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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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der Jungfräulichkeit einen empfindlichen Nerv getroffen. Mari Ado besaß den Anstand, keine zufriedene Miene aufzusetzen.
    »Ich hätte dir nicht helfen müssen«, sagte Isa kleinlaut. »Ich hätte dich schon vor einer Woche verkaufen können, Tak. Wahrscheinlich hätte ich dadurch viel mehr verdient, als du mir für diesen Mist bezahlst. Vergiss das nicht.«
    »Das werden wir nicht«, versicherte ich ihr und warf Ado einen warnenden Blick zu. »Abgesehen von der Tatsache, dass niemand weiß, dass wir hier sind, was hast du sonst noch für uns?«
     
    Was Isa hatte, auf unscheinbare mattschwarze Datenchips gespeichert, war das Rückgrat der Aktion. Pläne der Sicherheitseinrichtungen in Rila, einschließlich der Modifikationen für Harlans Tag. Aktuelle dynamische Vorhersagekarten für die Strömungen im Reach während der nächsten Woche. Einsatzpläne der Millsport-Polizei und Wasserverkehrspläne für die Dauer der Feierlichkeiten. Doch das Wichtigste war, dass sie sich und ihre bizarre Schattenidentität am Grenzbereich zur Elite der Datenkriminalität von Millsport eingebracht hatte. Sie hatte sich einverstanden erklärt, uns zu helfen, und nun steckte sie ganz tief drin und spielte eine Rolle bei den Vorbereitungen, die, wie ich vermutete, der Hauptgrund für ihre Gereiztheit und ihren Mangel an Gelassenheit war. Die Teilnahme an einem Überfall auf den Familienbesitz der Harlans war zweifellos mehr Anlass für Stress als ihre üblichen Ausflüge in den verbotenen Datenhandel. Wenn ich sie nicht mehr oder weniger an der Ehre gepackt hätte, wäre diese Sache bestimmt nichts für sie gewesen.
    Aber welche oder welcher Fünfzehnjährige konnte schon einer Herausforderung widerstehen?
    Ich hatte es in ihrem Alter nicht gekonnt.
    Wenn doch, wäre ich vielleicht niemals in dieser dunklen Straße mit dem Meth-Dealer und seinem Haken gelandet. Vielleicht…
    Ja, klar. Wer bekommt in dieser Hinsicht schon eine zweite Chance? Früher oder später stecken wir alle bis zum Hals drin. Dann geht es nur noch darum, ob wir den Kopfüber Wasser halten können, während wir uns Schritt für Schritt vorantasten.
    Isa hätte Applaus verdient, weil sie das alles vorbildlich unter den Teppich kehrte. Als wir die Übergabe abgeschlossen hatten, schien sie ihre Bedenken vergessen zu haben. Ihr aufgeplustertes Gefieder hatte sich geglättet, und sie war schon wieder in ihren lakonischen schleppenden Millsport-Akzent verfallen.
    »Hast du Natsume gefunden?«, fragte ich sie.
    »Ja, zufällig habe ich das. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du mit ihm reden willst.«
    »Warum nicht?«
    Sie grinste. »Weil er religiös geworden ist, Kovacs. Er lebt jetzt in einem Kloster, drüben auf Walrücken und Neunte.«
    »Walrücken? Sitzen da nicht die Entsagenden?«
    »Klar.« Sie nahm eine absurd ernste Gebetshaltung ein, die überhaupt nicht zu ihrem Gesicht und Haar passte. »Die Bruderschaft der Erwachten und Erleuchteten. Entsagt fortan allem Fleisch und der Welt.«
    Ich spürte, wie meine Mundwinkel zuckten. Neben mir saß Mari Ado humorlos wie ein Reißflügler da.
    »Ich habe kein Problem mit diesen Typen, Isa. Sie sind harmlos. Ich sehe es so, dass sie einfach nur blöd sind, wenn sie auf weibliche Gesellschaft verzichten. Das ist einzig und allein ihr Problem. Aber es überrascht mich, dass jemand wie Natsume sich von so was vereinnahmen lässt.«
    »Ach so, du warst lange weg. Inzwischen nehmen sie auch Frauen auf.«
    »Wirklich?«
    »Ja, schon seit einiger Zeit, seit fast einem Jahrzehnt. Wie ich hörte, stellten sie fest, dass sich heimlich ein paar Frauen bei ihnen eingeschlichen hatten. Blieben jahrelang unentdeckt. Passt irgendwie, nicht wahr? Jeder, der resleevt wurde, könnte sein oder ihr wahres Geschlecht verheimlichen.« Isas Stimme wurde einen Tick klarer, als sie vertrautes Terrain betrat. »Niemand außerhalb von Regierungskreisen hat das Geld, um bei solchen Sachen Datenchecks zu machen. Wenn man lange genug in einem männlichen Sleeve gelebt hat, ist selbst psychochirurgisch kaum noch ein Unterschied festzustellen. Also mussten sie sich in der Bruderschaft entscheiden, ob sie es wie die Neue Offenbarung halten – einmal gesleevt und du bist raus –, oder ob sie sich modernisieren und die Trennung aufheben. Und siehe da, die Stimme der Verkündung sprach plötzlich von Veränderung.«
    »Aber ich vermute, dass sie ihren Namen nicht geändert haben, oder?«
    »Da vermutest du richtig. Es ist immer noch die

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