Heliosphere 2265 - Band 5: Im Zentrum der Gewalten (Science Fiction)
Captains “Sir” sagten und nickten. Als Schiffspsychologe nahm er nur selten an Außeneinsätzen teil.
“Ich dachte, du brauchst vielleicht ein wenig Abwechslung. Und dank deiner Zusatzausbildung als Xenopsychologe könnten wir dich dort drüben vielleicht gebrauchen.”
Wie die anderen trug auch er einen Skinsuit und war bewaffnet. Sie hatten leider feststellen müssen, dass normale Partikelsalven Sarah McCall nichts anhaben konnten - wenn sie einzeln abgefeuert wurden. Es blieb abzuwarten, ob sie einen Punktbeschuss durch Pulser und Pulser-Gewehre standzuhalten vermochte. Falls sie die Verräterin auf der Station überhaupt fanden.
Als Jayden das Gesicht seines alten Freundes genauer betrachtete, begann er sich zu sorgen. Janis hatte bisher auf jede Art von Gen-Verbesserung, Skin-Revitalisierungen und Bio-Skulpturing verzichtet. Er war ein in die Jahre gekommener Mann mit weißem Rauschebart, lebhaften Augen und sehnigem Körper. Jayden vergaß allzu oft, dass sein Freund während der Schlacht von NOVA auf Pearl gewesen war, um seinen Landgang zu genießen. Er und Doktor Petrova hatten den Absturz des Sternenschiffes, das die Oberfläche der idyllischen Paradieswelt in eine radioaktive Wüste verwandelte, nur knapp überlebt. Doch wie viel Tod und Leid hatten sie dort miterleben müssen? Seit der Schlacht betreute Janis zahlreiche Offiziere; aber was war mit ihm selbst? Er wirkte müde und abgeschlagen - kraftlos.
Wenn wir zurück sind, werde ich mir die Zeit nehmen, das neue Erholungsdeck mit ihm zu besuchen, beschloss Jayden. Soweit ich weiß, hat der neue leitende Offizier auch ein paar exotische Weine und Getränke von Alorasul in die Karte aufgenommen.
“Sir, wir passieren das Sensorloch in exakt drei Minuten”, sagte der Pilot. Es gelang ihm nicht ganz, die Anspannung aus seiner Stimme zu verbannen. Kein Wunder. Wenn sie entdeckt wurden, blieb vermutlich nicht einmal die Zeit, mit dem Leben abzuschließen. Ein einzelner Torpedo, und das Shuttle würde sich in eine ausbreitende Trümmerwolke verwandeln.
Er schob den Gedanken beiseite. Das Risiko war kalkulierbar. Die Station war nicht besetzt, das Shuttle im Schleichflug kaum zu orten.
Über den 3D-Monitor im rückwärtigen Teil konnten sie den Flug des Shuttles verfolgen. Die Anspannung in der Kabine wuchs, als sie die Front aus Lichtpunkten erreichten. Jayden warf einen Blick aus dem Bullauge.
So nah war er den fremden Schiffen noch nie gewesen. Fliegende Sterne aus dunklem Stahl. Die Mitte bildete ein abgeflachter Ovoid, aus dem eine Spitze emporwuchs. Aus der Basis entsprangen sechs Zacken, die aus Pyramiden bestanden.
Im NOVA-System und bei McCalls Flucht hatten sie einen kleinen Vorgeschmack auf die Fähigkeiten der Raumer erhalten. Sie mussten nicht beschleunigen, um in den Phasenraum zu wechseln. Stattdessen leiteten sie aus dem Stillstand heraus eine Phasen-Transition ein. Ihre Bewaffnung glich jener der Menschheit: Sie verfügten über Torpedos und Laser - die an Masse und Zerstörungskraft aber deutlich überlegen waren. Für die Sensoren galt das laut den neuesten Erkenntnissen ebenfalls. Jede Information, die dabei half, eine Schwäche des neuen Feindes aufzudecken, mochte in der Zukunft hilfreich sein. Denn dass Sarahs Leute Spione in der Space Navy eingeschleust hatten, um mit der Admiralität gemütlich einen ViKo zu trinken, war unwahrscheinlich.
“Das Sensorloch liegt hinter uns”, meldete der Pilot. “Ich bereite den Andockvorgang vor. Wir docken an ein Segment an, in dem ich keinerlei Lebenszeichen geortet habe.”
“Sobald wir uns durch die Außenhaut schneiden, werden dort drüben alle Warnleuchten angehen”, sage Jayden in Richtung der beiden Marines. “Wir wenden die Laserskalpell-Methode an.
Ab jetzt gilt es!”
*
Leichter Kreuzer PROMETHEUS
Lieutenant Peter Task beobachtete den L.I. der PROMETHEUS. Der junge Offizier war geschickt, scheiterte jedoch an der Sicherheitsbarriere, wie es auch schon Lorencia ergangen war.
“Und diese Spione sehen genauso aus wie Menschen?” Captain Brown ließ den Blick über die Anwesenden wandern.
“Vielleicht besprechen wir das lieber unter vier Augen”, bat Noriko Ishida. “In Ihrem Bereitschaftsraum?”
Der bärtige Kommandant schüttelte den Kopf. “Ein Meteoriteneinschlag. Weder mein Bereitschaftsraum noch die Brücke haben Atmosphäre. Der Maschinenraum ist unsere Kommandozentrale. Aber sprechen Sie offen, Commander, ich habe keine Geheimnisse vor meiner Crew.
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