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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Dafür ist allein die Gilde zuständig.«
    »Herr.« Mumms Gesicht blieb völlig ausdruckslos.
    »Ich nehme an, das unausgesprochene Wort in deinem Satz war ein Ja,
    Hauptmann.«
    »Herr.«
    »Genau wie in diesem Fal , hoffe ich. Was den beklagenswerten Tod
    des Herrn Hammerhock betrifft… Die Leiche wurde erst vor kurzer
    Zeit gefunden?«
    »Ja, Herr.«
    »Dann bist du dafür nicht zuständig, Hauptmann.«
    »Herr?«
    »Die Tagwache kümmert sich darum.«
    »Wir haben nie die Zuständigkeiten bei Tag und Nacht unterschieden.«
    »Trotzdem: Unter den gegenwärtigen Umständen beauftrage ich
    Hauptmann Schrul e, Nachforschungen anzustel en – fal s welche not-
    wendig sind.«
    Fal s welche notwendig sind, wiederholte Mumm in Gedanken. Jemand
    hat ein großes Loch in der Brust, aber das ist ganz normal. Stammt
    wahrscheinlich von einem Meteoriten oder so.
    Er atmete tief durch und beugte sich ebenfal s vor.
    »Mayonnaise Schrul e könnte nicht mal seinen eigenen Hintern mit
    Hilfe eines Atlanten finden! Und er hat keine Ahnung, wie man mit
    Zwergen redet! Er nennt sie Staubfresser! Meine Männer haben die Lei-
    che gefunden! Und deshalb sind wir für den Fall zuständig!«
    Der Blick des Patriziers glitt zu Mumms Händen auf dem Schreibtisch.
    Der Hauptmann zog sie schnel zurück, als wäre der Tisch plötzlich glü-
    hend heiß.

    »Du leitest die Nachtwache, Hauptmann. Du bist allein für die dunklen Stunden zuständig.«
    »Wir haben es hier mit Zwergen zu tun! Wenn wir die Sache nicht rich-
    tig anfassen, nehmen sie das Gesetz in die eigene Hand! Was in den mei-
    sten Fäl en bedeutet, daß sie den nächsten Troll einen Kopf kürzer ma-
    chen! Und du willst diese Angelegenheit Schrul e überlassen?«
    »Ich habe dir einen Befehl gegeben, Hauptmann.«
    »Aber…«
    »Du darfst jetzt gehen.«
    »Du kannst doch nicht…«
    »Ich sagte, du darfst gehen, Hauptmann Mumm!«
    »Herr.«
    Mumm salutierte, drehte sich um und verließ den Raum. Er schloß die
    Tür so leise, daß sie kaum klickte.
    Der Patrizier hörte, wie er draußen gegen die Wand schlug. Mumm
    wußte das nicht, aber die Wände außerhalb des Rechteckigen Büros hat-
    ten Del en an mehreren Stel en – sie gaben Auskunft über seine Empfin-
    dungen zu dem betreffenden Zeitpunkt.
    Diesmal klang es, als seien die Dienste eines Stukkateurs notwendig.
    Lord Vetinari gestattete sich ein humorloses Lächeln.
    Die Stadt funktionierte. Sie war ein sich selbst regulierender Mechanismus aus Gilden. Die unerbittlichen Gesetze des Eigeninteresses schufen
    feste Verbindungen. Und es klappte. Im großen und ganzen. Meistens.
    Für gewöhnlich.
    Doch wenn ein Wächter seine Nase in Dinge steckte, die ihn nichts
    angingen, bestand die Gefahr, daß al es aus den Fugen geriet.
    Normalerweise.
    Mumm schien derzeit in der richtigen Stimmung zu sein. Vielleicht
    führten die Anweisungen zum gewünschten Ergebnis…

    Eine solche Kneipe gibt es in jeder Stadt. In ihr lassen sich Polizisten
    vollaufen.

    In den fröhlicheren Tavernen von Ankh-Morpork tranken die Wächter
    nur selten, wenn sie nicht im Dienst waren. Zu leicht konnte dort etwas
    geschehen, das sie in den Dienst zurückbrachte*. Aus diesem Grund be-
    suchten sie meistens den Eimer in der Schimmerstraße. Es war eine kleine Schenke mit niedriger Decke, und die Präsenz von Wächtern hielt
    andere Gäste fern. Doch deshalb machte sich der Wirt Herr Käse keine
    Sorgen. Niemand trinkt soviel wie ein Polizist, der zuviel gesehen hat.
    Karotte zählte das Geld auf die Theke.
    »Drei Bier, eine Milch, eine Schwefellimo mit Phosphorsäure…«
    »Mit Papierschirm drin«, sagte Detritus.
    »… und einen extra gewürzten Superbecher à la Zweideutigkeit mit Zi-
    tronensaft.«
    »Mit Fruchtsalat«, fügte Nobbs hinzu.
    »Wuff?«
    »Und eine Schale mit Bier«, sagte Angua.
    »Der kleine Hund scheint an dir zu hängen«, bemerkte Karotte.
    »Ja«, erwiderte Angua. »Kann mir das gar nicht erklären.«
    Der Wirt brachte die Getränke. Sie starrten auf die Gläser hinab. Sie
    tranken.
    Herr Käse kannte sich mit Polizisten aus, schenkte stumm nach und
    füllte auch Detritus’ isolierten Becher.
    Sie starrten auf die Gläser hinab. Sie tranken.
    »Wißt ihr…«, sagte Colon nach einer Weile. »Was mich nervt – was
    mich wirklich nervt –, ist der Umstand, daß man ihn ins Wasser geworfen hat. Ich meine, ohne ihn zu beschweren. Einfach so. Als spielte es überhaupt keine Rol e, ob er gefunden wird oder nicht. Versteht

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