Hello Kitty muss sterben
antwortete Sean mit hochgezogener Augenbraue. »Aber ja, Oliver Twist. Natürlich kannst du noch mehr haben.« Er nahm ihren Becher und stand auf, um nach unten zur Kühlbox zu gehen.
»Bitte hauptsächlich Wodka«, sagte Mei. »Herrgott, woher kommt dieser schreckliche Gestank?«
»Gestank, welcher Gestank denn?« Sean blieb stehen und drehte sich zu ihr um.
»Ach, Süße, das ist bloß der Hafen. Wahrscheinlich irgendwelcher Müll, den Touristen über Bord geworfen haben. Manche Leute denken kein bisschen an die Umwelt«, sagte Jack. »Und du hast wahrscheinlich zu viel Wodka gehabt. Sieh dich bloß einmal an. Du bist ja ganz rot.«
Und das war sie tatsächlich.
Diese Art der Alkoholintoleranz wird Asian flush genannt. Ein bisschen Alkohol, und schon werden Asiaten am ganzen Körper rot. Wie der scharlachrote Buchstabe zeichnet er uns, weil wir ein bisschen Spaß in uns aufgesogen haben. Jeder einzelne Tropfen zeichnet sich auf unserer gelben Haut ab und kündet der ganzen Welt davon, dass wir keinen Alkohol vertragen.
Ich leide nicht an Asian flush . Ich muss eine unasiatische Konstitution haben.
»Nein, es riecht, als wenn etwas krepiert wäre«, meinte Mei hartnäckig.
Sie hatte keinen Sinn für Leute-Kultur.
»Ich rieche nichts«, log ich und tat so, als schnupperte ich.
»Ich schon. Es stinkt«, wiederholte Mei.
»Hm, ich frage mich, was es sein könnte. Lassen Sie mich Ihren Drink holen gehen«, sagte Sean und verschwand mit ihrem Becher im Boot.
Ich stand da und versuchte, mir etwas einfallen zu lassen, um das betretene Schweigen zu durchbrechen. Doch Jack kam mir zuvor.
»Und, Fiona, freuen Sie sich schon, morgen mit der Arbeit anzufangen?«
»Oh, total. Es war schön, alle in der Abteilung kennenzulernen. Klingt nach einer abgefahrenen Truppe. Kann es kaum erwarten, mich ihnen in den Schützengräben anzuschließen.«
Jack lachte. »Gut. Abrechnen, abrechnen, abrechnen. Das gefällt mir.«
Abrechnen, abrechnen, abrechnen. Das Mantra privater Anwaltskanzleien.
Sean kam mit Meis Drink hoch und reichte ihn ihr über den Verbindungssteg zwischen den Booten. Das grelle Sonnenlicht schien durch die dunkelrote Flüssigkeit, sodass sie eher wie Kool-Aid mit Kirschgeschmack aussah.
Wie das Zeug, das Jim Jones seinen 909 Gefolgsleuten in Jonestown zu trinken gab. Sie wollten nichts, als harmonisch zusammenzuleben. Sie wollten nichts als Utopia. Letztlich bekamen sie nichts als Kool-Aid mit Zyanidgeschmack.
Ich spielte mit dem Gedanken, aufzuspringen und Mei den Drink aus der Hand zu schlagen. Doch sie trank ihn bereits in langen Zügen. Was soll’s.
»Das war gut. Ich hab solchen Durst gehabt«, sagte Mei, wobei sie nach hinten torkelte. »Puh, ich glaub, ich hab’s übertrieben, Schatz.« Sie streckte die Hand aus und hielt sich an Jack fest, der sie auf den Decksitz gleiten ließ.
»Ach, Süße. Verträgst einfach keinen Alkohol, nicht wahr?«
»Alles in Ordnung?«, fragte Sean.
Mei legte sich auf die Bank und schloss die Augen.
»Ach, ihr geht’s prima«, sagte Jack.
Doch dem war nicht so.
Weil sie eine Frage zu viel gestellt hatte. Also musste Sean seinen eigenen Hintern retten.
Und weil sie einem der wichtigsten Grundsätze der Leute-Kultur zuwidergehandelt hatte: Man sagt den Leuten nicht, dass ihre Fürze stinken. Oder dass ihr Boot nach Tod riecht.
KAPITEL 13
»Don will dich zum Krabbenfischen mitnehmen, um die Sache beim Dim Sum wiedergutzumachen«, erklärte mein Vater, als ich vom Segeln nach Hause kam.
Die gemahlenen Erdnüsse in den Klößen hatten Don doch nicht umgebracht. Er überlebte trotz all ihrer Anstrengungen, ihn zurück zu Jesus zu schicken. Sturer Bastard.
»Ist schon gut, Dad. Das muss er wirklich nicht.«
»Aber er will. Er ist so ein lieber Junge.«
»Dad, er ist langweilig. Und ich will wirklich nicht noch einmal mit seiner ganzen Familie herumhängen.«
»Nein, Fiona. Es werdet nur ihr beide sein. Und ein paar Freunde von ihm.«
Und ein paar Freunde von ihm. Großartig. Seine Freunde wollten die potenzielle zukünftige Frau ebenfalls begutachten.
»Sag ihm nein danke, Dad. Ich habe kein Interesse.«
»Fiona, sei nicht unverschämt. Er fühlt sich wirklich schlecht wegen dem, was beim Mittagessen passiert ist. Und ich bin mit seinem Vater befreundet. Das Mindeste, was du tun kannst, ist höflich zu sein und Ja zu sagen.«
»Schön. Was auch immer.«
Ich stimmte zu, weil es leichter war, als mich mit meinem Vater herumzustreiten. Alles schon
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