Heiße Hüpfer
Herdplatte.
Die Wellen waren zu groß, um Wellen zu sein. Sie hatten die Ausmaße von Bergen. Ponder sah nur einmal vom Deck auf, als das Schiff in ein Tal glitt, das ihm tief wie eine Schlucht schien.
Neben ihm stöhnte der Dekan und hielt sich an seinem Bein fest.
»Du kennst dich mit solchen Dingen aus, Ponder«, ächzte er, als sie die tiefste Stelle des Wellentals erreichten und mit einem Aufstieg begannen, der den Magen einer harten Belastungsprobe unterzog. »Sterben wir?«
»Ich… glaube nicht, Dekan…«
»Schade…«
R incewind hörte Pfiffe hinter sich, als er die Ecke erreichte, aber von solchen Dingen ließ er sich nie beunruhigen.
Er befand sich hier in einer Stadt! Städte boten weitaus mehr Möglichkeiten. Er sah sich selbst als urbanes Geschöpf – in Städten gab es so viele Verstecke…
Weiter vorn erklangen ebenfalls Pfiffe.
Hier waren mehr Leute unterwegs, die meisten von ihnen in der gleichen Richtung. Es gefiel Rincewind, durch Menschenmengen zu laufen. Als Verfolgter hatte er den Vorteil des Neuen auf seiner Seite und boxte sich an Nichtsahnenden vorbei, die sich dann umdrehten und beschwerten und nicht geneigt waren, den Verfolgern einen freundlichen Empfang zu bereiten. Wenn Rincewind durch eine Menge lief, war er wie eine Kugel beim Tivoli, und er bekam immer eine zusätzliche Chance.
Bergab war’s am besten. Außerdem ging es dort meistens zum Hafen, der immerhin in der Nähe des Wassers liegen sollte.
Rincewind lief weiter, wich immer wieder nach rechts und links aus – und fand sich plötzlich bei den Docks wieder. Er bemerkte einige Boote, die blinden Passagieren allerdings kaum genug Platz boten…
Aus dem Dunkel kam das Geräusch eiliger Schritte!
Die hiesigen Wächter verstanden ihr Handwerk!
Normale Wächter verhielten sich anders!
Sie sollten ihm nicht den Weg abschneiden! Wer erwartete Intelligenz bei Wächtern?
Rincewind entschied sich für die einzige mögliche Richtung: durchs Hafenviertel.
Ein Gebäude fiel ihm auf. Es mußte ein Gebäude sein, denn eine so große Schachtel mit Papiertaschentüchern gab es nicht.
Rincewind war der Ansicht, daß Häuser quadratisch oder rechteckig sein sollten, mit einem spitzen Deckel darauf. Außerdem sollte die Farbe im großen und ganzen der des lokalen Lehms entsprechen. Doch wie es der Philosoph Ly Schwatzmaul einmal ausgedrückt hatte: Es ist nie klug, Einwände gegen das Dekor eines Verstecks zu erheben.
Er hastete die Treppe hinauf und sprintete an den Mauern des sonderbar weißen Bauwerks entlang. Es schien eine Art Opernhaus zu sein – danach hörte es sich jedenfalls an. Obwohl es ein sehr komischer Ort war, um Opern zu singen: Rincewind konnte sich kaum vorstellen, daß Leute hierherkamen, um sich irgendwelche schrillen Gesänge in einem Haus anzuhören, das den Eindruck erweckte, jeden Augenblick Segel zu setzen. Und wenn schon. Er sah eine Tür, neben der einige Mülltonnen standen, und eine andere Tür in der Nähe stand offen…
»Schickt dich die Agentur, Kumpel?«
Rincewind spähte in den Dampf.
»Ich hoffe, du kommst mit Pudding zurecht, denn der Chefkoch ist einem Nervenzusammenbruch verdammt nahe«, sagte eine Gestalt, die sich vage in den Schwaden abzeichnete. Sie trug einen hohen weißen Hut.
»Keine Sorge«, erwiderte Rincewind hoffnungsvoll. »Ist dies eine Küche?«
»Willst mich wohl auf den Arm nehmen, was?«
»Ich hab’s für eine Art Opernhaus oder so gehalten…«
»Es ist das verdammt beste Opernhaus auf der ganzen Welt, Kumpel. Komm, hier entlang…«
Die Küche war nicht sehr groß und bot einen einigermaßen vertrauten Anblick: Viele Männer waren gleichzeitig mit verschiedenen Dingen beschäftigt.
»Der Boß hat beschlossen, ein großes Festessen für die Primadonna zu veranstalten«, erklärte der Koch und bahnte sich einen Weg durchs Gedränge. »Tja, und ganz plötzlich verzweifelt Charley am Pudding.«
»Oh, klar«, entgegnete Rincewind in der Hoffnung, daß er früher oder später einen Hinweis erhielt.
»Der Boß meint, du sollst dich um den Pudding für die Verehrteste kümmern, Charley.«
»Einfach so, wie?«
»Er verlangt einen besonders guten Pudding, den besten, Charley.«
»Keine Sorge?«
»Er meint, der große Nunco erfand den Erdbeerauflauf für Dame Anne Auflauf, und der berühmte Chefkoch Imposo schuf den Apfelglanz für Gloria Glanz, und dein eigener Vater, Charley, ehrte die Dame Janeen Ormulu mit dem Orangenormulu. Und heute abend, Charley,
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