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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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Felsvorsprungs erreicht hatte. Ich griff nach oben, fand den ersten der geneigten Simse und zog mich hyperventilierend und fluchend hinauf. Ein anständiger, tief eingeschnittener Halt bot sich an. Ich stellte meine Füße auf den untersten Sims. Sackte erleichtert am kühlen Stein zusammen.
    Beweg deinen Arsch und mach gefälligst Platz, Tak. Lass sie da unten nicht so hängen.
    Ich kraxelte zu den nächsten Haltepunkten weiter, bis ich ganz über dem Felsvorsprung war. Ein breiter Sims leuchtete rot im Maskendisplay, darüber ein lächelndes Gesicht. Rastpunkt. Ich wartete dort, bis Sierra Tres und dann Brasil von unten folgten und wieder zu mir stießen. Der große Surfer grinste mich an wie ein kleiner Junge.
    »Hab mir deinetwegen große Sorgen gemacht, Tak.«
    »Tu es. Einfach nicht. Lass es, verdammt.«
    Wir rasteten etwa zehn Minuten lang. Über unseren Köpfen war die Brustwehr der Zitadelle nun deutlich zu erkennen, klar geschnittene Ränder, die sich aus den chaotischen Winkeln des gewachsenen Gesteins herausschälten. Brasil deutete mit einem Nicken nach oben.
    »Nicht mehr allzu weit, was?«
    »Ja, und jetzt müssen wir uns nur noch wegen der Reißflügler Sorgen machen.« Ich zog das Abwehrspray hervor und stäubte mich großzügig damit ein. Tres und Brasil folgten meinem Beispiel. Es hatte einen schwachen, leicht grünlichen Geruch, der in der unbeständigen Dunkelheit stärker zu sein schien. Es mochte einen Reißflügler vielleicht nicht unter allen Umständen vertreiben, aber es würde sie zweifellos zurückhalten. Und wenn das nicht genügte…
    Ich zog die Rapsodia aus dem Holster unter meinen Rippen und drückte sie auf eine Haftfläche an meiner Brust. Dort hatte ich sie innerhalb eines Sekundenbruchteils zur Hand, immer vorausgesetzt, ich konnte eine Hand erübrigen, um danach zu greifen. Angesichts einer Klippe voller wütender, erschrockener Reißflügler, die ihre Jungen verteidigten, hätte ich den schweren Sunjet-Blaster auf meinem Rücken vorgezogen, aber es gab keine Möglichkeit, ihn wirksam einzusetzen. Ich verzog das Gesicht, rückte die Maske zurecht und überprüfte noch einmal den Datenanschluss. Holte tief Luft und griff nach dem nächsten Halt.
    Nun wurde die Wand konvex, wölbte sich vor und zwang uns, um zwanzig Grad zurückgelehnt zu klettern. Der Pfad, den Natsume genommen hatte, wand sich kreuz und quer über den Fels, geleitet von der spärlichen Verfügbarkeit von geeigneten Griffen, und selbst die Gelegenheiten zum Ausruhen waren selten und lagen weit auseinander. Als sich die Wölbung wieder in die Senkrechte zurückzog, schmerzten meine Arme von der Schulter bis zu den Fingerspitzen, und meine Kehle fühlte sich wund vom Keuchen an.
    Halt dich gut fest.
    Ich fand einen im Display markierten diagonalen Spalt, arbeitete mich hinauf, um den anderen beiden Platz zu machen, und klemmte einen Arm bis zum Ellbogen hinein. Dann ließ ich mich schlaff hängen und versuchte, wieder zu Atem zu kommen.
    Der Geruch erreichte mich im gleichen Augenblick, als ich die hauchdünnen weißen Streifen von oben herabhängen sah.
    Ölig, sauer.
    Jetzt geht es los.
    Ich drehte den Kopf und starrte nach oben, um meine Vermutung zu bestätigen. Wir befanden uns direkt unter dem Neststreifen der Kolonie. Der Fels war über die ganze Breite mit dem cremigen, gespinstartigen Sekret bedeckt, in das Reißflügler-Embryos hineingeboren wurden und in dem sie den viermonatigen Reifungsprozess verbrachten. Offenbar waren irgendwo knapp über mir Junge geschlüpft und hatten es verstanden, ihre Flügel zu benutzen, oder waren inkompetenterweise in darwinistischer Folgerichtigkeit ins Meer gestürzt.
    Lass uns jetzt nicht an so etwas denken, okay?
    Ich verstärkte das Neurachem-Sichtfeld und betrachtete die Kolonie. Dunkle Gestalten putzten sich und flatterten hier und dort auf Felsvorsprüngen in der weißen Masse, aber es waren nicht allzu viele. Reißflügler, hatte Natsume uns versichert, verbringen nicht sonderlich viel Zeit im Nest. Sie müssen keine Eier warmhalten, und die Embryos ernähren sich direkt vom Gespinst. Wie die meisten Extremkletterer war er ein Experte für diese Tiere. Ihr werdet es mit ein paar Wachposten zu tun bekommen, gelegentlich einem gebärenden Weibchen und vielleicht ein paar gut genährten Eltern, die mehr von dem Zeug auf ihren persönlichen Nistplatz sekretieren. Wenn ihr euch vorsichtig bewegt, lassen sie euch vielleicht sogar in Ruhe.
    Wieder verzog ich das Gesicht

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