Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
ihm noch immer nicht, Kunst darin zu erkennen – zumindest nicht jene Art von Kunst, wie sie in Ankh-Morpork gebräuchlich war. Er hielt es mehr für eine Mischung aus Landkarte, Geschichtsbuch und Speisekarte. In seiner Heimat verknoteten Leute ihre Taschentücher, um sich an etwas zu erinnern. Draußen im heißen Land gab es keine Taschentücher, und deshalb verknoteten die Leute ihre Gedanken.
    Sie malten nicht viele Bilder, die mehrere Würstchen zeigten.
    »Es heißt Träumende Würstchen mit Pommes frites «, sagte Schnapper.
    »Ich glaube, ein solches Bild sehe ich jetzt zum erstenmal«, sagte Rincewind. »Es fehlt nicht einmal die Ketchupflasche.«
    »Echte Kunst«, behauptete Schnapper. »Authentische Darstellung urbaner Fressalien. Von einem Einheimischen gemalt. Ein faires Geschäft, wenn du mich fragst.«
    »Oh, ich glaube, ich verstehe jetzt«, sagte Rincewind. »In diesem Fall bist du der Einheimische, nicht wahr?«
    »Ja. Authentisch. Erhebst du irgendwelche Einwände?«
    »Oh, ich bitte dich.«
    »Ich wurde in der Sirupstraße von Blubberich geboren, so wie mein Vater. Und wie mein Großvater. Und wie dessen Vater. Ich bin nicht einfach von einem Stück Treibholz heruntergesprungen wie gewisse andere Leute, deren Namen ich hier nicht nennen möchte.« Ein Schatten fiel auf das schmale, nagetierartige Gesicht. »Fremde, die hierherkommen, uns die Arbeit wegnehmen… Was soll aus dem kleinen Mann werden, hm? Ich bitte nur um ein faires Geschäft.«
    Ein oder zwei Sekunden spielte Rincewind mit dem Gedanken, sich der hiesigen Wache zu stellen.
    »Freut mich zu hören, daß jemand für die Rechte der Eingeborenen eintritt«, sagte er und blickte erneut zur Straße.
    »Die Eingeborenen?« wiederholte Schnapper. »Was wissen die schon von Arbeit? Nein, von mir aus können sie ebenfalls dorthin zurückkehren, von wo sie gekommen sind. Sie wollen gar nicht arbeiten.«
    »Da kannst du vermutlich von Glück sagen«, erwiderte Rincewind. »Denn sonst würden sie dir die Arbeit wegnehmen.«
    »So wie ich das sehe, bin ich noch eingeborener als die Eingeborenen«, meinte Faires Geschäft und deutete mit einem empörten Daumen auf sich selbst. »Ich habe mir meinen Eingeborenenstatus verdient, jawohl.«
    Rincewind seufzte. Mit Logik kam man nur bis zu einer bestimmten Stelle; dann mußte man aussteigen und zu Fuß weitergehen. »Du willst nur ein faires Geschäft, stimmt’s?« fragte er.
    »Ja!«
    »Nun… gibt es jemanden, der deiner Ansicht nach nicht dorthin zurückkehren sollte, woher er kommt?«
    Faires Geschäft Schnapper dachte darüber nach. »Nun, ich natürlich«, sagte er. »Und mein Kumpel Duncan. Weil Duncan mein Kumpel ist. Und natürlich Frau Schnapper. Und einige der Burschen aus dem Fisch-und-Pommes-Laden. Eigentlich recht viele Leute.«
    »Nun, ich verrate dir was.« Rincewind beugte sich ein wenig vor. »Ich bin fest entschlossen, dorthin zurückzukehren, woher ich komme.«
    »Hervorragend!«
    »Deine soziopolitische Analyse funktioniert bei mir.«
    »Gut.«
    »Vielleicht könntest du mir den Weg zeigen. Wo geht’s zum Hafen?«
    »Oh, ich würde dir gern helfen«, sagte Schnapper. Er schien mit sich selbst zu ringen. »Aber in einigen Stunden findet die Hinrichtung statt, und ich möchte noch die Fleischpasteten aufwärmen.«
    »Wie ich hörte, wird morgen niemand mehr gehängt«, sagte Rincewind in verschwörerischem Tonfall. »Der Gefangene ist ausgebrochen.«
    »Unmöglich!«
    »Doch, im Ernst«, versicherte Rincewind. »Mir liegt gewiß nichts daran, dich auf den Arm zu nehmen.«
    »Hat er einige letzte Worte gesprochen?«
    »Ich glaube, sie lauteten ›Lebt wohl‹.«
    »Du meinst, es gab kein letztes dramatisches Duell mit der Wache?«
    »Nein, offenbar nicht.«
    »Was soll das für eine Flucht sein?« brummte Faires Geschäft. »Um hierherzukommen, habe ich einen erstklassigen Platz beim Galah aufgegeben. Eine Fleischpastete gehört eben zu einer guten Hinrichtung.« Er blickte nach rechts und links, bevor er hinzufügte: »Man kann sagen, was man will: Das Galah ist gut fürs Geschäft. Deren Geld ist ebensoviel wert wie das der anderen Leute, wenn du mich fragst.«
    »Nun, ja, natürlich«, erwiderte Rincewind. »Sonst wäre es ja… anderes Geld, nicht wahr? Nun, da deine Nacht schon mal ruiniert ist: Warum zeigst du mir nicht den Weg zu den Docks?«
    Schnappers Haltung drückte noch immer einen Rest von Unentschlossenheit aus. Rincewind schluckte. Er hatte es mit Spinnen, zornigen

Weitere Kostenlose Bücher