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Heiraten für Turnschuhträgerinnen

Heiraten für Turnschuhträgerinnen

Titel: Heiraten für Turnschuhträgerinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filippa Bluhm
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nichteinmal vor Lala fürchte, die in einer Stunde kommen will, um die Tischdeko zu besprechen, auch auf die Gefahr hin, dass sie wieder etwas von Brautmodeläden und Terminen faselt oder noch schlimmer: wissen will, was der Grund für meine hervorragende Laune ist.
    Wir haben eine Location, wir haben unsere Klamotten, die Einladungen sind draußen – jetzt müssen wir nur noch »Ja« sagen!

[Menü]
    Noch vier Wochen …
    »Ringe, Tischdeko, Tischordnung, Schuhe einlaufen, Friseurtermin machen, Schminke auswählen, Solariumsbesuche beginnen, Hochzeitstorte auswählen und bestellen …«
    »Was?«, sage ich.
    »Deine To-do-Liste! Hier! Schaust du die überhaupt noch an?«
    »Nein. Ja. Aber: Was hast du da gerade gesagt?«
    »Hochzeitstorte auswählen und bestellen.«
    »Eine Hochzeitstorte! Daran hab ich überhaupt nicht mehr gedacht!«
    »Ja, Lotte, aber dafür ist noch ein bisschen Zeit, eigentlich hatte ich heute vor, mit dir …«
    »Ach ja, die Tischdeko wollten wir besprechen. Guck mal, ich hab noch mal die Brautzeitschriften durchgesehen, und in der Brides gab es ein paar echt nette Ideen, hier zum Beispiel …«
    »Äh, Lotte?«
    »Ja?«
    »In Wirklichkeit habe ich was anderes vor mit dir.«
    »So?«
    »Wir haben um 16 Uhr einen Termin bei Brautmoden Wunderlich.«
    »Was?«
    »Die größte Auswahl in Berlin und Brandenburg, alle Top-Marken, viele Größen vorrätig.«
    »Was?«
    »Pronovias, Cymbeline, La Sposa, Complicité, Demetrios, Rosa Clará, Justin Alexander …«
    »Hä?«
    »Wir werden dir jetzt endlich ein Brautkleid kaufen!«
    Ich spüre, wie ich ganz kurz kreidebleich werde und schon in der nächsten Sekunde knallrot. Ich beginne, etwas zu stammeln, was so ähnlich klingt wie Georgs Versuche, bayerisch zu sprechen, und habe auf einmal das Bedürfnis nach einem Maßkrug voll Schnaps.
    »Was ist los«, fragt Lala und springt auf, »hast du dich verschluckt?«
    Ich kann immer noch nicht antworten, erst als Lala anfängt, mir wie eine Irre auf den Rücken zu klopfen, schaffe ich es, Luft zu holen und ihr zu sagen, dass sie aufhören soll. Dann erzähle ich ihr die Geschichte von eBay, Herrn Wu und mir. Ich verschweige dabei alles, was sie misstrauisch machen könnte, trotzdem starrt sie mich so ungläubig an, als sei ich ein UFO, das in ihrem Vorgarten gelandet ist.
    »Zeigst du mir das Kleid mal?«, fragt sie schließlich.
    Ich hole meinen Laptop und beobachte ängstlich aus den Augenwinkeln, wie sie die Bilder vergrößert, die auf dem Desktop abgespeichert sind. Als sie den Computer wieder zuklappt, erwarte ich ein Riesendonnerwetter, einen zweistündigen Vortrag, in dem es um noch tragischere Schicksale als die bisher berichteten geht, ich erwarte Geschrei, Tränen, Verzweiflung, vielleicht sogar die Kündigung unserer Freundschaft, aber dann sagt Lala nur:
    »Ganz nett.«
    »Nicht wahr?«, sage ich.
    »Ja«, sagt Lala, und ich kenne sie gut genug, um in ihrem Gesichtsausdruck zu lesen, dass ihr das Kleid wirklichgefällt, sie aber unglaublich enttäuscht ist, dass ihr Traum vom weißen spitzenbesetzten Sahnewölkchen nun geplatzt ist, geplatzt ist wie das Ei, das ich als Kind mal in die Mikrowelle gelegt hab: plötzlich, dumpf und ohne Vorankündigung.
    »Und das ist wirklich bis Anfang Mai da?«
    »Expressbestellung«, sage ich.
    »Gut«, sagt sie.
    »Ja«, sage ich.
    Wir sehen uns an.
    »Und jetzt?«, fragt sie.
    »Jetzt? Na ja … wie wäre es, wenn wir Hochzeitstorten probieren gehen?«
    »Ich dachte, du bist auf Diät?«
    »Hey, ich krieg ein Maßkleid! Wozu noch quälen?«

    »Du hast waaaas?«, kreischt Georg in den Hörer. Inzwischen lässt er sich von meinen Hochzeitsplanungspanikanrufen nur noch verbal aus der Ruhe bringen, denn ich kann hören, wie er unverfroren weiter in seinen Computer tippt.
    »Entweder wir nehmen die mit Mangosahne-Füllung oder die mit Mandelcreme und weißer Fondant-Decke. Wenn wir wollen, können wir die Torte auch mit dem Vogel-Motiv von unseren Einladungen dekorieren lassen, die haben irgend so einen Computer, mit dem sie die in der Farbe unserer Wahl aus Zuckerguss nachbauen können!«, erkläre ich stolz.
    »Die Vögel von unseren Einladungen? Ich dachte, wir hätten besprochen, dass diese Vögel ab sofort auf unserem hochzeitsthematischen Index stehen?«
    Mannomann, inzwischen weiß ich, warum ich die Einladungskarten verschicken wollte, ohne sie Georg vorher zu zeigen. Wahrscheinlich wäre er mit der grafischen Darstellung eines High-Tech-Turnschuhs mit

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