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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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rieselte.
    »Ja, gut«, sagte Angua nach einer Weile. »Aber der Feldwebel sagte,
    man sol te den Leuten später noch Fragen stel en können.«
    »Er hat nicht darauf hingewiesen, daß die Leute auch in der Lage sein
    müssen, die Fragen zu beantworten«, erwiderte Knuddel grimmig.
    »Obergefreiter Knuddel, dir abgezogen wird ein Dol ar vom Sold we-
    gen Ziel zerstören«, sagte Detritus, der wegen der Langbögen bereits mit
    elf Dol ar in der Kreide stand.
    »›Wenn ihr glaubt, es sei die Mühe wert!‹« wiederholte Knuddel und
    ließ die Axt unter der Jacke verschwinden. »Und dann das mit den Män-
    nern… Speziesist!«
    »Ich glaube, er hat es nicht so gemeint«, spekulierte Angua.
    »Ha, du hast leicht reden«, entgegnete Knuddel.
    »Wieso?«
    »Du bist ein Mensch«, knirschte Detritus.
    Angua war klug genug, darüber einige Sekunden nachzudenken.
    »Ich bin eine Frau«, sagte sie.
    »Wo ist da der Unterschied?«
    »Nun…« Angua beschloß, das Thema zu wechseln. »Ich schlage vor,
    wir trinken was zusammen.«
    Die kurze Phase von Kameradschaft ging abrupt zu Ende.
    »Ich soll mit einem Troll trinken?«
    »Ich mit einem Zwerg trinken?«

    »Na schön«, sagte Angua. »Wie wär’s, wenn ihr beide etwas mit mir trinkt?«
    Sie nahm den Helm ab und schüttelte ihr Haar. Weibliche Trolle haben
    keine Haare; auf ihrem Kopf wachsen höchstens einige Flechten. Und
    weibliche Zwerge zeichnen sich durch ihre seidenweichen Bärte aus.
    Aber vielleicht ließ der Anblick von Anguas Haar in Troll und Zwerg
    eine kosmische Männlichkeit erwachen, die auf gemeinsame Vorfahren
    zurückging.
    »Bisher hatte ich kaum Gelegenheit, mich in der Stadt umzusehen«,
    fuhr Angua fort. »Doch ich glaube, es gibt ein geeignetes Lokal in der
    Schimmerstraße.«
    Das bedeutete, sie mußten den Fluß überqueren. Das bedeutete, zwei
    von ihnen mußten die Passanten darauf hinweisen, daß sie nicht mit mindestens einem der anderen beiden zusammen waren. Das bedeutete, daß
    sie sich immer wieder argwöhnisch umsahen.
    Dadurch bemerkte Knuddel den Zwerg im Wasser.
    Wenn man die Brühe »Wasser« nennen durfte.
    Wenn man noch von einem »Zwerg« sprechen konnte.
    Sie starrten darauf hinab.
    »Das aussehen wie der Zwerg, der Waffen in der Rauhreifstraße her-
    stellt«, sagte Detritus schließlich.
    »Bjorn Hammerhock?« fragte Knuddel.
    »Ja, so er heißen.«
    »Es sieht ein bißchen danach aus«, meinte Knuddel. Seine Stimme klang kühl, fast monoton. »Aber nicht genau .«
    »Wie meinst du das?« erkundigte sich Angua.
    »Herr Hammerhock hatte kein so großes Loch in der Brust«, antworte-
    te Knuddel.

    Schläft er nie? dachte Mumm. Ruht der Kerl nie aus? Gibt es hier nir-
    gendwo ein Zimmer, in dem ein schwarzes Nachthemd hängt?
    Er klopfte an die Tür des Rechteckigen Büros.

    »Ah, Hauptmann«, sagte der Patrizier und sah von einigen Unterlagen
    auf. »Du hast dich beeilt. Sehr lobenswert.«
    »Wie bitte?«
    »Meine Nachricht hat dich doch erreicht, oder?«
    »Nein, Herr. Ich war… beschäftigt.«
    »Ach. Und womit, wenn ich fragen darf?«
    »Es geschah ein Mord, Herr. Das Opfer ist Herr Hammerhock, eine
    wichtige Persönlichkeit der hiesigen Zwergengemeinschaft. Man brachte
    ihn mit einer… speziel en Waffe um und warf ihn dann in den Fluß. Wir
    haben ihn vor kurzer Zeit aus dem… äh… Wasser geholt, und ich wol te
    seiner Frau Bescheid geben. Sie wohnt in der Sirupstraße, glaube ich.
    Und da ich hier vorbeikam…«
    »Ein sehr bedauerlicher Zwischenfall.«
    »Insbesondere für Herrn Hammerhock«, sagte Mumm.
    Der Patrizier lehnte sich zurück und musterte den Hauptmann.
    »Auf welche Weise kam er ums Leben?«
    »Ich weiß es nicht genau. Nie zuvor habe ich etwas Derartiges gesehen.
    Er hatte ein großes Loch in der Brust. Wie dem auch sei: Ich werde he-
    rausfinden, was passiert ist.«
    »Hmm. Habe ich erwähnt, daß ich heute morgen Besuch erhielt? Von
    Professor Kreuz?«
    »Nein, Herr.«
    »Er war sehr… besorgt.«
    »Ja, Herr,«
    »Ich glaube, du hast ihn beunruhigt.«
    »Herr?«
    Der Patrizier traf eine Entscheidung und beugte sich vor.
    »Hauptmann Mumm…«
    »Herr?«
    »Ich weiß, daß du dich übermorgen in den Ruhestand zurückziehst und
    deshalb ein wenig… nervös bist. Aber solange du noch Verantwortung

    für die Nachtwache trägst, möchte ich dich bitten, zwei Anweisungen zu
    befolgen.«
    »Herr?«
    »Du wirst alle Ermittlungen wegen des Diebstahls bei der Assassinengilde einstellen. Hast du verstanden?

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