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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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erzählt, warum du so sauer auf die Quellisten bist. Über diesen Clown Joshua Kemp, mit dem du dich angelegt hast.«
    Ich wandte mich wieder von der Meereslandschaft ab. »Ich habe mich nicht mit Kemp angelegt. Ich wurde geschickt, um ihm zu helfen. Um die ruhmreiche Scheißrevolution auf einem Dreckklumpen namens Sanction IV anzuzetteln.«
    »Ja, das haben sie mir erzählt.«
    »Ja, deswegen wurde ich hingeschickt. Bis sich Joshua Kemp genauso wie jeder andere Scheißrevolutionär, den ich kenne, in einen kranken Demagogen verwandelt hat, der genauso schlimm war wie die Leute, die er ablösen wollte. Und ich möchte noch etwas klarstellen, bevor du mehr von diesem neoquellistischen Rechtfertigungsmist hörst. Dieser Clown Kemp, wie du ihn nennst, hat all seine Gräueltaten einschließlich einer nuklearen Bombardierung im Scheißnamen von Quellcrist Falconer begangen.«
    »Ich verstehe. Also willst du mir die Schuld an den Taten eines Psychopathen geben, der meinen Namen benutzt und ein paar meiner Epigramme ausgeborgt hat, Jahrhunderte nach meinem Tod. Findest du so etwas gerecht?«
    »He, du willst Quell sein. Also gewöhn dich dran.«
    »Du redest, als hätte ich eine Wahl.«
    Ich seufzte. Blickte auf meine Hände, die auf dem Geländer des Steges lagen. »Du hast wirklich mit den anderen geredet, wie es scheint. Was haben sie dir verkauft? Revolutionäre Notwendigkeiten? Unterwerfung unter den Lauf der Geschichte? Was ist los? Was ist daran so witzig?«
    Das Lächeln verschwand und verzerrte sich zu einer Grimasse. »Nichts. Du hast nicht verstanden, worum es in Wirklichkeit geht, Kovacs. Erkennst du nicht, dass es gar keine Rolle spielt, ob ich tatsächlich die bin, die ich zu sein glaube? Was ist, wenn ich nur ein Fragment bin, eine schlechte Skizze von Quellcrist Falconer? Würde der Unterschied wirklich eine Rolle spielen? So weit mein Bewusstsein reicht, bin ich überzeugt, Nadia Makita zu sein. Was könnte ich sonst tun, außer ihr Leben zu leben?«
    »Du könntest stattdessen Sylvia Oshima ihren Körper wiedergeben.«
    »Ja, aber im Augenblick ist das leider nicht möglich«, gab sie zurück. »Nicht wahr?«
    Ich starrte sie an. »Keine Ahnung. Ist es so?«
    »Du glaubst, ich würde sie absichtlich da unten klein halten? Verstehst du es nicht? So funktioniert es nicht.« Sie griff mit der Hand in das silbrige Haar und zerrte daran. »Ich weiß nicht, wie ich mit diesem Ding umgehen soll. Oshima kennt sich viel besser als ich mit dem System aus. Sie hat sich zurückgezogen, als die Harlaniten uns schnappten und den Körper auf Autopilot laufen lassen. Sie war es, die mich nach oben geschickt hat, als du kamst, um uns zu holen.«
    »Aha? Und was macht sie in der Zwischenzeit? Vielleicht etwas Schönheitsschlaf nachholen? Räumt sie ihre Datenware auf? Ich bitte dich!«
    »Nein. Sie trauert.«
    Das ließ mich innehalten.
    »Worum?«
    »Was glaubst du denn? Um die Tatsache, dass jedes Mitglied ihres Teams in Drava umgekommen ist.«
    »Das ist Blödsinn. Sie hatte gar keinen Kontakt zu ihnen, als sie starben. Das Netz war runtergefahren.«
    »Ja, das stimmt.« Die Frau vor mir atmete tief durch. Ihre Stimme senkte sich und glättete sich zum Tonfall ruhiger Erklärung. »Das Netz war runtergefahren, sodass sie keinen Zugang hatte. Das hat sie mir gesagt. Aber das Empfängersystem speicherte jeden Augenblick ihres Sterbens, und wenn sie da unten die falschen Türen öffnet, stürzt alles schreiend heraus. Das hat ihr einen Schock versetzt. Das weiß sie, und solange es anhält, bleibt sie dort, wo es für sie sicher ist.«
    »Das hat sie dir gesagt?«
    Wir waren auf gleicher Augenhöhe, zwischen uns nur ein knapper halber Meter aus Meereswind. »Ja, das hat sie mir gesagt.«
    »Ich glaube dir kein einziges Wort.«
    Sie hielt meinem Blick eine ganze Weile stand, bis sie sich abwandte. Mit einem Achselzucken. »Was du glaubst, ist einzig und allein deine Sache, Kovacs. Nach dem, was Brasil mir erzählt hat, suchst du nur nach leichten Opfern, an denen du deine existenzielle Wut abreagieren kannst. Das ist natürlich einfacher, als konstruktiv für eine Veränderung zu arbeiten, nicht wahr?«
    »Ach, hör auf mit der Scheiße! Willst du mir wirklich diesen alten Mist auftischen? Konstruktive Veränderung? Ging es im Bürgerkrieg darum? War damals irgendwas konstruktiv? Hattet ihr das im Sinn, als ihr New Hok auseinander gerissen habt?«
    »Nein, natürlich nicht.« Zum ersten Mal sah ich Schmerz im Gesicht vor

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