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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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etwas anderes nahm seinen
    Platz ein, etwas, das nicht mehr dachte wie ein Mensch.

    Es war fast Mittag. Feldwebel Colon hatte die neuen Rekruten zum
    Schießstand bei Indeckung geführt.

    Mumm und Karotte gingen Streife.
    Der Hauptmann spürte, wie es in ihm brodelte. Etwas kratzte an sei-
    nen verrosteten, aber noch funktionierenden Instinkten und versuchte,
    seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Alles in ihm drängte danach, sich zu
    bewegen. Diesmal fiel es Karotte schwer, nicht den Anschluß zu verlie-
    ren.
    In der Straße vor dem Gildenhaus begegneten sie drei Assassinenlehr-
    lingen, die noch immer damit beschäftigt waren, die Trümmer zu beseiti-
    gen.
    »Assassinen am hellichten Tag«, knurrte Mumm. »Bin überrascht, daß
    sie nicht zu Staub zerfal en.«
    »Du verwechselst sie mit Vampiren«, erwiderte Karotte.
    »Ha! Du hast recht. Assassinen und Diebe mit Lizenzen und verdamm-
    te Vampire! Ach, einst war dies eine großartige Stadt, Junge.«
    Ganz unbewußt fielen sie in den Patrouillenschritt.
    »Als es noch Könige gab, Hauptmann?«
    »Könige? Könige? Lieber Himmel, nein!«
    Zwei Assassinen drehten sich verwirrt um.
    »Wenn du’s genau wissen wil st…«, sagte Mumm. »Ein Monarch ist ein
    absoluter Herrscher. Gewissermaßen der Ober-Honcho…«
    »Es sei denn, es handelt sich um eine Königin«, warf Karotte ein.
    Mumm durchbohrte ihn mit einem finsteren Blick, bevor er nickte.
    »In Ordnung: die Ober-Honchette…«
    »Was natürlich nur gilt, wenn sie eine junge Frau ist. Al erdings neigen
    Königinnen dazu, älter zu sein. In dem Fal wäre es eine… Honcharina?
    Nein, diese Bezeichnung paßt nur auf eine sehr junge Prinzessin. Nein…
    äh… Es müßte Honchesa heißen, glaube ich.«
    Mumm zögerte. Es ist die besondere Atmosphäre in dieser Stadt, dach-
    te er. Hätte der Schöpfer in Ankh-Morpork gesagt: »Es werde Licht!«,
    wäre er von den Bürgern sofort mit der Frage »In welcher Farbe?« un-
    terbrochen worden.
    »Der oberste Herrscher, einverstanden?« schlug der Hauptmann vor
    und setzte sich wieder in Bewegung.

    »Einverstanden.«
    »Das ist doch nicht richtig, oder? Ich meine, ein einzelner Mann ent-
    scheidet über Leben und Tod.«
    »Nun, wenn es ein guter Mann ist…«, begann Karotte.
    »Was? Was? Na schön. Laß uns einmal annehmen, der oberste Herr-
    scher beabsichtigt, sich an gute, ehrenwerte Prinzipien zu halten. Aber
    gilt das auch für seinen Stellvertreter? Das sol test du besser hoffen.
    Denn er ist ebenfal s der oberste Herrscher, im Namen des Königs. Und der ganze Rest des Hofes… muß sich ebenfal s aus guten Leuten zu-sammensetzen. Gehört auch nur ein schlechter Mann dazu, ist das Resul-
    tat Bestechung und Vetternwirtschaft.«
    »Der Patrizier ist ein oberster Herrscher«, meinte Karotte. Er nickte ei-
    nem Troll zu. »Guten Tag, Herr Karfunkel.«
    »Aber er trägt weder eine Krone, noch sitzt er auf einem Thron«, sagte
    Mumm. »Er teilt seinen Untertanen auch nicht mit, es sei richtig, daß er regiert. Ich hasse den Kerl, doch eins muß man ihm lassen: Er ist ehrlich.
    So ehrlich wie ein Korkenzieher.«
    »Trotzdem, ein guter Mann als König…«
    »Ja? Und dann? Königliches vergiftet das Bewußtsein, Junge. Ehrliche
    Männer fangen an, sich zu verbeugen, nur weil der Großvater von irgend
    jemandem mehr Burschen umgebracht hat als ihrer. Hör mir gut zu!
    Viel eicht hatten wir mal gute Könige! Aber Königen folgen weitere Kö-
    nige! Und früher oder später – meistens früher – führt diese Entwicklung
    zu Großvätern, die mehr Leute umgebracht haben als andere. Und damit
    nicht genug. Sie hacken Königinnen den Kopf ab und kämpfen dauernd
    gegen die Vettern! Jahrhundertelang ging das so. Bis jemand aufstand
    und sagte: ›Wir wol en keine Könige mehr!‹ Daraufhin erhoben wir uns
    al e, um die verdammten Adligen zu vertreiben, und wir zerrten den Kö-
    nig vom Thron, und wir brachten ihn zum Hier-gibt’s-al es-Platz, und
    dort enthaupteten wir ihn, jawohl. Wurde auch höchste Zeit!«
    »Donnerwetter«, sagte Karotte. »Wer war es?«
    »Wen meinst du?«
    »Den Mann, der aufstand und sagte: ›Wir wol en keine Könige mehr!‹«

    Die Passanten starrten sie groß an, und Mumms Gesichtsfarbe wandel-
    te sich: Aus dem Rot des Zorns wurde das Rot der Verlegenheit. Doch
    eigentlich gab es dabei keinen nennenswerten Unterschied.
    »Oh. Er war damals Kommandant der Stadtwache«, murmelte Mumm.
    »Sie nannten ihn ›Altes Steingesicht‹.«
    »Hab’ nie

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