kongregations-Kirche von Marlboro in Massachusetts. Ich rechne meine wirkliche Berufung von diesem Tag an.«
Eliphalet Thorn senkte sein Haupt und fuhr sich über die lange Nase, während er überlegte, was er noch fragen könnte.
»Was beeindruckte Sie an Pastor Thorns Rede so sehr?« fragte der weltlicher gesinnte Geistliche spitz.
»Das ist leicht zu beantworten, Herr Pfarrer, denn seine Worte haben seitdem in meinem Herzen wie ein Ideal fortgelebt. Er sprach von der Mission in Afrika und sagte: >Wir waren wie eine Familie in Christo. Jeder gab sein Teil dazu, und jeder widmete sich ganz der allgemeinen Sache, die Seelen zu retten. < Von diesem Tag an begann ich mich darauf vorzubereiten, Mitglied einer solchen Familie in Christo zu werden. Ich lernte richtig sägen und zimmern für den Tag, da ich dorthin gesandt würde, wo es keine Häuser gab. Ich brachte mir Kochen und Nähen und Buchführung bei. Von dem Tag an, als Pastor Thorn zu uns sprach, habe ich mich nie mehr ausschließlich als einen Studenten oder Seminaristen betrachtet. Ich befand mich immer in ernsthafter Vorbereitung, das unwürdige Glied einer Familie zu werden, die an irgendeinen Platz geschickt würde, um Christus zu dienen.« Die Worte des jungen Mannes waren so zerknirscht und so erfüllt von dem Geist der Jüngerschaft, daß auch der weltlichere Geistliche, der Abner vorher als schäbig bezeichnet hatte, was er an sich auch war, auf seine Eignung aufmerksam wurde. »Ein Mitglied der Fakultät«, sagte dieser Geistliche und verschwieg diskret den Namen Präsident Days, »hat uns berichtet, Herr Hale, daß Sie stolz auf Ihre Heiligkeit sind.«
»Ich bin es«, gestand Abner offen, »und ich weiß, daß ich dagegen ankämpfen muß. Aber keiner meiner Brüder und Schwestern ist fromm. Die meisten jungen Leute hier in Yale sind es auch nicht. Vom Vergleich mit ihnen stammt mein Stolz. Ich sagte mir: >Der Herr hat mich erwählt, die andern nicht.< Ich schäme mich, daß selbst meine Lehrer diese Eitelkeit bemerkten. Aber, Herr Pfarrer, wenn Sie sich wieder mit ihnen unterreden, werden Sie, glaube ich, finden, daß jene mich nach meinem früheren Verhalten beurteilt haben. Inzwischen habe ich mir immer wieder den Text wiederholt: >Ein stolzes Herz ist dem Herrn ein Greuel und wird nicht ungestraft bleiben.< Und ich habe es mir zu Herzen genommen.«
Pastor Thorn war tief beeindruckt von dem Wandel, der sich in dem Charakter des jungen Geistlichen vollzogen haben mußte, und Abners Hinweis auf den 14. August 1818 weckte in dem alten Mann lebhafte Vorstellungen. Er erinnerte sich noch gut an diese Versammlung, denn er hatte darüber seinen Genossen in Boston berichtet: »Ich verbrachte den Abend damit, zu einer Gruppe in Marlboro zu sprechen, und ich war tief betrübt über die selbstgefällige Gleichgültigkeit dieser fetten Farmer. Ich hätte ebensogut zu einer Herde Rinder predigen können, so wenig verstanden sie meinen missionarischen Eifer.« Aber unter jenen gleichgültigen Zuschauern hatte ein blasser Junge gesessen und jene Weihe empfangen, die ihn nun vor dieses Komitee brachte. Das Zusammentreffen war zu außerordentlich, dachte Pastor Thorn, und plötzlich sah er in Abner nicht mehr einen blondhaarigen, bleichgesichtigen jungen Mann mit einem offensichtlichen Hang, sich mit Gott zu identifizieren, sondern eine vom Himmel gesandte Lösung eines äußerst dringlichen Problems in der Familie Thorns. So beugte sich der Vorsitzende dieses Ausschusses vor und fragte: »Herr Hale, sind Sie verheiratet?«
»O nein!« Aus der Antwort des jungen Mannes konnte man die Abneigung heraushören. »Ich habe nie die Gemeinschaft mit... «
»Wußten Sie nicht, daß der Ausschuß nur Geistliche entsendet, die verheiratet sind?«
»Nein. Ich sagte Ihnen, daß ich kochen und nähen lernte...« Pastor Thorn fuhr mit seinen Fragen fort: »Kennen Sie zufällig eine hingebungsvolle junge Frau, eine Frau, die bekehrt wurde und die selbst daran dachte...«
»Nein, Herr Pfarrer. Ich kenne keine Frauen.«
Pastor Thorn schien ein Stein vom Herzen zu fallen, und er deutete an, daß er keine weiteren Fragen habe. Aber nachdem das Komitee Abner empfohlen hatte, eine Woche in Yale zu verharren und auf dessen Entscheidung über ihn zu warten, machte ihr Vorsitzender einen Zusatz: »Es kann auch länger als eine Woche
Weitere Kostenlose Bücher