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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihre Atmung ist in Ordnung. Unten habe ich ein paar Sachen, mit denen ich sie etwas genauer untersuchen kann.«
    Ich legte meinen Handrücken gegen ihre Wange. Unter dem Sprühfilm vom Mahlstrom fühlte sie sich heiß und papierartig an, genauso wie es in der Ungeräumten Zone gewesen war. Und trotz Brasils Laiendiagnose fand ich, dass auch ihr Atem nicht allzu gut klang.
    Ja, klar, er ist jemand, der lieber Freizeitviren ab Drogen nimmt. Also dürfte leichtes Fieber eine sehr relative Einschätzung sein, was, Micky?
    Micky? Was ist mit Kovacs passiert?
    Kovacs ist zurückgeblieben und kriecht Aiura Harlan in die Fotze. Das ist mit Kovacs passiert.
    Die grell funkelnde Wut.
    »Wie wär’s, wenn wir sie nach unten bringen?«, schlug Sierra Tres vor.
    »Klar«, sagte Isa unfreundlich. »Sie sieht ziemlich scheiße aus, Mann.«
    Ich musste ein plötzliches, irrationales Aufflackern des Widerwillens unterdrücken. »Isa, was gibt es Neues von Koi?«
    »Äh…« Sie zuckte die Achseln. »Als ich mich das letzte Mal erkundigt habe, war alles gut. Sie waren unterwegs…«
    »Als du dich das letzte Mal erkundigt hast? Was soll dieser Scheiß, Isa? Wie lange ist das schon her?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe für euch den Radar beobachtet!« Ihre Stimme ging verletzt in die Höhe. »Als ich gesehen habe, dass ihr zurückkommt, dachte ich…«
    »Verdammt! Wie lange, Isa?«
    Sie biss sich auf die Lippe und sah mich an. »Nicht sehr lange, schon gut!«
    »Du bl…« Ich ballte hinter dem Rücken eine Hand zur Faust. Zwang mich, ruhig zu bleiben. Es war nicht ihre Schuld. Nichts von allem war ihre Schuld. »Isa, ich möchte, dass du nach unten gehst und dich sofort an das Komset setzt. Bitte. Ruf Koi an und vergewissere dich, dass alles in Ordnung ist. Sag ihm, dass wir hier fertig sind und jetzt zurückfahren.«
    »Okay.« Ihrer Miene und ihrem Tonfall war immer noch anzumerken, wie verletzt sie war. »Ich gehe ja schon.«
    Ich schaute ihr hinterher, seufzte und half Brasil und Tres, Sylvie Oshimas schlaffen, überhitzten Körper nach unten zu tragen. Ihr Kopf kippte zurück, und ich musste schnell eine Hand verlagern, um ihn zu stützen. Die graue Mähne schien stellenweise zu zucken, als sie feucht im Sprühnebel herabhing, aber die Bewegung war nur schwach. Ich blickte in das gleichzeitig blasse und gerötete Gesicht und spürte, wie ich frustriert die Zähne zusammenbiss. Isa hatte Recht, sie sah wirklich übel aus. Gar nicht so, wie man sich die flinke, heldenhafte Kämpferin der Siedlerkriege mit den blitzenden Augen vorstellte. Nicht so, wie man es erwarten würde, wenn Männer wie Koi von einem erwachten und rachsüchtigen Geist sprachen.
    Ich weiß nicht, sie scheint eher auf der Geisterseite zu sein.
    Ha ha.
    Isa tauchte am Ende des Heckniedergangs auf, als wir gerade dort eintrafen. Da ich meinen eigenen tristen Gedanken nachhing, dauerte es einen Moment, bis ich ihr ins Gesicht sah. Und da war es bereits zu spät.
    »Kovacs, es tut mir Leid«, flehte sie.
    Der Einsatzkopter.
    Das schwache Wummern von Rotoren schälte sich aus dem Hintergrundlärm des Mahlstroms heraus. Tod und Zorn, der sich auf Ninja-Flügeln näherte.
    »Sie sind erledigt«, rief Isa. »Kommandos der Ersten Familie haben sie aufgespürt. Ado wurde erschossen, andere auch. Die Hälfte von ihnen. Sie haben Mitzi Harlan.«
    »Wer?« Sierra Tres mit uncharakteristisch weit aufgerissenen Augen. »Wer hat sie jetzt? Koi oder…«
    Aber ich kannte bereits die Antwort auf diese Frage.
    »Sie kommen!«
    Ich schrie es. Versuchte bereits, Sylvie Oshima unter Deck zu schaffen, ohne sie fallen zu lassen. Brasil war auf dieselbe Idee gekommen, nur dass er sie in die falsche Richtung zog. Sylvies Körper wurde zwischen uns hin und her gezerrt. Sierra Tres schrie. Wir alle schienen uns in erbarmungslos zähem Schlamm zu bewegen.
    Wie eine Million losgelassener Wassergeister prasselte der Hagel aus Maschinengewehrfeuer auf unser Heck und dann über das hübsch angestrichene Deck der Boubin. Es geschah auf unheimliche Weise lautlos. Wasser spritzte, harmlos still und verspielt. Alles um uns herum löste sich in Splitter aus Holz und Plastik auf. Isa schrie.
    Ich brachte Sylvie runter zu den Sitzen im Heck. Landete auf ihr. Aus dem verdunkelten Himmel folgte der Dracul dem eigenen schallgedämpften Maschinengewehrfeuer und flog über das Wasser heran. Die Geschütze feuerten wieder, und ich rollte mich vom Sitz, zerrte Sylvies reaktionslose Gestalt mit nach

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