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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hören dir zu. Und dann entscheiden wir so,
    wie wir es für richtig halten.
    Mumm war nicht einmal sicher gewesen, wer von ihnen Frau Ham-
    merhock war. Für ihn sahen alle Zwerge gleich aus. Als man ihm die
    Witwe vorstellte – mit Helm und Bart –, bekam er von ihr einige unver-
    bindliche Antworten. Nein, sie hatte die Werkstatt abgeschlossen und
    den Schlüssel verlegt. Danke.
    Er wol te möglichst diskret darauf hinweisen, daß die Wache einen
    Marsch zum Steinbruchweg mißbilligen würde (vermutlich aus sicherer
    Entfernung). Doch er brachte es einfach nicht fertig, eine solche Mah-
    nung zu formulieren. Deshalb blieben folgende Worte unausgesprochen:
    »Nehmt das Gesetz nicht in eure eigenen Hände. Die Wache ist dem
    Verbrecher dicht auf den Fersen.« Die bittere Wahrheit war, daß es nicht
    den geringsten Hinweis auf die Identität des Übeltäters gab. Mumm frag-
    te auch nicht: »Hatte dein Mann Feinde, Frau Hammerhock? Sicher,
    jemand hat ein ziemlich großes Loch in seiner Brust hinterlassen. Aber
    hatte er sonst noch Feinde?«
    Mit möglichst viel Würde (davon war nicht viel übrig) verabschiedete
    er sich schließlich und führte dann einen kurzen inneren Kampf, den
    sein Gewissen verlor: Er nahm die Flasche mit Bärdrückers Leckertrop-
    fen und wanderte durch die Nacht.

    Karotte und Angua erreichten das Ende der Schimmerstraße.
    »Wo wohnst du?« fragte der junge Mann.
    »Dort drüben.« Angua streckte kurz den Arm aus.
    »In der Ulmenstraße? Etwa bei Frau Kuchen ?«
    »Ich habe ein sauberes Zimmer gesucht, das nur wenig Miete kostet.
    Ist mit Frau Kuchens Pension irgend etwas nicht in Ordnung?«
    »Nun, ich meine, Frau Kuchen ist… eine liebenswürdige Frau, gegen
    die niemand etwas haben kann, aber… nun, dir ist sicher aufgefallen…«
    »Was?«
    »Nun, sie ist… äh… nicht sehr… wählerisch… «
    »Ich fürchte, ich kann dir nicht ganz folgen.«
    »Ich nehme an, du bist den anderen Mietern begegnet. Wohnt Reg
    Schuh noch bei Frau Kuchen?«
    »Oh«, sagte Angua. »Du meinst den Zombie.«
    »Und auf dem Dachboden haust ein Banshee.«
    »Herr Ixolit. Ja.«
    »Dann wäre da noch Frau Drul .«
    »Die Ghulin. Aber sie ist inzwischen im Ruhestand. Sie sorgt jetzt bei
    Kindergeburtstagen für Speisen und Getränke.«
    »Ich meine, erscheint dir die Pension nicht ein wenig seltsam?«
    »Die Miete ist nicht zu hoch, und es ist kein Ungeziefer in den Betten.«
    »Weil nie jemand in ihnen schläft.«
    »Ich mußte nehmen, was ich kriegen konnte!«
    »Entschuldigung. Ich weiß, wie das ist. Mir ging’s ähnlich, als ich nach
    Ankh-Morpork kam. Nun, ich rate dir, möglichst bald nach einer Unter-
    kunft zu suchen, die… äh… für eine junge Frau wie dich besser geeignet
    ist. Wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Nein, ich verstehe nicht, was du meinst. Herr Schuh wollte sogar mein Gepäck nach oben tragen. Wenig später mußte ich ihm seine Arme bringen. Der arme Kerl: Dauernd fäl t irgend etwas von ihm ab.«
    »Aber Herr Schuh und die anderen… Sie sind nicht wie wir«, sagte Ka-
    rotte verzweifelt. »Versteh mich nicht falsch. Ich meine… Zwerge? Eini-

    ge meiner besten Freunde sind Zwerge. Sogar meine Eltern sind Zwerge.
    Und Trolle? Ich habe überhaupt keine Probleme mit Trollen. Sie sind
    das Salz der Erde, im wahrsten Sinne des Wortes. Wundervol e Burschen
    unter ihrer dicken Kruste. Aber Untote… Ich wünsche mir nur, daß sie
    dorthin zurückkehren, woher sie kommen, das ist alles.«
    »Die meisten kamen von hier.«
    »Sie gefallen mir einfach nicht. Tut mir leid.«
    »Ich muß jetzt gehen«, sagte Angua kühl. Sie verharrte im dunklen Zu-
    gang zu einer Gasse.
    »Äh, ja, gut«, erwiderte Karotte. »Wann sehen wir uns wieder?«
    »Morgen. Wir sind beide bei der Wache, erinnerst du dich?«
    »Und wenn wir dienstfrei haben? Viel eicht könnten wir dann…«
    »Es wird jetzt höchste Zeit für mich!«
    Angua drehte sich um und lief. Der Hof des Monds zeichnete sich be-
    reits über den Dächern der Unsichtbaren Universität ab.
    »Na schön, gut, bis morgen also!« rief Karotte ihr nach.

    Angua fühlte, wie die Welt um sie herum erbebte, als sie durch die Schat-
    ten wankte. Sie hätte nicht so lange warten dürfen!
    Sie stolperte auf eine Querstraße, begegnete dort mehreren erstaunten
    Passanten und setzte ihren Weg zur nächsten dunklen Gasse fort. In-
    stinktiv tastete sie nach ihrer Kleidung, die sich immer mehr wie ein
    Fremdkörper anfühlte.
    Ein gewisser Bundo Prung

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