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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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Bescheid.«
    »Gut.«
    Ich lehnte mich gegen das Mauerwerk und atmete mit schlaffen Lippen. Starrte auf den Horizont.
    »So etwas möchte ich definitiv kein zweites Mal tun.«
    »Trotzdem haben wir noch ein kleines Stück vor uns«, sagte Tres und zeigte mit dem hochgereckten Daumen auf die Brustwehr über uns. Ich folgte der Bewegung und betrachtete die Unterseite der Befestigung.
    Architektur der Siedlerjahre. Natsume hatte beinahe verächtlich geklungen. So beschissen barock, dass sie genauso gut eine Leiter hätten hineinbauen können. Und der Schimmer des Stolzes, den auch seine Zeit als Entsagender nicht hatte auslöschen können. Natürlich haben sie nie damit gerechnet, dass irgendjemand überhaupt so weit kommen könnte.
    Ich studierte die Gravuren an der aufwärts geneigten Unterseite der Brustwehr. Größtenteils waren es die üblichen Schwingen-und-Wogen-Motive, aber stellenweise gab es stilisierte Gesichter von Konrad Harlan und einigen seiner berühmteren Verwandten aus der Siedlerzeit. Alle zehn Quadratzentimeter bot sich ein guter Halt im Mauerwerk. Die Entfernung bis zum oberen Rand der Brustwehr betrug weniger als drei Meter. Ich seufzte und stand wieder auf.
    »Also gut.«
    Brasil baute sich neben mir auf und blickte am Stein hinauf. »Sieht recht einfach aus, was? Glaubst du, dass es dort Sensoren gibt?«
    Ich drückte die Rapsodia gegen die Brust, um mich zu vergewissern, dass sie immer noch haftete. Lockerte den Blaster im Holster auf meinem Rücken.
    »Wen interessiert das?«
    Ich griff nach oben, schob eine Faust in Konrad Harlans Augen und hielt mich mit den Fingern darin fest. Dann kletterte ich hinauf, bevor ich darüber nachdenken konnte. Über dreißig Sekunden in hängender Haltung, bevor ich an der senkrechten Wand war. Ich fand ähnliche Reliefmotive, mit denen ich arbeiten konnte, und wenige Sekunden später kauerte ich auf einer drei Meter breiten Brüstung. Ich blickte auf eine von Kreuzgängen gesäumte, tränenförmige Fläche aus geharktem Kies und penibel angeordneten Steinen. Eine kleine Harlan-Statue stand im Zentrum, mit gebeugtem Haupt und meditativ verschränkten Händen, von hinten überschattet von einem idealisierten Marsianer, dessen Schwingen schützend ausgebreitet waren, als wollte er ihm seine Macht übertragen. Am hinteren Bogen der Fläche führte ein prächtiger Torgang hinaus, wie ich wusste, zu den schattigen Höfen und Gärten des Gästeflügels der Zitadelle.
    Der Duft von Kräutern und Simsfrucht wehte mir entgegen, aber außer der Brise selbst war in der näheren Umgebung nichts zu hören. Wie es schien, hielten sich alle Gäste drüben im Zentralkomplex auf, wo helles Licht brannte und der Lärm der Feier mit dem Wind kam und ging. Ich strengte das Neurachem an und filterte Jubelrufe, elegante Musik, die Isa gehasst hätte, und eine singende Stimme heraus, die sehr schön klang.
    Ich zog die Sunjet aus dem Holster auf meinem Rücken und schaltete die Energie ein. Wartete in der Dunkelheit am Rande der Party, die Hände voller Tod. Ich kam mir für einen Moment wie ein böser Geist aus der Legende vor. Brasil und Tres kamen hinter mir heraufgeklettert und verteilten sich auf der Brüstung. Der große Surfer hielt ein schweres antikes Nadelgewehr in den Armen, Tres ihren Blaster in der linken Hand, damit sie ihre rechte für die Kalaschnikow mit Festmunition frei hatte. Sie hatte einen leicht entrückten Gesichtsausdruck und schien die zwei Waffen gegeneinander abzuwägen oder als würde sie überlegen, ob sie sie werfen sollte. Der Nachthimmel wurde von Engelsfeuer aufgerissen und hüllte uns in bläulichem, irrealem Schein. Donner grollte wie ein Ansporn. Unter allem rief der Mahlstrom.
    »Also gut«, sagte ich leise.
    »Ja, das dürfte wahrscheinlich reichen«, sagte eine Frauenstimme aus den schattigen Gartendüften. »Legen Sie bitte Ihre Waffen nieder.«

 
32
     
     
    Gestalten mit Waffen und in Schutzrüstungen traten aus den Kreuzgängen. Mindestens ein Dutzend. Hier und dort erkannte ich ein blasses Gesicht, aber die meisten trugen klobige sichtverstärkende Masken und Helme im Stil taktischer Marines. Kampfrüstungen umschlossen ihre Brustkörbe wie eine zusätzliche Muskelschicht. Die Waffen waren von entsprechend schwerem Kaliber. Monomolblaster mit klaffenden Streumündungen, Nadelgewehre, die etwa ein Jahrhundert moderner waren als das, was Jack Soul Brasil zur Party mitgebracht hatte. Ein paar an der Hüfte getragene Plasmawaffen. Hier oben

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